Hamburg. Bis Ende August will der HSV noch mindestens zwei Neuzugänge präsentieren – oder nach der Vagnoman-Verletzung sogar drei? Der Stand.

Die schlechte Nachricht kam mit drei Tagen Verspätung. Schon am Freitagabend hatte sich Josha Vagnoman schlecht gefühlt. Und das lag nicht nur an der 2:3-Niederlage des HSV im Stadtderby beim FC St. Pauli, als Vagnoman erstmals seit Anfang Mai wieder in einem Ligaspiel für eine Viertelstunde zum Einsatz kam.

Doch erst am Sonntag wurden die Schmerzen in seinem Oberschenkel so stark, dass sich der 20-Jährige bei den HSV-Ärzten meldete. Mit der Diagnose, die der Club am Dienstag zum Trainingsstart verkündete, hatte Vagnoman aber nicht gerechnet. Der Außenverteidiger hat sich einen Muskelsehnenriss im Oberschenkel zugezogen. Er fällt mindestens zwei Monate aus.

HSV: Vagnoman gab gerade erst sein Comeback

Gerade erst hatte Vagnoman sein Comeback gegeben nach einer wochenlangen Pause wegen eines Muskelfaserrisses. Vagnoman musste sogar seine Teilnahme an den Olympischen Spielen absagen.

Nun also der nächste Rückschlag. Es ist nicht der erste in seiner noch jungen Karriere. Allein in den vergangenen zweieinhalb Jahren fehlte Vagnoman wegen sechs unterschiedlicher Verletzungen 292 Tage. Nachdem lange Zeit sein Sprunggelenk seine Schwachstelle war, ist es nun der linke Oberschenkel, der zum dritten Mal in Folge streikt.

HSV: Vagnoman-Transfer ist wohl vom Tisch

Für den HSV ist es eine doppelt bittere Nachricht. Zum einen hätte der U-21-Nationalspieler gute Chancen gehabt, am Sonntag im Heimspiel gegen Darmstadt den angeschlagenen Jan Gyamerah zu ersetzen, der gegen St. Pauli einen schwachen Tag erwischte, nach einem Schuss an den Kopf benommen vom Platz musste und durch Vagnoman ersetzt wurde.

Josha Vagnoman (l.) im Derby gegen St. Paulis Christopher Buchtmann – in der Schlussphase verletzte sich der HSV-Verteidiger schwer.
Josha Vagnoman (l.) im Derby gegen St. Paulis Christopher Buchtmann – in der Schlussphase verletzte sich der HSV-Verteidiger schwer. © Witters | Unbekannt

Zum anderen hat sich ein Verkauf des Talents so gut wie erledigt. Zuletzt gab es immer wieder Anfragen aus Italien, Frankreich und England. Vagnoman und auch sein Vater Karaboue zeigten zunehmend Gesprächsbereitschaft. Die „Bild“-Zeitung brachte am Mittwoch außerdem noch Borussia Dortmund als Interessenten ins Spiel. Doch wer kauft jetzt einen Verteidiger, der zwei Monate ausfällt?

HSV sucht Alternativen – Heyer eine Option?

Vor wenigen Monaten galt ein Vagnoman-Verkauf noch als wahrscheinlich. Doch durch die Einnahmen aus dem Sieben-Millionen-Transfer von Amadou Onana zu OSC Lille war der finanzielle Druck beim HSV in dieser Transferperiode raus. Nun stellt sich eher die Frage, ob die Hamburger auf der Position rechts hinten noch einmal nachbessern müssen.

Wahrscheinlicher ist aber, dass der HSV die Zeit des Vagnoman-Ausfalls mit Defensiv-Allrounder Moritz Heyer kompensieren wird. Der 26-Jährige wurde von Trainer Tim Walter bereits in der Vorbereitung rechts hinten in der Viererkette getestet. Gut möglich, dass Heyer auf dieser Position auch am Wochenende gegen Darmstadt spielt, um die zuletzt ziemlich wackelige Defensive zu stabilisieren.

Im Training am Dienstag nahm sich Tim Walter ausgiebig Zeit für Moritz Heyer.
Im Training am Dienstag nahm sich Tim Walter ausgiebig Zeit für Moritz Heyer. © Witters | Unbekannt

HSV darf mehr als drei Millionen Euro ausgeben

Finanziell hätte der HSV die Möglichkeit, auch in der Abwehr noch etwas zu tun. Nach Abendblatt-Informationen hat der Aufsichtsrat der HSV Fußball AG sogar noch mehr als die drei Millionen Euro Transferbudget abgesegnet, die die „Morgenpost“ am Dienstag nannte. Mindestens zwei Verstärkungen sucht der Club noch. Zum einen halten Sportdirektor Michael Mutzel und Sportvorstand Jonas Boldt Ausschau nach einem Ersatz für Jeremy Dudziak auf der Achter-Position.

