Hamburg. Gegen Dresden wurde erneut deutlich, wo der HSV noch Nachholbedarf hat. Schlägt der Club jetzt auf dem Transfermarkt zu?
Die Zahlen sprechen für sich: Ganze 36 Sprints zog Dynamo Dresden beim 1:1 am Freitagabend mehr an als der HSV. Das sind satte 16,2 Prozent mehr – und das gegen die in dieser Disziplin zweitbeste Mannschaft der Liga. Nur die Spieler des 1. FC Heidenheim (4482-mal) sprinten häufiger als der HSV (4209). Dicht dahinter folgt allerdings bereits Dresden (4207).
Im Rudolf-Harbig-Stadion war von der Hamburger Sprintstärke jedoch nur wenig zu sehen. Das lag vor allem daran, dass Bakery Jatta nach seiner Corona-Infektion noch nicht in Vollbesitz seiner Kräfte war und nur Luft für die letzten 25 Minuten inklusive Nachspielzeit hatte. Es lag aber auch an den weiteren Offensivoptionen, die Trainer Tim Walter aktuell zur Verfügung stehen.
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HSV fehlt es an Flügelspielern
Einmal mehr wurde deutlich, dass es dem HSV an Qualität an vorderster Front fehlt. Die beiden schnellen Flügelflitzer Jatta und Faride Alidou sind im Kader nicht gleichwertig zu ersetzen. Durch die Herausnahme von Jatta aus der Startelf sah sich Walter am Freitag sogar zu einem Systemwechsel auf ein 4-4-2- mit einer Raute im Mittelfeld gezwungen – weil ihm neben Alidou gar kein zweiter Flügelspieler zur Verfügung stand.
In der Schlussphase versuchte der Coach, mit den Einwechslungen von Mikkel Kaufmann und Manuel Wintzheimer für frischen Wind zu sorgen. Doch beide Profis hinken in dieser Saison den Erwartungen hinterher und stellen gegnerische Defensivreihen eher selten vor Probleme. Ihre Qualität als Flügelstürmer konnten sie bislang auch noch nicht nachweisen.
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Trotz dieses erkennbaren Vakuums auf den offensiven Außenbahnen gibt sich Walter nach außen hin entspannt. Getreu seinem Credo, nicht zu jammern, sondern zu versuchen, das Beste daraus zu machen, forderte der Trainer auch am Freitag nach dem Spiel keine Neuzugänge. „Ob Tempo fehlt auf den Flügeln oder nicht: Wir halten immer Augen und Ohren offen. Jetzt müssen wir mal abwarten, was die nächsten Wochen noch passiert“, sagte Walter mit Blick auf das bis Ende Januar geöffnete Transferfenster.
Die Verantwortlichen für den Kader, Vorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel, wollen möglichst zeitnah einen flexibel einsetzbaren Offensivspieler präsentieren. Idealerweise verfügt dieser Mister X auch über das nötige Tempo, damit der HSV nicht mehr so abhängig von Alidou und Jatta ist. Denn klar ist, dass sich beide Flügelstürmer regelmäßig ihre Auszeiten während eines Spiels genehmigen. Alidou geht meistens sogar ab der 70. Minute die Puste aus.
Alidou-Abgang würde HSV-Vakuum vergrößern
In Dresden reichte es für den Youngster, der für den Sommer bereits einen Vertrag bei Eintracht Frankfurt unterschrieben hat und möglicherweise noch in diesem Winter wechseln könnte, immerhin für 85 Minuten. So lange kam er in seiner noch jungen Profikarriere noch nie zum Einsatz. Auch wenn sein Auftritt wie der seiner Nebenleute nicht fehlerfrei war, deutete Alidou in mehreren Situationen an, warum sich der HSV seinen vorzeitigen Abgang aus sportlicher Sicht eigentlich gar nicht leisten kann.
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„Faride ist nicht so zum Zug gekommen, wie wir es gerne hätten, wir waren zu ungenau. Es war insgesamt zu wenig“, klagte Walter, der von seiner Mannschaft für die anstehenden Aufgaben im Pokal-Achtelfinale am Dienstag beim 1. FC Köln (18.30 Uhr) und drei Tage später im Stadtderby gegen den FC St. Pauli (Fr. 18.30 Uhr) wieder mehr Leidenschaft und Energie fordert.
Zwei Attribute, die auch der oder die potenziellen Neuzugänge mitbringen müssen.