Hamburg. Früherer Vizekapitän beteuert auch nach der Freistellung weiter, nicht für die kritische Instagram-Nachricht verantwortlich zu sein.
Vom letzten Versuch, die Causa Toni Leistner doch noch zum Guten zu wenden, war beim Trainingsstart am Mittwochnachmittag nichts mehr zu sehen. „Toni muss bleiben!!!“, stand auf einem Transparent, das Unbekannte am Vorabend am Trainingsgelände des HSV befestigt hatten. In blauer Schrift.
Daneben ein zweites weißes Laken mit einem schwarzen Spruch: „Wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten“. Gewissermaßen ein schwarz-weiß-blaues Fan-Kunstwerk, das aber bereits am Morgen wieder verschwunden war. Genau wie auch Toni Leistner selbst.
HSV: Walter dementiert Disput mit Leistner
Am Nachmittag bestätigte der HSV offiziell, was das Abendblatt am Vormittag berichtet hatte: „Toni Leistner für Vereinssuche freigestellt“, stand in Großbuchstaben in der Überschrift. Trainer Tim Walter sprach nach dem Training von einer Entscheidung des Clubs, die er respektiere.
Dabei war es vor allem Walter selbst, der Leistners Abgang durch seine Nicht-Berücksichtigung forciert hatte. „Wir sind alle Angestellte des Vereins und sollten uns dementsprechend verhalten“, sagte Walter und deutete damit an, dass Leistner in den vergangenen Wochen vor allem seine eigenen Interessen in den Vordergrund gestellt haben soll. Einen persönlichen Disput aber dementierte Walter.
HSV macht bei Leistner nur Andeutungen
Auch in der HSV-Mitteilung wird nur angedeutet, warum Leistner sich einen neuen Club suchen soll. „Toni Leistner wird in der Vorbereitung auf das Zweitligaspiel beim 1. FC Heidenheim und auch für die weitere Saisonplanung keine Rolle mehr spielen“, heißt es.
Und weiter: „In ergebnisoffenen Gesprächen zwischen den Verantwortlichen des HSV und Toni Leistner wurde zunächst über die sportliche Situation des Innenverteidigers und die aktuell ihm zugedachte Rolle innerhalb der Mannschaft gesprochen. Diese wollte er in der vorgetragenen Form nicht annehmen ...“
HSV-Austausch mit Leistner schon am Montag
Der zitierte Austausch fand bereits am Montag mit Sportvorstand Jonas Boldt, Sportdirektor Michael Mutzel und eben mit Leistner statt. Zusätzlich brisant wurde das ganze Thema, als am späten Montagabend in den Sozialen Netzen ein Screenshot von einer mutmaßlichen Unterhaltung Leistners mit einem Fan auftauchte.
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„Ich kann es noch gar nicht glauben! Aber so ist das, wenn der Verein sich einen Plan von einem Trainer aufschwatzen lässt und keinen eigenen Plan verfolgt!“, heißt es in der Nachricht, die Leistner einem Fan bei Instagram geschrieben haben soll. Und offenbar nicht nur einem Anhänger.
HSV erwägt im Fall Leistner juristische Schritte
Der 31-Jährige bestritt gegenüber dem HSV, der Verfasser dieser Zeilen gewesen zu sein. Auch sein Berater Branko Panic dementierte gegenüber dem Abendblatt die Autorenschaft Leistners. Beim HSV reagierte man skeptisch, wollte aber die Bekräftigung zunächst einmal so hinnehmen.
Allerdings machten die Verantwortlichen deutlich, dass sie juristische Schritte zur Überprüfung des Sachverhalts in Erwägung ziehen würden. Denn entweder hat sich jemand strafbar gemacht und Leistners Profil gefälscht. Oder Leistner war es doch, hätte sich aber arbeitsrechtlich angreifbar gemacht. Sollte man dies dem Verteidiger nachweisen können, wäre eine fristlose Kündigung ohne Abfindung möglich.
HSV überlegt noch wegen Leistner-Ersatz
Am kommenden Dienstag endet die diesjährige Transferfrist. Der HSV verzichtet auf eine Ablöse, würde aber ungern erneut eine Abfindung zahlen.
Ob der Club noch einen Leistner-Ersatz holt, ist offen. „Wir haben noch Moritz Heyer und Maximilian Rohr. Die können da spielen. Wir sind gut aufgestellt“, sagte Walter zur Innenverteidigung, in der aktuell Kapitän Sebastian Schonlau und Jungprofi Jonas David gesetzt sind. Dass es ein Risiko wäre, keinen weiteren Verteidiger zu holen, sollte aber auch Walter bewusst sein.