Hamburg. Gegen Dresden wurde erneut deutlich, wo der HSV noch Nachholbedarf hat. Schlägt der Club jetzt auf dem Transfermarkt zu?

Die Zahlen sprechen für sich: Ganze 36 Sprints zog Dynamo Dresden beim 1:1 am Freitagabend mehr an als der HSV. Das sind satte 16,2 Prozent mehr – und das gegen die in dieser Disziplin zweitbeste Mannschaft der Liga. Nur die Spieler des 1. FC Heidenheim (4482-mal) sprinten häufiger als der HSV (4209). Dicht dahinter folgt allerdings bereits Dresden (4207).

Im Rudolf-Harbig-Stadion war von der Hamburger Sprintstärke jedoch nur wenig zu sehen. Das lag vor allem daran, dass Bakery Jatta nach seiner Corona-Infektion noch nicht in Vollbesitz seiner Kräfte war und nur Luft für die letzten 25 Minuten inklusive Nachspielzeit hatte. Es lag aber auch an den weiteren Offensivoptionen, die Trainer Tim Walter aktuell zur Verfügung stehen.

HSV 1:1 in Dresden – die Bilder:

Elbduell in Dresden: Dynamo trotzt dem HSV einen Punkt ab

Brust raus: Dresdens Chris Löwe (l.) sitzt Ludovit Reis (l.) vom HSV im Nacken.
Brust raus: Dresdens Chris Löwe (l.) sitzt Ludovit Reis (l.) vom HSV im Nacken. © dpa | Robert Michael
Das tat weh: HSV-Angreifer Faride Alidou (l.) windet sich nach einem Zweikampf mit Dresdens Michael Sollbauer am Boden.
Das tat weh: HSV-Angreifer Faride Alidou (l.) windet sich nach einem Zweikampf mit Dresdens Michael Sollbauer am Boden. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
Was war da los? HSV-Stürmer Manuel Wintzheimer (r.) diskutiert nach dem Spiel bei Dynamo Dresden mit Kapitän Sebastian Schonlau.
Was war da los? HSV-Stürmer Manuel Wintzheimer (r.) diskutiert nach dem Spiel bei Dynamo Dresden mit Kapitän Sebastian Schonlau. © imago images/Eibner | Bert Harzer
HSV-Stürmer Robert Glatzel (l.) nutzt die erste Hamburger Torchance in Dresden zur schmeichelhaften Führung.
HSV-Stürmer Robert Glatzel (l.) nutzt die erste Hamburger Torchance in Dresden zur schmeichelhaften Führung. © Getty Images | Boris Streubel
HSV-Stürmer Robert Glatzel (r.) lässt sich für seinen Führungstreffer feiern.
HSV-Stürmer Robert Glatzel (r.) lässt sich für seinen Führungstreffer feiern. © Getty Images | Boris Streubel
Dresdens Christoph Daferner (r.) trifft per Kopf zum Ausgleich. HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes (l) und Kapitän Sebastian Schonlau können nur hinterhersehen.
Dresdens Christoph Daferner (r.) trifft per Kopf zum Ausgleich. HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes (l) und Kapitän Sebastian Schonlau können nur hinterhersehen. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
Julius Kade (l.) und Brandon Borello (r.) feiern Dresdens Ausgleichstorschützen Christoph Daferner.
Julius Kade (l.) und Brandon Borello (r.) feiern Dresdens Ausgleichstorschützen Christoph Daferner. © imago images/Picture Point LE | Gabor Krieg
HSV-Verteidiger Jan Gyamerah (r.) beweist gegen Dresdens Vaclav Drchal Körperbeherrschung.
HSV-Verteidiger Jan Gyamerah (r.) beweist gegen Dresdens Vaclav Drchal Körperbeherrschung. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
Dresdens Ransford-Yeboah Königsdörffer (l.) spitzelt gegen HSV-Verteidiger Jan Gyamerah nach dem Ball.
Dresdens Ransford-Yeboah Königsdörffer (l.) spitzelt gegen HSV-Verteidiger Jan Gyamerah nach dem Ball. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
Kopflos in Dresden: Dynamos Brandon Borrello (l.) duckt sich gegen HSV-Profi Jonas Meffert weg.
Kopflos in Dresden: Dynamos Brandon Borrello (l.) duckt sich gegen HSV-Profi Jonas Meffert weg. © Getty Images | Boris Streubel
