Hamburg/Ingolstadt. Fünf Jahre nach seinem Aus kehrt der Funktionär mit Ingolstadt in den Volkspark zurück. Vor dem Wiedersehen hat er emotionalen Respekt.

Dietmar Beiersdorfer sieht noch immer aus wie Dietmar Beiersdorfer. Mehr noch: Er sieht sogar noch recht gut aus. Findet zumindest: Dietmar Beiersdorfer.

„Wir sehen doch alle noch ganz frisch aus. Ich bin jedenfalls mit mir zufrieden“, sagt der neue Geschäftsführer Sport und Kommunikation des FC Ingolstadt, als er fünf Tage vor seiner ersten Rückkehr in den Volkspark seit seiner HSV-Beurlaubung beim Gastspiel des FCI (Sonntag, 13.30 Uhr/Liveticker auf abendblatt.de) über Zoom mit mehreren Hamburger Medienvertretern verbunden ist.

Beiersdorfer "entschuldigt" sich für Auszeit

Dass diese Beurlaubung schon fast fünf Jahre her ist, fällt beim Blick in Beierdorfers Gesicht tatsächlich schwer zu glauben. Sechs-Tage-Schnurrbart, Drei-Tage-Bart, ansonsten alles wie immer. Es tue ihm leid, sagt er, dass er sich nach seiner HSV-Demission ein wenig rar gemacht habe.

Aber auch in seiner aktiven Zeit beim HSV habe er immer Bauchschmerzen damit gehabt, wenn ein Ex-Funktionär meinte, sich über seinen HSV mal wieder auslassen zu müssen. Also tauchte Beiersdorfer ab. Zumindest medial.

HSV raubte Dietmar Beiersdorfer „alle Kräfte“

Er habe ein paar Beratermandate im Sportbereich gehabt und als strategischer Advisor bei Startups gearbeitet. Auch mit Ex-Sportdirektor Bernhard Peters hat Beiersdorfer an gemeinsamen Projekten gewerkelt. Ansonsten habe er vor allem regenerieren müssen. „Der HSV war kein Erholungsurlaub. So ein Job raubt einem alle Kräfte“, sagt der 58-Jährige.

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Eine halbe Stunde hat sich Beiersdorfer am Mittwochmittag Zeit genommen – wobei recht schnell klar wird, dass der gebürtige Franke lieber über die Zukunft mit Ingolstadt als über die Vergangenheit mit dem HSV sprechen möchte: „Ich lebe nicht in der Vergangenheit, sondern ich lebe im Hier und Jetzt.“

HSV verabschiedete Beiersdorfer mit bösem Satz

Doch im Hamburger Hier und Jetzt kommt man nicht ganz um einen Blick in den Rückspiegel herum. Denn dass der HSV nun bereits im vierten Jahr in der Zweiten Liga spielt, führen nicht wenige Beobachter maßgeblich auch auf Beiersdorfers unglückliches Wirken in seinem dritten HSV-Leben zurück.

  • Leben Nummer eins: Seine erfolgreiche Zeit als Spieler, als er in den 80er- und 90er-Jahren als kompromissloser Defensivspezialist zu Werke ging.
  • Leben Nummer zwei: Als Sportchef machte sich Beiersdorfer von 2002 bis 2009 sieben Jahre lang einen Namen in der Branche, wurde vom Boulevard sogar als „Dukaten-Didi“ gefeiert, ehe er den Club im Streit mit Bernd Hoffmann nach den „Werder-Wochen“ verließ.
  • Und ab 2014 schließlich sein HSV-Leben Nummer drei als Vorstandsvorsitzender und später sogar in Doppelfunktion als Auch-noch-Sportchef.

Als Beiersdorfer nach zweieinhalb chaotischen Jahren gehen musste, sagte der damalige Aufsichtsratschef Karl Gernandt den bösen Satz: „Wir bedanken uns für seine unermüdliche Arbeit, die in vielen Bereichen, aber eben leider nicht im Kerngeschäft Fußball-Bundesliga, erfolgreich war.“

Beiersdorfer wünscht dem HSV den Aufstieg

Nun also die emotionale Rückkehr in den Volkspark – auf die Beiersdorfer selbst durchaus mit Anspannung blickt. „Das wird mich bewegen, ich bin ein sensitiver Mensch“, sagt der gebürtige Fürther, der mit seiner Familie noch immer in Hamburg.

„Natürlich ist das auch mein Club, der mich mein ganzes Leben begleitet hat und zu dem ich viele Emotionen aufgebaut habe. Ich habe dem Club unglaublich viel zu verdanken“, sagt Beiersdorfer.

Die „diversen Versuche“ des Traditionsvereins, nach dem Abstieg 2018 in die Bundesliga zurückzukehren, habe er aber dennoch aufmerksam verfolgt. „Natürlich wünsche ich mir für die Fans, diese Stadt, den HSV den Aufstieg“, sagt Beiersdorfer.