Hamburg. Youngster Tommy Doyle schießt den HSV in Paderborn zum Sieg und deutet an, dass er die Lösung des größten Problems sein kann.
Der Siegtreffer des HSV in der vierten Minute der Nachspielzeit durch Tommy Doyle ist auch Manchester City nicht entgangen. Der englische Meister kommentierte noch am Freitagabend einen Tweet des HSV, der seinen Torschützen zum 2:1 in Paderborn feierte, und freute sich mit seinem nach Hamburg verliehenen Mittelfeldspieler.
Gerade einmal sieben Minuten kam Doyle, der erst am letzten Tag der Transferperiode zum HSV gewechselt war, in der laufenden Saison zum Einsatz. Sieben Minuten, die es aber durchaus in sich hatten. Beim 1:1 in Aue erzwang der 20 Jahre alte Engländer mit seinem Chipball an die Latte das zum Ausgleich führende Eigentor durch Dirk Carlson. In Paderborn gelang ihm nun sogar der Siegtreffer. Lediglich nach seiner späten Einwechslung gegen Düsseldorf (1:1) trat der Youngster nicht mehr gefährlich in Erscheinung.
Boldt will mehr Doyle-Minuten beim HSV
Seine Bilanz liest sich gar nicht mal so verkehrt: Drei Kurzeinsätze, zwei Scorerpunkte. Vieles spricht dafür, dass Doyle nach seinem Premierentor nun auch einmal mehr als nur in den Schlussminuten mitwirken darf. „Wenn er so weitermacht, wird er sicherlich auch bei dem Trainer (Tim Walter; d. Red.) eine Chance bekommen, mehr zu spielen“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt am Sonnabend.
Auf die Frage, ob er Doyle gerne länger spielen sehen würde, fand der Manager eine deutliche Antwort: „Klar, natürlich“, sagte Boldt, um seine Aussage aber umgehend zu relativieren. „Aber ich bin auch nicht bei jedem Training dabei. Der Trainer kann das besser bewerten. So wie wir bis jetzt gespielt haben, waren die anderen berechtigt auf dem Platz.“
Doyle könnte größtes HSV-Problem lösen
Mehr Einsatzzeit für Doyle, das wünschen sich auch die Fans. Und wenn man der Aussage von Mittelfeldstratege Jonas Meffert Glauben schenken darf, dann auch seine Mitspieler, die – anders als Boldt – bei jedem Training dabei sind. „Als ich gesehen habe, dass Tommy den Ball bekommt, wollte ich direkt jubelnd zur Eckfahne abdrehen. Wir kennen ja seine Abschlussstärke aus dem Training“, sagte Meffert nach dem Last-Minute-Sieg.
Auch Boldt bescheinigt Doyle eine „andere Abschlussqualität“ als dem Rest des Teams, womit auch schon die größte Schwäche der aktuellen Saison deutlich wird. Vor dem Tor lässt der HSV weiterhin viel zu viele Chancen liegen. In Paderborn grenzte es fast schon an Slapstick, was insbesondere Stürmer Robert Glatzel an Großchancen liegen ließ.
HSV: Warum Walter Doyle kaum spielen lässt
Der große Makel in dieser Saison bleibt die mangelnde Effizienz vor dem Tor. Nach Glatzel (sechs Tore) ist Defensivspieler Moritz Heyer mit fünf Toren der einzige Hamburger, der mehrfach getroffen hat. Von den Offensivkräften kommt schlichtweg zu wenig.
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- Einzelkritik:
Nach dem Abgang des treffsicheren Simon Terodde sah es der Plan der Clubspitze vor, die Verantwortung für das Toreschießen auf mehrere Schultern zu verteilen. Doch mit der Umsetzung tun sich die Profis noch schwer. Braucht es jetzt einen Doyle für mehr als nur die Schlussminuten auf dem Platz, um die Effektivität zu steigern? „Ich bin mir sicher, dass er im Laufe der Saison mehr Spielzeit bekommen und vielleicht auch mal von Anfang an spielen wird“, kündigt Boldt an.
Doch Walter braucht für seinen kraft- und laufintensiven Fußball in erster Linie nicht Kunstschützen, sondern Arbeiter, Balleroberer und -behaupter. Diesbezüglich sieht der Coach bei Doyle noch Nachholbedarf. „Selbstverständlich wünsche ich mir, noch mehr zu spielen“, sagt der Offensivspieler, der im Training auch als Freistoßschütze überzeugt. „Aber so ist es im Fußball: Wenn du die Chance bekommst, dann musst du da sein.“ So wie in Paderborn.