HSV-Profi Jonas Meffert verpasst dem Ball eine Streicheleinheit.
HSV-Profi Jonas Meffert verpasst dem Ball eine Streicheleinheit. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
Brust raus: Dresdens Chris Löwe (l.) sitzt Ludovit Reis (l.) vom HSV im Nacken.
Brust raus: Dresdens Chris Löwe (l.) sitzt Ludovit Reis (l.) vom HSV im Nacken. © dpa | Robert Michael
Der hat Nerven: Dresdens Torwart Kevin Broll (r.) tanzt HSV-Stürmer Robert Glatzel mit einem gewagten Dribbling aus.
Der hat Nerven: Dresdens Torwart Kevin Broll (r.) tanzt HSV-Stürmer Robert Glatzel mit einem gewagten Dribbling aus. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
Auch HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes (r.) wagt sich bei seinem Comeback gegen Vaclav Drchal ins Dribbling.
Auch HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes (r.) wagt sich bei seinem Comeback gegen Vaclav Drchal ins Dribbling. © WITTERS | ThomasEisenhuth
Dresdens Christoph Daferner (l.) und Julius Kade (r.) setzen Hamburgs Jonas Meffert unter Druck.
Dresdens Christoph Daferner (l.) und Julius Kade (r.) setzen Hamburgs Jonas Meffert unter Druck. © imago images/Picture Point LE | Gabor Krieg
HSV-Angreifer Sonny Kittel (l.) lauert auf einen Fehler von Dresdens Kapitän Yannick Stark.
HSV-Angreifer Sonny Kittel (l.) lauert auf einen Fehler von Dresdens Kapitän Yannick Stark. © Getty Images | Boris Streubel
David Kinsombi (l.) rückte in Dresden überraschenderweise in die HSV-Startelf.
David Kinsombi (l.) rückte in Dresden überraschenderweise in die HSV-Startelf. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
HSV-Profi David Kinsombi (l.) kommt vor Dresdens Chris Löwe zum Kopfball.
HSV-Profi David Kinsombi (l.) kommt vor Dresdens Chris Löwe zum Kopfball. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
Dresdens Julius Kade (r.) geht ins Laufduell mit HSV-Verteidiger Moritz Heyer.
Dresdens Julius Kade (r.) geht ins Laufduell mit HSV-Verteidiger Moritz Heyer. © dpa | Robert Michael
Dynamos Michael Akoto (r.) bringt HSV-Verteidiger Moritz Heyer zu Fall.
Dynamos Michael Akoto (r.) bringt HSV-Verteidiger Moritz Heyer zu Fall. © dpa | Robert Michael
Dresdens Kevin Ehlers (r.) nimmt die Verfolgung von HSV-Stürmer Robert Glatzel auf.
Dresdens Kevin Ehlers (r.) nimmt die Verfolgung von HSV-Stürmer Robert Glatzel auf. © Getty Images | Boris Streubel
HSV-Profi David Kinsombi (r.) ist Dresdens Ransford-Yeboah Königsdörffer eine Beinlänge voraus.
HSV-Profi David Kinsombi (r.) ist Dresdens Ransford-Yeboah Königsdörffer eine Beinlänge voraus. © imago images/Picture Point LE | Gabor Krieg
Dresdens Kevin Ehlers (r.) geht gegen HSV-Stürmer Robert Glatzel auf Tuchfühlung.
Dresdens Kevin Ehlers (r.) geht gegen HSV-Stürmer Robert Glatzel auf Tuchfühlung. © imago images/Lobeca | Michael Raasch
Der HSV schwört sich auf die Restrückrunde ein.
Der HSV schwört sich auf die Restrückrunde ein. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
HSV-Trainer Tim Walter gab sich vor Spielbeginn zuversichtlich.
HSV-Trainer Tim Walter gab sich vor Spielbeginn zuversichtlich. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
Faride Alidou dagegen ist trotz seines feststehenden Wechsels zu Eintracht Frankfurt beim HSV gesetzt.
Faride Alidou dagegen ist trotz seines feststehenden Wechsels zu Eintracht Frankfurt beim HSV gesetzt. © WITTERS | Thomas Eisenhuth
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HSV fehlt es an Flügelspielern

