Hamburg. Tomislav Severec spielt bei Hamburgs Bundesligahandballern das erste Mal im Ausland. Der Kroate hofft auf Chancen im Nationalteam.
Den Start in die Woche hatte sich Tomislav Severec anders vorgestellt. Als der neue Rückraumspieler des HSV Hamburg (HSVH) am Montag auf dem Weg zum Interviewtermin mit dem Abendblatt war, fuhr ihm jemand seitlich ins Auto.
Nicht besonders schlimm, aber auch der leichte Blechschaden verdeutlichte dem 26 Jahre alten Kroaten, welche Herausforderungen in einem fremden Land auftreten können. Weil Severec noch kein Deutsch spricht, rief er HSVH-Co-Trainer Blazenko Lackovic (42) an. Sein Landsmann stand sofort bereit, half ihm als Übersetzer aus der Situation.
Handball: Lackovic hilft Severec in Hamburg
„Blazenko hilft mir überall weiter. Wenn ich Hilfe brauche, kann ich ihn einfach anrufen. Ganz egal, ob es um meine Wohnung, meine Krankenversicherung oder den Autounfall geht. Ich bin ihm sehr dankbar dafür“, sagt Severec. In wenigen Tagen beginnt er mit Zoran Ilic (21/Ungarn), dem zweiten Neuzugang der Hamburger Bundesligahandballer, einen Deutschkurs.
„Die Sprache ist für mich momentan die größte Herausforderung. Mit Englisch komme ich aber ganz gut zurecht“, sagt Severec, der beim HSVH für den linken Rückraum eingeplant ist. „In der Kabine sprechen alle Deutsch. Deshalb ist es mir wichtig, die Sprache so schnell wie möglich zu lernen.“
Severec bezieht eine Wohnung in Ottensen
Seit zweieinhalb Wochen lebt der Rechtshänder nun in Hamburg, übergangsweise teilt er sich noch das Apartment mit Ilic. Auch wenn sich beide gut verstehen, ist Severec doch froh, bald in seine eigene Wohnung nach Ottensen ziehen zu können. Bis seine Freundin Matea am 21. August aus Kroatien nachreist, will er die neue Wohnung fertig eingerichtet haben. Nur bei der Dekoration könne seine Freundin vielleicht noch etwas nachhelfen, sagt Severec und lacht.
Auf die Frage, ob er auch ohne Blazenko Lackovic jetzt beim HSVH spielen würde, weiß der Neuzugang keine richtige Antwort. „Ich weiß nicht, ob ich auch ohne ihn in Hamburg gelandet wäre. Er hat auf jeden Fall eine große Rolle bei dem Wechsel gespielt.“
HSVH fragte bereits vor eineinhalb Jahren bei ihm an
Bereits vor eineinhalb Jahren fragte der HSVH bei Severec an, sein Vertrag beim kroatischen Topclub RK Nexe Nasice lief allerdings noch bis zu diesem Sommer. Den Durchbruch gab es dann rund um Weihnachten, als Lackovic im Heimaturlaub in Kroatien war. „Nexe war zu dieser Zeit schon klar, dass ich wechseln würde. Dann hat mir Vedran Zrnic den Hinweis gegeben, dass Blazenko gerade in Zagreb ist. Also haben wir uns getroffen“, erzählt Severec.
Nexe-Sportdirektor Zrnic kennt Lackovic aus der kroatischen Nationalmannschaft, gemeinsam gewannen sie unter anderem Olympiagold in Athen 2004. „Blazenko ist eine Legende in Kroatien. Diese gesamte Handballgeneration ist überall bekannt“, sagt der 1,91-Meter-Athlet.
Er absolvierte bereits Probetrainings in Leipzig und Balingen
Schon im Alter von 20 hatte Severec überlegt, in die Bundesliga zu wechseln. Beim SC DHfK Leipzig absolvierte er ein Probetraining, später auch bei Balingen-Weilstetten. „Für mich war der Wechsel nach Leipzig oder Balingen damals noch zu früh“, sagt der ehemalige Juniorennationalspieler, der damals noch beim kleinen Verein RK Umag spielte. „Der Zwischenschritt mit Nexe Nasice war genau richtig für mich“, sagt er.
In Nasice, einem 18.000-Einwohner-Städtchen im Nordosten Kroatiens, sammelte Severec Erfahrung in der European League. Obwohl der HSVH nicht europäisch spielt, sieht er den Wechsel in die Bundesliga als Schritt nach vorne. „In Kroatien wird die Meisterschaft immer zwischen Nexe und Zagreb entschieden. Gegen den Rest der Liga haben wir fast immer mit zehn Toren Vorsprung gewonnen“, sagt er. „Es war von Anfang an mein Wunsch, nach Hamburg zu kommen. Wir mussten nicht lange verhandeln.“
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Für die kroatische A-Nationalmannschaft absolvierte Severec bisher vier Länderspiele, bei der WM im vergangenen Winter stand er im erweiterten Kader. „Ich glaube, dass meine Chancen in der Nationalmannschaft steigen, wenn ich in der Bundesliga spiele. Das ist die stärkste Liga der Welt“, sagt er.
Die Geschwindigkeit und Intensität sei in Deutschland etwas höher, habe er bereits gemerkt: „Ich werde ein bisschen Zeit brauchen, um mich an alles anzupassen.“ Das gilt nicht nur für die Handballhalle, sondern wohl auch für alle anderen Bereiche des Lebens.