Vor allem im Stadtderby wurde mehr als deutlich, dass dem HSV im zentralen Mittelfeld noch Qualität fehlt. Ein Spieler, der Dominanz ausstrahlen kann und das Spiel an sich reißt. David Kinsombi ist dafür nicht der Spielertyp, Neuzugang Ludovit Reis noch zu inkonstant und Anssi Suhonen zu unerfahren. Der Finne könnte aber schon gegen Darmstadt eine Startelfchance erhalten.

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Opoku will sich beim HSV durchbeißen

Zum anderen will der HSV noch einen Offensivspieler holen, der Tempo und Qualitäten im Eins-gegen-eins hat und vornehmlich auf den Außen eingesetzt werden kann. Im aktuellen Kader fehlt dieser Spielertyp. Einzig Bakery Jatta ist in der Lage, mit Geschwindigkeit in direkte Duelle zu gehen. Doch der Gambier braucht dafür Platz. Auf engen Räumen könnte das noch Sonny Kittel. Allein – er zeigt es zu selten.

Die Technik und den Speed hätte auch Aaron Opoku. Doch das 21 Jahre alte Eigengewächs gilt als zu verspielt und wurde auch von Walter in den ersten vier Pflichtspielen noch nicht eine Minute berücksichtigt. Nach seinen zwei Leihen zu Hansa Rostock und Jahn Regensburg in den vergangenen zwei Jahren ist ein erneuter Wechsel in diesem Sommer aber vom Tisch. Opoku, der am Mittwoch der U21 im kleinen Derby gegen den FC St. Pauli II (13 Uhr, hier im Liveticker) helfen sollte, will in dieser Saison auf seine Chance warten.

HSV ohne Interesse an Victor Jensen

Ein Profi, dessen Name am Mittwoch vor allem in niederländischen Medien als möglicher Neuzugang gespielt wurde, wird unterdessen nicht zum HSV wechseln.

Ajax-Talent Victor Jensen (M.) wurde am Mittwoch als möglicher HSV-Neuzugang genannt.
Ajax-Talent Victor Jensen (M.) wurde am Mittwoch als möglicher HSV-Neuzugang genannt. © Imago/Panoramic International | Unbekannt

Nach Abendblatt-Informationen besteht bei Mutzel & Co. kein Interesse am dänischen U-21-Nationalspieler Victor Jensen (21) von Ajax Amsterdam, der als junger, offensiver Mittelfeldspieler gleichwohl ins Anforderungsprofil gepasst hätte.

HSV hofft auf Schwung auf dem Transfermarkt

Für Boldt, Mutzel und Chefscout Claus Costa dagegen wartet in den kommenden zwei Wochen bis zum Ende der Transferperiode noch viel Arbeit. Durch den Bundesligastart kommt der Markt in den kommenden Tagen noch einmal in Bewegung. Aber auch das Ausland, insbesondere die Nachbarländer wie Dänemark, Österreich und die Niederlande, haben die Kaderplaner im Blick.

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Die Anfragen aus dem Ausland für Josha Vagnoman dürften sich dagegen bis auf Weiteres erledigt haben. Er kann sich in den kommenden Wochen auf seine Reha konzentrieren. Läuft alles glatt, wird er in zwei Monaten beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf wieder zur Verfügung stehen. Und hoffen, dass er danach von neuen Schocknachrichten verschont bleibt.

HSV verliert das Stadtderby – die Bilder:

