Hamburg. Toni Leistner hatte im Urlaub Corona und fehlte deshalb bei der ersten Einheit von Trainer Tim Walter. Ein anderer ist endgültig weg.
Der Volkspark zeigte sich am Freitagmittag beim Trainingsauftakt des Hamburger SV von seiner schönsten Seite. Strahlender Sonnenschein, 35 Grad im Schatten, und ein laues Lüftchen, das nur bedingt erfrischte. Tropische Bedingungen, die beim HSV aber keinesfalls für schlechte Laune sorgte. Im Gegenteil: Neu-Trainer Tim Walter (45) und die Mannschaft freuten sich, dass es endlich wieder los geht. "Unser Blick geht nach vorne. Tim Walter ist ein Freund davon, Spieler besser zu machen. Wir haben den Kader verjüngt und hungrige Spieler hinzugewonnen", sagte Sportvorstand Jonas Boldt (39).
Auch Walter, dessen Stimme nach der knapp 80-minütigen Einheit etwas glitten hatte, ist hungrig, die Aufgabe anzugehen. "Es ist ein super Gefühl wieder auf dem Platz zu stehen und zu sehen, wie die Jungs trainieren. Es hat richtig Spaß gemacht“, bilanzierte Walter.
HSV und Narey lösen Vertrag auf
Einen "Jungen" bekam der neue Trainer zu seinem Dienstantritt auf dem Platz allerdings nicht mehr zu Gesicht: Noch vor dem Trainingsstart löste der HSV am Freitag wie angestrebt den ursprünglich noch bis Juni 2020 datierten Vertrag mit Khaled Narey in beiderseitigem Einvernehmen auf.
Der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler darf sich nach drei Jahren in Hamburg mit 77 Zweitligaspielen und elf Treffern nun also endgültig einen neuen Verein suchen. Zum Abschied gab es für Narey aber noch einmal warme Worte. "Khaled ist ein feiner Mensch, der sich immer professionell verhalten und sein Bestes für den Verein und das Team gegeben hat", sagte HSV-Sportchef Michael Mutzel.
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Und der künftige Ex-Spieler spielte den Ball ein letztes Mal passgenau zurück. "Auch wenn die Zeiten in den vergangenen Jahren nicht immer einfach waren, möchte ich sie dennoch nicht missen", sagte der Deutsch-Togolese, der 2018 aus Fürth in den Volkspark gekommen war. Wohin es Narey als nächstes ziehen wird, ist noch unbekannt.
HSV sucht noch weitere Verstärkungen für den Kader
Derweil kündigte Boldt an, weitere Transfers anzustreben. Vor allem nach dem Abgang von Torjäger Simon Terodde (34), der zu Schalke 04 gewechselt ist, haben die Hamburger Bedarf in der Offensive. "Simon hat Qualität mitgebracht und wir hätten ihn gerne gehalten. Aber wir können seine Entscheidung nachvollziehen. Wir wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten Qualität verpflichten", erklärte der HSV-Chef, der zudem bestätigte, dass man sich nach einem neuen Torhüter umschaut. "Es wird definitiv noch etwas passieren. Das gilt für beide Richtungen", so Boldt, der also auch weitere Abgänge nicht ausschließt.
Kinsombi und Gyamerah fehlen beim Auftakt
Insgesamt 21 Spieler fanden den Weg auf den Rasen. Nicht dabei war Abwehrspieler Toni Leistner, der sich in der Sommerpause mit dem Coronavirus infiziert hatte. Nach Vereinsangaben war der 30-Jährige aber symptomfrei und wird nun langsam wieder an die Belastung herangeführt. Leistner trainierte im Kraftraum, während seine Teamkollegen auf dem Platz waren.
Auch David Kinsombi (25) und Jan Gyamerah (26) verpassten die Premiereneinheit des neuen Trainers. Beide absolvierten eine individuelle Einheit. Kinsombi wurden im Urlaub Schrauben aus dem Bein herausoperiert, die er nach seinem Schienbeinbruch im Winter 2018/19 eingesetzt bekommen hatte.
Auch Gyamerah musste sich einem Eingriff unterziehen. Im Sommer 2019 hatte sich der Rechtsverteidiger einen Wadenbeinbruch zugezogen, der ebenfalls mit Schrauben fixiert werden musste. Diese wurden nun entfernt. Das Duo wird nach der Wundheilung in die Vorbereitung einsteigen.
Vagnoman und Onana haben noch Sonderurlaub
Darüber hinaus waren auch Rechtsverteidiger Josha Vagnoman (20) und Amadou Onana (19) nicht dabei. Das Duo war nach Saisonende noch mit ihren Nationalmannschaften unterwegs und haben noch Sonderurlaub. Auch der langzeitverletzte Stephan Ambrosius (21, Kreuzbandriss) war nicht im Volkspark vor Ort.
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Bei der ersten Trainingseinheit der Sommervorbereitung waren auch die drei Neuzugänge Sebastian Schonlau (26), der ablösefrei vom SC Paderborn kam, Jonas Meffert (26), für den die Hamburger immerhin rund 500.000 Euro an Holstein Kiel überwiesen, und Miro Muheim (23), der zunächst auf Leihbasis vom FC St. Gallen nach Hamburg gewechselt ist.
Ebenfalls anwesend waren die zuletzt verliehenen Flügelstürmer Xavier Amaechi (20, KSC) und Aaron Opoku (22, Regensburg).
HSV will in der neuen Saison mutiger und proaktiver werden
Dagegen fehlte Abwehrspieler David Bates (24), der in den Planungen keine Rolle mehr spielt und freigestellt ist, um sich einen neuen Verein suchen zu können. Zuschauer waren trotz der niedrigen Corona-Inzidenz in Hamburg am Freitag nicht zugelassen.
Unabhängig des Spielermaterials setzt HSV-Sportvorstand Boldt vor allem auf Trainer Walter. Der neue Coach soll nicht nur die Spieler besser machen, er soll auch einen Mentalitätswechsel vorleben. "Wir wollen heraus aus dem Verwalten, den tristen Momenten, und dem permanenten Blick in den Rückspiegel. Wir wollen mutig und proaktiv sein", sagte Boldt.