Hamburg. Klaus Gjasula gibt ungewöhnliche Antworten, spricht über seine besondere Karriere, Corona, die Super League und den Aufstieg.

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Die Karriere von Klaus Gjasula war eigentlich beendet. Der Mittelfeldspieler des HSV wollte zurück zu seiner Familie nach Freiburg fahren und eine Ausbildung beginnen. 2013 war das. Gjasula war 23 Jahre alt und gerade mit dem MSV Duisburg II aus der Regionalliga abgestiegen.

„Ich habe eine Seuchensaison gespielt, war plötzlich vereinslos und kurz vor dem Heimweg. Doch dann kam das Angebot von Kickers Offenbach, und da änderte sich für mich alles“, sagt Gjasula acht Jahre später im Podcast-Gespräch mit dem Abendblatt. Offenbachs Trainer Rico Schmidt sah das „Funkeln in seinen Augen“, gab Gjasula eine Chance. Seine letzte. „Ich hätte jedes Angebot angenommen. Sie haben mir dann noch ein Reiskorn mehr geboten, als ich noch einmal nachgefragt habe.“

Seit zehn Monaten steht der albanische Nationalspieler nun beim HSV unter Vertrag. Gjasula hat eine Karriere hingelegt, über die er mal „ein Buch schreiben sollte“, sagt sein Kumpel Serdar Dursun von Darmstadt 98. Von der Regionalliga hat sich der rustikale Sechser innerhalb weniger Jahre in die Bundesliga gekämpft. Dahin will er nun auch wieder mit dem HSV. Sich hohe Ziele zu setzen und daran zu glauben, hat in seinem Leben oft geklappt. „Vieles, was ich mir erträumt habe, ist wahr geworden. Trotzdem ist noch nicht Schluss.“

Warum der HSV Gjasula verpflichtet hat

Gjasula war sieben Monate alt, als seine Eltern aus Albanien nach Deutschland flohen und in Freiburg unterkamen. Sie wohnten in einem Hochhaus in einer Siedlung mit vielen Menschen mit Mi­grationshintergrund. Zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder Jürgen lernte er auf dem Bolzplatz der Nachbarschaft, sich durchzusetzen.

Sein Bruder, der heute beim 1. FC Magdeburg in der Dritten Liga spielt, war der talentiertere. Jürgen und Klaus, benannt von der Oma nach Schwarzwaldklinik-Schauspieler Klausjürgen Wussow, wohnten 2012 für ein Jahr zusammen in Duisburg. Jürgen, der damals bei den Profis des MSV spielte, musste seinen Bruder Klaus mit der gemeinsamen Wohnung sogar finanziell unterstützen. Doch zum Nationalspieler und Bundesligaprofi wurde der jüngere und weniger begabte der beiden.

Es ist auch diese Geschichte, die den HSV nach dem zweiten verpassten Aufstieg in Folge dazu bewog, Klaus Gjasula nach Hamburg zu holen. Mit seiner Mentalität und seinem Willen sollte der 31-Jährige dazu beitragen, dass die Mannschaft in der Zweiten Liga mehr Widerstandskraft entwickelt und auf den letzten Metern der Saison nicht wieder einbricht. Bislang tat sich Gjasula aber schwer, diese Erwartung zu erfüllen. „Das war bislang die schlechteste Saison der vergangenen Jahre für mich“, sagt er.

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Würde Gjasula gegen einen Löwen kämpfen?

Aber noch ist die Saison ja nicht vorbei. Sechs Spiele hat der HSV noch Zeit, den Aufstieg im dritten Anlauf zu schaffen. Gerade für diese Phase hat der HSV Spieler wie Gjasula oder Toni Leistner geholt. „Ich bin ein Typ, der vorangeht. Ich habe mich in allen Clubs zum Führungsspieler hochgearbeitet.“ Beim HSV sei das erstmals anders gewesen. „Hier bin ich als Anführer gekommen. Ich wurde in eine Rolle geschoben, ohne dass ich dafür etwas geleistet habe.“

Als er noch in Offenbach spielte, haben sein Mitspieler Benjamin Pinto und er sich immer gegenseitig gefragt, ob sie für Geld in einem Käfig gegen einen Löwen kämpfen würden. Diese Kampfeslust braucht der HSV jetzt. „Jeder muss verstehen, dass es kein Ich mehr gibt, sondern nur noch ein Wir“, sagt Gjasula. Sein Glaube: „Wir schaffen den Aufstieg.“ Dieser Glaube hat ihn in seinem Leben bislang selten getäuscht.