Hamburg bleibt braun-weiß – FC St. Pauli besiegt HSV

HSV-Spielmacher Ludovit Reis (r.) kommt gegen St. Paulis Luca Zander zu spät.
HSV-Spielmacher Ludovit Reis (r.) kommt gegen St. Paulis Luca Zander zu spät. © WITTERS | Leonie Horky
Der FC St. Pauli hat einen neuen Derbyhelden: Simon Makienok (r.) traf gegen den HSV doppelt.
Der FC St. Pauli hat einen neuen Derbyhelden: Simon Makienok (r.) traf gegen den HSV doppelt. © WITTERS | Valeria Witters
St. Paulis Finn Ole Becker (M.) jubelt über seinen 1:0-Führungstreffer …
St. Paulis Finn Ole Becker (M.) jubelt über seinen 1:0-Führungstreffer … © dpa | Christian Charisius
… und verschwindet in einer Jubeltraube.
… und verschwindet in einer Jubeltraube. © Getty Images | Martin Rose
HSV-Rechtsaußen Bakery Jatta (l.) legt Sonny Kittel (r.) den 1:1-Ausgleichstreffer perfekt auf. St. Paulis Torwart Nikola Vasilj ist chancenlos.
HSV-Rechtsaußen Bakery Jatta (l.) legt Sonny Kittel (r.) den 1:1-Ausgleichstreffer perfekt auf. St. Paulis Torwart Nikola Vasilj ist chancenlos. © dpa | Christian Charisius
HSV-Stürmer Bakery Jatta lässt sich zu Recht für seine Vorarbeit zum 1:1 feiern.
HSV-Stürmer Bakery Jatta lässt sich zu Recht für seine Vorarbeit zum 1:1 auf St. Pauli feiern. © dpa | Christian Charisius
St.-Pauli-Stürmer Simon Makienok (r.) trifft zum 2:1, HSV-Verteidiger Jonas David kommt zu spät.
St.-Pauli-Stürmer Simon Makienok (r.) trifft zum 2:1, HSV-Verteidiger Jonas David kommt zu spät. © dpa | Christian Charisius
Kurz danach legte Simon Makienok das 3:1 nach.
Kurz danach legt der Däne das 3:1 nach. © dpa | Christian Charisius
Jan Gyamerah (M.) und Sebastian Schonlau (l.) vom HSV können dabei nur zuschauen.
Jan Gyamerah (M.) und Sebastian Schonlau (l.) vom HSV können dabei nur zuschauen. © imago images/MIS | Unbekannt
St.-Pauli-Stürmer Simon Makienok (r.) hadert mit einer vergebenen Großchance, HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes (r.) bedankt sich bei Retter Tim Leibold.
St.-Pauli-Stürmer Simon Makienok (r.) hadert mit einer vergebenen Großchance, HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes (r.) bedankt sich bei Retter Tim Leibold. © WITTERS | Leonie Horky
HSV-Spielmacher Ludovit Reis (r.) kommt gegen St. Paulis Luca Zander zu spät.
HSV-Spielmacher Ludovit Reis (r.) kommt gegen St. Paulis Luca Zander zu spät. © WITTERS | Leonie Horky
Der zuletzt so starke HSV-Verteidiger Jan Gyamerah musste verletzt vom Feld geführt werden.
Der zuletzt so starke HSV-Verteidiger Jan Gyamerah musste verletzt vom Feld geführt werden. © Getty Images | Martin Rose
HSV-Stürmer Robert Glatzel (r.) im Zweikampf mit St. Paulis Eric Smith.
HSV-Stürmer Robert Glatzel (r.) im Zweikampf mit St. Paulis Eric Smith. © WITTERS | Valeria Witters
HSV-Stürmer Robert Glatzel (vorn links) im Zweikampf mit St. Paulis Eric Smith.
HSV-Stürmer Robert Glatzel (vorn links) im Zweikampf mit St. Paulis Eric Smith. © WITTERS | Valeria Witters
St. Paulis Neuzugang Marcel Hartel (r., gegen HSV-Verteidiger Jonas David) stand auf Anhieb in der Startelf.
St. Paulis Neuzugang Marcel Hartel (r., gegen HSV-Verteidiger Jonas David) stand auf Anhieb in der Startelf. © WITTERS | Leonie Horky
Tim Leibold (l.) versucht St. Paulis Finn Ole Becker zu enteilen.
Tim Leibold (l.) versucht St. Paulis Finn Ole Becker zu enteilen. © imago images/Beautiful Sports | T. Sobczak
St. Paulis Leart Paqarada (r.) zieht HSV-Stürmer Robert Glatzel zu Boden – für diese Aktion gibt es die Gelbe Karte.
St. Paulis Leart Paqarada (r.) zieht HSV-Stürmer Robert Glatzel zu Boden – für diese Aktion gibt es die Gelbe Karte. © dpa | Christian Charisius
St. Paulis Daniel-Kofi Kyereh (l.) schüttelt HSV-Verteidiger Tim Leibold ab.
St. Paulis Daniel-Kofi Kyereh (l.) schüttelt HSV-Verteidiger Tim Leibold ab. © Getty Images | Martin Rose
St.-Pauli-Trainer Timo Schultz (l.) und sein HSV-Kollege Tim Walter begrüßten sich vor dem Anpfiff herzlich.
St.-Pauli-Trainer Timo Schultz (l.) und sein HSV-Kollege Tim Walter begrüßten sich vor dem Anpfiff herzlich. © Getty Images | Martin Rose
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