Hamburg. Toptorjäger Simon Terodde arbeitet in der Quarantäne an seinem Comeback. Andere HSV-Sorgenkinder sind schon einen Schritt weiter.
Wird der HSV am Ostersonntag wie geplant zum Nordderby bei Hannover 96 antreten können? Muss das Team noch im April geschlossen in ein Quarantäne-Trainingslager? Werden Josha Vagnoman und Stephan Ambrosius gesund und munter von der Teilnahme mit der deutschen U-21-Nationalmannschaft an der Europameisterschaft im Corona-Hochrisikogebiet Ungarn zurückkehren?
Inmitten angehäufter Ungewissheiten gab es für den Hamburger Zweitligisten am Mittwoch neben der Entwarnung in der Oster-Debatte (das Spiel in Hannover soll stattfinden) immerhin auch weitere Mut machende Antworten auf drei personelle Fragen: Ja, Rick van Drongelen, David Kinsombi und Toni Leistner konnten wie geplant ihr vorgesehenes Trainingspensum absolvieren. Das zuletzt verletzte Trio mischte sich am Vormittag sogar schon wieder unter die übrigen Mannschaftskameraden.
HSV rechnet mit van Drongelen und Kinsombi
Das "teilintegrierte" Programm für die Rekonvaleszenten hatte HSV-Trainer Daniel Thioune tags zuvor bereits angekündigt. "Es werden für die drei die ersten Gehversuche sein", so Thioune, der sich vor allem bei van Drongelen und Kinsombi Hoffnungen im Hinblick auf das nächste Spiel in Hannover am 4. April macht: "Rick und David steigen schon voll ein." Am Nachmittag bedeutete dies allerdings zunächst auch noch eine weitere Einheit im Kraftraum.
Bei Innenverteidiger van Drongelen gelte nach dessen Bänderriss: "Wenn es hält, dann hält es wieder. Da gibt es dann keine Probleme von der Belastung her." Bei Mittelfeldmann Kinsombi sei nach dessen Muskelverletzung dagegen weiter Vorsicht geboten. Dennoch würde Thioune gegen Hannover "am ehesten mit Kinsombi und van Drongelen rechnen".
"Freier Mann" Leistner wird weiter herangeführt
Weniger optimistisch gibt sich Thioune indes bei einer derart schnellen Rückkehr von Leistner, dessen letzter Einsatz nun schon bald zwei Monate zurückliegt, nachdem er sich Ende Januar im Heimspiel gegen Paderborn (3:1) einen Muskelbündelriss im hinteren linken Oberschenkel zugezogen hatte.
"Toni bekomme ich diese Woche noch nicht voll im Mannschaftstraining, deswegen würde ich lieber die nächsten Tage erst noch abwarten, und dann gucken wir die Woche danach", sagt Thioune über den 30 Jahre alten Abwehrchef. "Es muss ja dann auch Sinn ergeben. Letztlich ist er auch deutlich länger ausgefallen als die anderen beiden."
Immerhin: Am Freitag ist Leistner in einem internen Trainingsspiel – der HSV verzichtet in der Länderspielpause im Gegensatz zum FC St. Pauli auf einen echten Testspielgegner – nach Möglichkeit als eine Art "freier Mann" vorgesehen. Zuvor soll der Verteidiger am Donnerstag wie auch Kinsombi und van Drongelen "voll" ins Torschusstraining eingebunden werden.
Dudziak und Terodde: Klarheit nächste Woche?
So weit sind Jeremy Dudziak (Schulterverletzung) und auch Simon Terodde (Covid-19) noch lange nicht. Dudziak wird vorerst weiter individuell mit Athletikcoach Sebastian Capel trainieren und damit vorerst nicht wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. "Das brauchen wir auch diese Woche noch nicht", sagt Thioune, der beim besten Vorbereiter des HSV (acht Assists) "gucken muss, wie es weitergeht".
Bei Terodde hegt Thioune indes bereits Hoffnungen zumindest auf einen Kurzeinsatz gegen Hannover. Der Toptorjäger (20 Saisontreffer) befindet sich nach seinem positiven Corona-Test zwar nach wie vor in häuslicher Quarantäne, kann dort in Absprache mit den Athletiktrainern aber weiter sein individuelles Programm abspulen. So soll sich der 33-Jährige nun etwa sukzessive auf dem Spinning-Rad steigern.
Gleichwohl weiß auch Thioune, dass Teroddes Pensum bis zu dessen für Montag angedachten Rückkehr auf den Trainingsplatz nicht mit dem seiner Mannschaftskollegen zu vergleichen ist. Aber: "Es geht ihm soweit gut, es hat sich nicht verschlechtert." Terodde habe sich laut Thioune erst "sehr schlapp gefühlt", nach dem Sieg gegen Heidenheim am Sonnabend sei es ihm aber "glaube ich schon wieder deutlich besser" gegangen.
HSV: Terodde als Ersatzmann nach Hannover?
Reicht es beim Angreifer also unter Umständen sogar schon für Hannover? "Schwer zu sagen, Stephan hatten wir direkt ins kalte Wasser geworfen", sagt Thioune mit Blick auf Ambrosius, der im Oktober gegen Aue sein Blitz-Comeback nach Corona-Infektion gegeben hatte. "Das war schon ein bisschen risikobehaftet, weil er damals auch schon sehr kaputt und platt war und es ihm doch auch nicht so gut ging."
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Bei Terodde müsse daher nun genau darauf geachtet werden, ob eine Nominierung zu verantworten wäre. Eine Entscheidung soll am Ende der nächsten Trainingswoche gefällt werden. "Wir müssen sehen, wie er sich die Tage fühlt und sich gibt", sagt Thioune über den Routinier – der letztlich trotz aller Umstände schon irgendwie eingeplant ist. "Aber Simon nimmt man ja sowieso mit, er ist ja ein Stürmer. Dann startet er vielleicht nicht und dann bringen wir ihn."
Ein Bankplatz wäre übrigens ein Novum für Simon Terodde in seiner Zeit beim HSV. Bislang absolvierte er alle seine 25 Einsätze in der Zweiten Bundesliga von Beginn an. Zwölfmal wurde er ausgewechselt. Und als Joker ist Terodde bislang auch nicht nachhaltig in Erscheinung getreten: Lediglich vier seiner 138 Zweitligatreffer erzielte er bei seinen 31 Einsätzen als Einwechselspieler (bei insgesamt 245 Zweitligaspielen).