Hamburg. Die Bundesliga-Handballer sichern sich mit einem 32:24-Heimsieg über den TuS N-Lübbecke vorzeitig den Klassenerhalt.

Torsten Jansen ballte beide Hände zu Fäusten, die Mannschaft tanzte vor Freude im Kreis, als die Schlusssirene in der Sporthalle Hamburg ertönte. Dank des 32:24 (15:13)-Heim­sieges gegen Bundesligaschlusslicht TuS N-Lübbecke und der 25:26-Niederlage des Tabellenvorletzten GWD Minden gegen den TVB Stuttgart sicherten sich Hamburgs Handballer fünf Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt.

„Es ist noch nicht so ganz zu mir durchgedrungen, weil wir in der Woche nicht darüber reden wollten. Wir sind aber megafroh, dass wir es jetzt geschafft haben“, sagte Torhüter Johannes Bitter (39) strahlend. „Wir können sagen, dass wir viele positive Überraschungen erlebt haben, viele Jungs am oberen Limit spielen. Ich hoffe, dass die Fans uns auch die Spiele verzeihen, in denen wenig funktioniert hat.“

HSV Hamburg betreibt Wiedergutmachung und bleibt erstklassig

Die auswärtsschwachen Ostwest­falen – der bisher einzige Lübbecker Saisonsieg in der Fremde datiert vom 9. Oktober – taten sich zu Beginn offensiv ex­trem schwer, erzielten erst nach knapp acht Minuten den ersten Treffer (3:1/8.). Dies lag einerseits daran, dass das Kellerkind in Sachen Kreativität und Präzision nicht gerade Angst und Schrecken verbreitete, andererseits auch an der beweglichen und aggressiven Hamburger Deckung.

Der HSV Hamburg (HSVH) hatte nach den vergangenen beiden Heimspielen – einer 24:33-Abreibung gegen den SC DHfK Leipzig sowie einer 29:34-Pleite gegen Abstiegskandidat HBW Balingen-Weilstetten – einiges gutzumachen. Zu Spielbeginn stimmten aus Hamburger Sicht aber vor allem zwei Dinge: die Körpersprache und das Ergebnis (5:1/12.). Bei jeder gelungenen Aktion sprangen die Ersatzspieler spontan auf, feuerten ihre Mitspieler gestenreich an.

Lübbeckes Mrakovcic sieht zu Unrecht Rot

Dass die zunächst überfordert wirkenden Lübbecker Mitte des ersten Durchgangs ins Spiel kamen, lag an einer anfangs maximal durchschnittlichen Torhüterleistung Bitters sowie schwachen Wurfquoten der beiden dänischen Außen Casper Mortensen und Frederik Bo Andersen. Nur weil der sportlich limitierte Gegner nicht alle Fehler bestrafte, konnte der HSVH im Duell beider Aufsteiger mit einer 15:13-Führung in die Kabine gehen. „Wir bringen Lübbecke selbst ins Spiel, wollen dann zu viel. Vorne probieren wir irgendwelche komischen Anspiele, verlieren den Ball. Auf einmal gucke ich hoch, und es steht unentschieden. Ich dachte, der Schiedsrichter hätte ein Tor von uns vergessen“, sagte Rückraumspieler Philipp Bauer.

Dass die Gäste nicht aufgaben, zeigte auch der harte Einsatz von Lübbeckes Luka Mrakovcic, der Nicolai Theilinger im höchsten Gegenstoßtempo von hinten zu Fall brachte. Den Frust über die folgende Rote Karte (34.) – einer diskutablen Entscheidung – bekam auch ein unbeteiligter Stuhl zu spüren, gegen den der kochende Kroate wütend trat. „Das war keine Rote Karte, ich habe es den Schiedsrichtern auch gesagt“, räumte HSVH-Coach Torsten Jansen ein.

HSVH siegt auch ohne Spielmacher Tissier

Obwohl dem HSVH offensiv die ordnende Hand ihres Spielmachers Leif Tissier (Schulterverletzung) fehlte, kam Lübbecke nicht entscheidend heran. „Kommt!“, brüllte Bitter in Richtung der 3276 Fans, die dem heißblütigen Schlussmann zeitweise zu ruhig waren. Auch dank einiger wichtiger Paraden des Ex-Nationaltorwarts (insgesamt 13) sowie der im Vergleich zur ersten Halbzeit deutlich stärkeren Abschlüsse von Linksaußen Mortensen, mit neun Toren bester Werfer, ging der HSVH mit einem Viertorevorsprung von 24:20 (49.) in die Schlussminuten, in denen Bitters Tor­latte gleich doppelt krachte.

Erst feuerte Lübbeckes Tom Skroblien einen Siebenmeter gegen den Querbalken, dann schlug Bitter, nachdem er auch den Abpraller spektakulär pariert hatte, vor Freude mit beiden Fäusten gegen das Aluminium. Das Tor wackelte bedenklich, die Zuschauer johlten, der TuS verlor den Glauben.

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„Das sind Sachen, die eine Mannschaft komplett runterziehen und der anderen Aufwind geben“, sagte Jansen später, während wenige Meter entfernt laute Ballermannmusik und Bierkasten-Geklimper aus der HSVH-Kabine drangen. Spätestens als Mortensen einen Gegenstoß cool zur ersten Sechstoreführung (29:23/57.) ins Netz tropfen ließ, war die Entscheidung gefallen, der HSVH für ein weiteres Jahr erstklassig. „Es ist extrem wichtig, zu diesem Zeitpunkt schon planen zu können“, freute sich Geschäftsführer Sebastian Frecke.

Tore HSV Hamburg: Mortensen 9, Bergemann 6, Weller 5, Theilinger 4, Bauer 3, Axmann 2, Wullenweber 2, Späth 1, Schimmelbauer, Valiullin, Gertges, Ossenkopp, Andersen.

Tore Lübbecke: Skroblien 5, Spohn 5, Mrakovcic 4, Baumgärtner 3, Strosack 3, Dräger 2, Petrovsky 2, Wolf, Kontrec, Nissen, Mundus.