Hamburg. Der Hamburger Jung, HSV-Innenverteidiger Stephan Ambrosius, hat sich für den DFB und gegen Ghana entschieden. Vorerst.
Genau eine Woche ist es her, dass ein Anruf Stephan Ambrosius’ Gefühlswelt durcheinander brachte. Am vergangenen Montag meldete sich U-21-Nationaltrainer Stefan Kuntz persönlich und teilte dem HSV-Verteidiger mit, dass er ihn bei der am Mittwoch beginnenden Gruppenphase der EM-Endrunde in Ungarn und Slowenien dabei haben wolle.
„Ich hatte schon die Tage davor Kontakt mit dem Trainer, deshalb habe ich gehofft, dass er mich auf dem Zettel hat“, sagte Ambrosius, dessen Gefühlsachterbahn im Lauf der Woche aber erst so richtig an Fahrt aufnahm. Denn vier Tage später zog auch noch Ghanas Nationaltrainer Charles Akonnor nach – und nominierte den Hamburger Jung erstmals für die Afrika-Cup-Qualifikationsspiele gegen Südafrika (25. März) und São Tomé und Príncipe (28. März).
HSV-Profi Ambrosius sagt Ghana ab
Nach reiflicher Überlegung sagte Ambrosius dem Land seiner Eltern am Wochenende vorerst ab – und machte sich am Sonntag nach dem Regenerationstraining auf den Weg zum U-21-Treffpunkt im Frankfurter Airport Marriott Hotel. Von hier aus fliegt das deutsche Nachwuchs-Nationalteam an diesem Montagvormittag ab 11 Uhr nach Budapest, von wo es weiter mit dem Bus ins EM-Quartier nach Gárdony geht.
Ambrosius’ Ja-Wort für Deutschland ist noch kein endgültiges Nein für Ghana. Erst nach einem Einsatz für eine A-Nationalmannschaft hat man sich für eine Nation „festgespielt“. Und gerade in der aktuellen Corona-Zeit dürfte die Verlockung, risikoreiche Reisen um die halbe Welt auf sich zu nehmen, für Ambrosius nur bedingt reizvoll zu sein. Wobei auch die EM-Vorrunde in Ungarn (mit Inzidenzen weit über 500) als durchaus problematisch angesehen wird.
Sportlich gilt die deutsche Mannschaft mit Ambrosius und HSV-Kollege Josha Vagnoman hinter Spanien als einer der Mit-Favoriten. Zum Auftakt trifft das Kuntz-Team am Mittwoch (21 Uhr) auf Ungarn und am Sonnabend (21 Uhr) auf die Niederlande. Letzter Vorrunden-Gegner ist am Dienstag darauf (18 Uhr/alle Spiele live bei Pro 7) Rumänien.
Lesen Sie auch:
„Zweikampfmonster": Thioune lobt Ambrosius
Interessiert zuschauen wird auch HSV-Trainer Daniel Thioune, der froh ist, dass sich nicht noch mehr Verbände um den Youngster streiten. „Da würden sicherlich noch mehr Länder nachfragen, wenn in seiner Familie noch einiges sortiert wäre oder es die eine oder andere Nation mehr in der Verwandtschaft gebe“, witzelte Thioune nach dem Heimsieg gegen Heidenheim (2:0).
Und ganz im Ernst lobte er vor Ambrosius’ Abfahrt Richtung Frankfurt: „Stephan ist ein Zweikampfmonster, das sich in alles reinbrettert. Er hat es sich verdient, dass er die Wahl zwischen Adler auf der Brust und dem Land seiner Eltern hat.“ Für Ambrosius ist es die Qual der Wahl.