Hamburg. Handball-Zweitligist rechnet mit bis zu achtmonatiger Sperrung der Sporthalle Hamburg. Nun fehlen dem Verein in der Stadt Alternativen.

Die Ratlosigkeit war Sebastian Frecke anzusehen, als er am späten Freitagabend auf dem Feld der q.beyond Arena stand. Immer wieder zuckte der Geschäftsführer des HSV Hamburg (HSVH) mit den Schultern, kurze Anflüge von Galgenhumor durchbrachen seinen fragenden Blick. Eine halbe Stunde zuvor hatte sich der Tabellenführer der 2. Handball-Bundesliga in letzter Minute ein 28:28 – nach 24:28 Rückstand – gegen den VfL Lübeck-Schwartau erkämpft. Freckes Ratlosigkeit galt jedoch einem sehr viel dramatischeren Thema als der Schlussphase des Nordderbys.

Nachdem das Bezirksamt Nord die Sporthalle Hamburg am vergangenen Dienstag wegen Mängeln an der Dachkonstruktion „vorläufig“ gesperrt hatte, wich der HSVH am Freitag kurzfristig in seine Trainingshalle am Volkspark aus. Welche große Zeitspanne das Wort „vorläufig“ meint, dürfte Frecke dann schnell klar gewesen sein.

HSVH kann 2021 nicht mehr in Sporthalle Hamburg trainieren

Der HSVH rechnet damit, dass seine Heimspielstätte für acht Monate, sprich bis Ende des Jahres, gesperrt wird. Manche Beobachter gehen sogar von einer noch längeren Sperrung aus. Konkret haben schwere Betonplatten die Dachkonstruktion über den Tribünen über eine bestimmte Norm heruntergedrückt. Nun vergehen, allein bis die Ingenieure das Dach genau begutachtet haben, rund zwei Monate. Erst danach kann ein Bauauftrag für die städtische Anlage ausgeschrieben werden, der bestehende Denkmalschutz könnte für weitere Verzögerungen sorgen.

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„Einerseits traue ich den Verantwortlichen eine schnelle Lösung zu. Andererseits hat uns die Vergangenheit häufiger etwas anderes gelehrt“, sagt Frecke, „niemand weiß, wann die Sporthalle Hamburg wieder bespielbar sein wird.“

Umzug in andere Halle unvermeidbar

Ob eine provisorische Lösung mit Stützpfeilern umsetzbar ist, sei noch nicht klar. Da der Club wegen der Lizenzierung von der nächsten Saison an, die laut Rahmenspielplan mit der ersten Runde des deutschen Pokals am 28. August beginnen soll, mit Zuschauern kalkulieren muss, ist ein Umzug in eine andere Halle unvermeidbar. Das Problem dabei: „In der Hallengröße für 3000 bis 4000 Besucher, die wir benötigen, gibt es in Hamburg keine guten Optionen“, sagt der HSVH-Geschäftsführer.

Da eine der beiden Haupttribünen der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena – im Gegensatz zu den Basketballspielen der Hamburg Towers (Kapazität 3400 Zuschauer) – bei Handballspielen nicht ausgefahren werden kann, bietet sie nicht ausreichend Platz für die benötigte Zuschaueranzahl.

HSVH steht vor Hallen-Problem

Die Barclaycard Arena hätte mit 13.200 Sitzplätzen diesen Platz, ist jedoch bereits nahezu komplett ausgebucht. Der „Elbdome“ ist noch nicht gebaut, in den Messehallen könne der HSVH in Anbetracht der drängenden Zeit auch nicht mit einer schnellen Lösung rechnen. Andere Hallen wie die Neugrabener CU Arena (1800 Plätze) wären deutlich zu klein. „Für eine Weltstadt wie Hamburg ist das absurd. Wir haben jetzt das Problem, das alle immer prophezeit haben“, sagt Frecke.

Obwohl die Stadt um eine Lösung bemüht sei, muss sich Frecke nach Alternativen umsehen. Doch die sind rar gesät. Weil auch die Lübecker Hansehalle (2100 Sitzplätze) zu klein ist, hätten nur die Wunderino Arena des THW Kiel (10.300 Plätze) und die Flens-Arena der SG Flensburg-Handewitt (6300) eine passende Größe. Diese Optionen schließe der HSVH, insbesondere aus Rücksicht auf die eigenen Fans, jedoch aus.

HSVH spielt letzte Heimspiele in Barclaycard Arena

In der aktuellen Saison hat der HSVH noch fünf Heimspiele, das nächste am Dienstag (18 Uhr/sportdeutschland.tv) gegen den EHV Aue. Ab dem 9. Mai hat der HSVH für die letzten drei Heimspiele die Barclaycard Arena geblockt. Wenn die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes Modellprojekte mit Zuschauern ausschließen sollte, wird der HSVH die Saison aber in seiner Trainingshalle beenden.