Hamburg. Thioune sichert sich bei den Führungsspielern ab, ob Wood spielen sollte. Der US-Stürmer leistete sich eine kuriose Aktion.
Als eine gute Stunde vor dem Spielbeginn am Sonnabend die Din-A4-Zettel mit den Aufstellungen im Volksparkstadion verteilt wurden, war die Überraschung perfekt. In der fünften Zeile stand es schwarz auf grau: 11, Wood, Bobby. Auf die erste Startelfnominierung des US-Amerikaners seit November 2019 hatte zuvor niemand gewettet – nicht einmal HSV-Trainer Daniel Thioune.
Dieser war zwar von den Trainingsleistungen des Stürmers überzeugt, versicherte sich aber dennoch bei Kapitän Tim Leibold und bei Simon Terodde ab, ob die beiden Führungskräfte ihrem Mitspieler auch einen Startelfplatz gegen Heidenheim (2:0) zutrauen würden.
Wood freut sich über HSV-Einsatz
Gut 24 Stunden später steht Wood in kurzer Hose bei sieben Grad vor dem Stadion – und gewinnt beim Strahlen gegen die sich versteckende Sonne. „Als Spieler tut es immer gut, von Anfang an zu spielen“, sagt der sichtlich gut gelaunte Angreifer, der nur selten einen Einblick in sein Seelenleben gewährt.
„Es hat Spaß gemacht. Ich habe auf diese Chance gewartet, vom Kopf war ich bereit“, sagt Wood, der wohl geahnt hat, dass seine Kollegen ein gutes Wort für ihn beim Trainer eingelegt hatten: „Wir sind eine geile Gruppe. Das ist unsere DNA, dass jeder für den anderen da ist.“
Foul statt Tor: Wood mit kurioser HSV-Aktion
Was Wood allerdings nicht sagte, war, dass er es verpasste, nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz Eigenwerbung zu betreiben. Bezeichnend für seine seit Jahren andauernde Glücklos-Serie brachte der Stürmer nach elf Minuten das Kunststück fertig, statt eine Großchance zu verwerten, Heidenheims Verteidiger Hüsing zu foulen. Weil ihm der Ball bei der Annahme versprang.
Zu allem Überfluss zählte dadurch der Treffer von Josha Vagnoman nicht, der sich den geklärten Ball sicherte. Eine Szene, die sinnbildlich für Woods Zeit beim HSV steht. „Man will sich dafür manchmal selber schlagen", sagte der Stürmer über seine Topchance. „Zum Glück hat Leibe die beiden Tore gemacht."
Wood will sich mit HSV-Aufstieg verabschieden
Seit 2016 ist Wood beim HSV, in 52 Bundesligaspielen hat er sieben Tore geschossen, in 20 Zweitligaspielen hat er einmal getroffen. Geholte wurde der eher introvertierte Hawaiianer einst für vier Millionen Euro von Union Berlin (Fehler Nummer eins), später wurde sein Vertrag vorzeitig mit einem geschätzten Jahresgehalt von 3,5 Millionen Euro verlängert (Fehler Nummer zwei).
Lesen Sie auch:
- Riskante Einsätze: HSV-Spieler erwartet Inzidenz von 677
- HSV-Einzelkritik: Wood warf sich in Zweikämpfe – Hunt machte Spaß
Unter dem Strich bleibt, dass seine Zeit in Hamburg als eines der größten finanziellen Missverständnisse in die HSV-Geschichte eingehen wird – was den eher zurückhaltenden Amerikaner auch nicht gerade gesprächiger gemacht hat.
Vergangenheit. Wood will weder zurückschauen noch in die Zukunft blicken. Sein Wechsel zu Real Salt Lake in die Heimat im Sommer soll feststehen, doch reden will der 28-Jährige darüber nicht. Das Ende seiner HSV-Zeit sei „bittersüß“, aber für ihn zähle nun nur noch eines: „Ich will aufsteigen!“