Hamburg. Der niederländische Spielmacher ist der einzige Hamburger Handballer beim Turnier. In der Hauptrunde winkt ihm ein Heimspiel.

Es sind aufregende Tage und Wochen für Dani Baijens. Erst am 23. Dezember hatte der Spielmacher mit dem HSV Hamburg (HSVH) beim 34:34 beim TBV Lemgo Lippe das letzte Handball-Bundesligaspiel 2023 bestritten, nur in der Woche nach Weihnachten blieben dem 25-Jährigen ein paar freie Tage zum Abschalten.

Wobei Abschalten relativ ist. Bevor Baijens am Morgen des 2. Januar zur niederländischen Nationalmannschaft aufbrach, stand für ihn noch eine besonders aufregende Silvesterfeier in Den Haag an, wo er seiner Freundin Nyala einen Heiratsantrag machte. „Als wir um Punkt zwölf Uhr oben auf der Dachterrasse standen, habe ich ihr die Frage gestellt“, erzählt Baijens mit stolzer Stimme.

Handball: Baijens ist der einzige HSVH-Profi bei der EM

Zeit für die Hochzeitsplanung ist momentan aber noch nicht, sein voller Fokus liegt derzeit auf der am kommenden Mittwoch beginnenden Handball-EM in Deutschland. „Es ist momentan natürlich ein bisschen stressig, eigentlich kenne ich das aber nicht anders. In den vergangenen Jahren hatten wir häufig auch noch zwischen Weihnachten und Silvester Lehrgänge mit der Nationalmannschaft. Jetzt hat die eine freie Woche zumindest gutgetan“, sagt Baijens.

In der Gruppe E trifft er mit der Niederlande auf den amtierenden Europameister Schweden sowie Georgien und Bosnien. „Schweden ist klarer Favorit in unserer Gruppe. Bei Bosnien und Georgien kenne ich zwar einzelne Spieler, grundsätzlich weiß ich aber nicht viel über diese Teams“, sagt Baijens. „Unser Hauptziel ist, die Hauptrunde zu erreichen. Danach sehen wir weiter.“

Dani Baijens und Luc Steins sind miteinander befreundet

Handball ist in den Niederlanden eine Randsportart. Anders als in der Vergangenheit ist das Nationalteam im europäischen Vergleich mittlerweile aber ein ernstzunehmendes Team, bei dem die erste Sieben mindestens auf gutem Bundesliganiveau agiert. Baijens (1,82 Meter) und sein Kumpel Luc Steins (1,73 Meter) bilden zwar das kleinste, aber auch das schnellste Spielmacherduo der EM, sind mit ihren flinken Bewegungen unangenehm zu verteidigen.

„Natürlich gehören Luc und ich zu den Leistungsträgern. Das heißt aber nicht, dass wir alles alleine machen. Wir sind eine Mannschaft, die nur zusammen stark ist“, sagt Baijens, der vom kommenden Sommer an gemeinsam mit Steins beim Champions-League-Club Paris St. Germain spielen wird.

Kay Smits fehlt der Mannschaft bei der EM

Das Problem der Niederlande ist vielmehr die fehlende Breite, wobei das „jedes Jahr ein bisschen besser“ werde, versichert Baijens. „Im Gegensatz zu Nationen wie Dänemark können wir nicht ständig durchwechseln. Wir sind nach vier Spielen eigentlich schon komplett tot und müssen trotzdem weiter durchziehen.“ Der kurzfristige Ausfall von Rückraumspieler Kay Smits (SG Flensburg-Handewitt/Herzmuskelentzündung) ist deshalb umso bitterer. „Kay ist einer unserer besten Spieler, es ist schwierig ohne ihn“, sagt Baijens, der dennoch weiß, dass sich sein Team unter normalen Umständen als Gruppenzweiter hinter Schweden in die Hauptrunde werfen können sollte.

„Bei Bosnien spielt Benjamin Buric aus Flensburg und bei Georgien dieser Rückraumrechte vom VfL Gummersbach, der acht Meter hoch springt“, weiß der HSVH-Profi, dem offenbar die Sprungkraft von Giorgi Tskhovrebadze eher im Gedächtnis geblieben ist als dessen zugegebenermaßen nicht ganz unkomplizierter Name.

Hauptrundenspiele würden in Hamburg stattfinden

Sollte der Hauptrundeneinzug gelingen, winken Baijens mehrere „Heimspiele“ in der Hamburger Barclays Arena. „Ich schlafe dann zu Hause, dann sparen wir wieder ein bisschen Geld für den Verband“, sagt er und lacht. „Nein, kleiner Scherz. Trotzdem wäre es mega cool und ein Traum für mich, wenn wir in Hamburg spielen würden. Nyala könnte dann gemeinsam mit meinen Eltern einfach bei uns in der Wohnung schlafen.“

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Beim HSVH ist Baijens der einzige EM-Fahrer, der Rest des Teams kann sich geschlossen auf die anstehende Rückrunde in der Bundesliga vorbereiten, wo das Team nach einer schwachen Phase nur ein Punkt von den Abstiegsplätzen trennt. „Wenn wir in der Vorbereitung wieder mehr positive Energie und Selbstvertrauen bekommen, werden wir eine schöne zweite Saisonhälfte haben“, sagt Baijens. Und vielleicht hilft ja auch ein bisschen niederländischer EM-Schwung.