Fürstenfeld. Mit Vagnoman gewinnt der HSV am letzten Tag des Trainingslagers. Das Stuttgarter Ultimatum lässt Boldt verstreichen.
Als sich Josha Vagnoman am Freitagmorgen im Rudolf Gutmann Stadion von Fürstenfeld die Fußballschuhe anzog, war eines klar: Der HSV hat das Ultimatum des VfB Stuttgart verstreichen lassen. Und als sich der wechselwillige Außenverteidiger der Hamburger am Abend im Kräuterstadion von Söchau auch noch das Trikot überzog, um das zweite Testspiel der Vorbereitung gegen den griechischen Erstligisten Aris Thessaloniki zu bestreiten, herrschte dann auch Klarheit. Vagnoman bleibt vorerst beim HSV. Der Zweitligist hat das Vier-Millionen-Angebot des VfB abgelehnt. Ein Transfer kommt aktuell nicht zustande. Und so war Vagnoman direkt dabei, als der HSV mit 4:3 (2:3) gewann und Trainer Tim Walter zufrieden machte.
Vagnoman könnte somit in zwei Wochen zum Saisonstart des HSV bei Eintracht Braunschweig in der Startelf des HSV stehen. Nur noch 14 Tage bleiben den Hamburgern nach dem einwöchigen Trainingslager in der österreichischen Steiermark, um beim Aufsteiger aus Niedersachsen zu bestehen. Am Freitagabend wurde Walter in der ersten Halbzeit bewusst, dass bis dahin noch viel Arbeit wartet. Gleich drei einfache Gegentore machten den Trainer zwischenzeitlich richtig sauer.
„Wir verlieren jeden Zweikampf“, schimpfte Walter in Halbzeit eins. Moritz Heyer und Torhüter Matheo Raab hatten es den Griechen mit zwei individuellen Fehlern sehr leicht gemacht. Juan Iturbe (3.) und Daniel Mancini (11.) mussten jeweils nur ins leere Tor einschieben. Aber auch Thessaloniki machte Fehler. Robert Glatzel glich zunächst auf Vorlage von Sonny Kittel zum 1:1 aus (7.). Dann unterlief Marvin Peersman ein Eigentor (22.). Den Patzer machte er mit einem Kopfballtor zum 3:2 wieder wett (35.).
Warum HSV-Coach Walter nicht nur glücklich ist
In der zweiten Halbzeit wechselte Walter auf allen Positionen. Und es lief deutlich besser. Robin Meißner (58.) und der auffällige Xavier Amaechi (59.) drehten das Spiel und stellten Walter zufrieden. „Wir haben unsere Tore schön herausgespielt. Aber die Gegentore haben wir uns selbst reingelegt“, sagte Walter zum Abschluss des Trainingslagers und nur zwei Tage nach dem 2:2 gegen Hajduk Split.
Für den HSV ist es die kürzeste Vorbereitung seit Jahren. Und genau deshalb könnte es für den HSV ein großer Vorteil sein, dass Walter die vorhandenen Abläufe und Automatismen weiter verfeinern kann. „Es ist aus meiner Sicht ganz entscheidend, dass wir mit dem gleichen Trainerteam und einem nur minimal veränderten Kader an den Start gehen“, sagte Sonny Kittel im Interview mit dem HSV. „Nur so kann auch blindes Verständnis entstehen. Auf diese Kleinigkeiten kommt es in der umkämpften Liga an, das hat auch die Vergangenheit gezeigt.“
Kittel ist einer von zehn Spielern aus der Startelf des Relegationsrückspiels gegen Hertha BSC, der auch in Braunschweig wieder von Beginn an dabei sein könnte. Lediglich Bakery Jatta (Muskelbündelriss) muss noch einige Wochen auf seine Rückkehr warten. Dafür hat der HSV mit Ransford Königsdörffer und Filip Bilbija zwei potenzielle Alternativen für die rechte Außenbahn verpflichtet.
HSV hat Probleme bei Kontern
Königsdörffer (20) und Bilbija (22) sind zwei von bislang vier Neuzugängen, die den HSV im Sommer verstärkt haben. Torhüter Raab (23) wird als Herausforderer von Daniel Heuer Fernandes zunächst auf der Bank sitzen. Laszlo Benes (24) dagegen ist für die erste Elf eingeplant. Doch auch der technisch versierte Linksfuß braucht noch Zeit, um die Spielidee von Tim Walter zu verinnerlichen.
Der Trainer legte den Schwerpunkt bei den täglichen Einheiten in Fürstenfeld wie fast immer auf schnelle Spielformen, in denen es um Passschärfe, Balleroberungen und das Umschaltverhalten ging. Walter will weiterhin mit höchster Intensität spielen lassen. Der HSV wird in der kommenden Saison wieder gegen alle Mannschaften dominanten Ballbesitzfußball spielen.
Anders als in der Hinrunde vor einem Jahr soll dann vor allem die Konterabsicherung so gut funktionieren wie in der Endphase der Saison. Am Freitag gegen Thessaloniki hatte der HSV bei Kontern zu Beginn große Probleme. Wie schon gegen Split kassierten die Hamburger zudem zu einfache Gegentore. Das ärgerte den Trainer. „Klar ist, dass wir in dieser Phase aufgrund der Müdigkeit nicht die Konzentration haben“, sagte Walter. „Aber wir geben auch in den Testspielen nie auf. Das sind wir. Ich bin mit der Intensität zufrieden.“
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HSV: Vagnoman-Verbleib hat Einfluss auf Transferplanung
Zehn Trainingseinheiten in sieben Tagen bestritt die Mannschaft in der Steiermark bei Temperaturen von täglich mehr als 30 Grad. Bis auf Sebastian Schonlau und Vagnoman am Donnerstag hatte kein Spieler nennenswerte körperliche Probleme. Bislang kam der HSV ohne schwerere Verletzungen durch die Vorbereitung. Im vergangenen Jahr war das anders. Da verletzte sich neben Vagnoman (Muskelfaserriss) auch Kittel gleich zu Beginn des Sommertrainingslagers in Grassau. Kittel zog sich im Test gegen Innsbruck einen Haarriss im Wadenbein zu und kehrte erst kurz vor dem Saisonstart zurück.
Nun will Kittel es im vierten Versuch endlich schaffen, mit dem HSV in die Bundesliga aufzusteigen. „Wir waren in der vergangenen Saison ganz nah dran, trotz des Dämpfers haben wir Blut geleckt. Jeder Spieler ist richtig heiß darauf, es endlich mal zu vollenden“, sagte er.
Dazu könnte auch Vagnoman gehören. Sollte Stuttgart sein Angebot nicht nachbessern, bleibt der 21-Jährige beim HSV. Dann würde der Club auch keinen weiteren Rechtsverteidiger mehr verpflichten.
Die Transferperiode ist offiziell erst seit Freitag geöffnet. Möglich also, dass er bis zum Ende des Wechselfensters am 31. August noch den Abflug macht. Sicher ist nur, dass Vagnoman dabei ist, wenn der HSV am Sonnabend um 14.15 Uhr von Wien zurück nach Hamburg reist. Am kommenden Sonnabend fliegt der HSV dann in die Schweiz. Beim Erstligisten FC Basel kommt es zur Generalprobe.