Einmal mehr wurde deutlich, dass es dem HSV an Qualität an vorderster Front fehlt. Die beiden schnellen Flügelflitzer Jatta und Faride Alidou sind im Kader nicht gleichwertig zu ersetzen. Durch die Herausnahme von Jatta aus der Startelf sah sich Walter am Freitag sogar zu einem Systemwechsel auf ein 4-4-2- mit einer Raute im Mittelfeld gezwungen – weil ihm neben Alidou gar kein zweiter Flügelspieler zur Verfügung stand.

In der Schlussphase versuchte der Coach, mit den Einwechslungen von Mikkel Kaufmann und Manuel Wintzheimer für frischen Wind zu sorgen. Doch beide Profis hinken in dieser Saison den Erwartungen hinterher und stellen gegnerische Defensivreihen eher selten vor Probleme. Ihre Qualität als Flügelstürmer konnten sie bislang auch noch nicht nachweisen.

Die HSV-Einzelkritik:

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Transfers? Das sagt HSV-Coach Walter

Trotz dieses erkennbaren Vakuums auf den offensiven Außenbahnen gibt sich Walter nach außen hin entspannt. Getreu seinem Credo, nicht zu jammern, sondern zu versuchen, das Beste daraus zu machen, forderte der Trainer auch am Freitag nach dem Spiel keine Neuzugänge. „Ob Tempo fehlt auf den Flügeln oder nicht: Wir halten immer Augen und Ohren offen. Jetzt müssen wir mal abwarten, was die nächsten Wochen noch passiert“, sagte Walter mit Blick auf das bis Ende Januar geöffnete Transferfenster.

Die Verantwortlichen für den Kader, Vorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel, wollen möglichst zeitnah einen flexibel einsetzbaren Offensivspieler präsentieren. Idealerweise verfügt dieser Mister X auch über das nötige Tempo, damit der HSV nicht mehr so abhängig von Alidou und Jatta ist. Denn klar ist, dass sich beide Flügelstürmer regelmäßig ihre Auszeiten während eines Spiels genehmigen. Alidou geht meistens sogar ab der 70. Minute die Puste aus.

Alidou-Abgang würde HSV-Vakuum vergrößern

In Dresden reichte es für den Youngster, der für den Sommer bereits einen Vertrag bei Eintracht Frankfurt unterschrieben hat und möglicherweise noch in diesem Winter wechseln könnte, immerhin für 85 Minuten. So lange kam er in seiner noch jungen Profikarriere noch nie zum Einsatz. Auch wenn sein Auftritt wie der seiner Nebenleute nicht fehlerfrei war, deutete Alidou in mehreren Situationen an, warum sich der HSV seinen vorzeitigen Abgang aus sportlicher Sicht eigentlich gar nicht leisten kann.

Weitere HSV-Berichte:

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„Faride ist nicht so zum Zug gekommen, wie wir es gerne hätten, wir waren zu ungenau. Es war insgesamt zu wenig“, klagte Walter, der von seiner Mannschaft für die anstehenden Aufgaben im Pokal-Achtelfinale am Dienstag beim 1. FC Köln (18.30 Uhr) und drei Tage später im Stadtderby gegen den FC St. Pauli (Fr. 18.30 Uhr) wieder mehr Leidenschaft und Energie fordert.

Zwei Attribute, die auch der oder die potenziellen Neuzugänge mitbringen müssen.