Hamburg. Hamburgs Bundesliga-Handballer sind am Mittwoch in die Vorbereitung gestartet. Bitters Comeback entscheidet auch über seine Zukunft.

Während seiner aktiven Karriere lief Torsten Jansen stets mit der Rückennummer fünf auf. Wieso der Trainer des HSV Hamburg (HSVH) momentan aber anscheinend einen Hang zur Zahl sieben hat, lässt sich nicht ergründen. Die vergangene Handball-Bundesligasaison schloss das Jansen-Team als Siebter ab, danach ging es für den 46-Jährigen in den Sommerurlaub zum Siljan, dem – natürlich – siebtgrößten See Schwedens.

Als Jansen am Mittwoch im Landesleistungszentrum in Dulsberg – die q.beyond Arena wird noch bis September saniert – zum offiziellen Trainingsauftakt bat, betonte nicht nur der Coach, dass ein erneuter siebter Platz unrealistisch ist.

Handball: Platz sieben "aus den Köpfen streichen"

„Ich glaube, dass wir eine sehr gute Rolle spielen können. Platz sieben sollten wir uns aber ganz schnell aus unseren Köpfen streichen und an die Wand hängen, damit wir mal stolz drauf gucken können“, sagte auch Keeper Johannes Bitter. „Wir kämpfen erst einmal um die Punkte, die uns von unten fernhalten.“ Der HSVH weiß, dass die Erwartungen schnell zu groß werden können, nachdem der Verein, der in der vergangenen Saison beim Personaletat mit knapp drei Millionen Euro nur auf Platz 16 der Bundesliga lag, derart überperformte.

Auch in der neuen Spielzeit können Hamburgs Handballer den Gesamtetat von bisher fünf Millionen Euro nur leicht um einen niedrigen bis mittlereren sechsstelligen Betrag erhöhen. Entscheidenden Anteil daran hat der Einstieg des Obst- und Gemüseunternehmens Dole als Sponsor. Dole zahlt jährlich einen Betrag im unteren sechsstelligen Bereich, ist damit nach Hauptsponsor Hapag-Lloyd wichtigster Geldgeber beim HSVH.

Zoran Ilic und Tomislav Severec sind neu

Der Kader wurde mit dem ungarischen Rückraumrechten Zoran Ilic (21/von Telekom Veszprem) und dem kroatischen Rückraumlinken Tomislav Severec (26/RK Nexe Nasice) punktuell verstärkt. „Severec ist ein explosiver Eins-gegen-eins-Spieler, der auch in der Abwehr stark ist, obwohl er kein Riese ist. Er hat schnelle Beine, kann auch im Mittelblock decken“, sagt Jansen. „Zoran Ilic ist ein junger Spieler mit wahnsinnigem Potenzial. Er muss erst einmal in der Mannschaft ankommen und an seinem Potenzial arbeiten.“

Das gilt auch für die 20 Jahre alten Talente Max Niemann (Spielmacher), Linksaußen Alexander Hartwig, Torhüter Alexander Pinski sowie den Rückraumlinken Lennard Benkendorf, die Profiverträge erhielten.

Bis auf Torhüter Bitter (40), der nach seiner Knie-Operation noch individuell trainiert, nahm der gesamte Kader am Trainingsauftakt teil. Rückraumspieler Dominik Axmann (24) schleppt zwar noch eine Einblutung im Kniebereich von Anfang Juni mit sich herum, scheint aber ebenso belastbar wie Dani Baijens (25), der sich im Südostasien-Urlaub auf Bali eine Lebensmittelvergiftung einfing, seit drei Tagen aber wieder gesund ist.

Bitter wurden freie Gelenkkörper entfernt

Bitter, dem Anfang Mai bei einer Arthroskopie freie Gelenkkörper im rechten Knie entfernt worden waren, ist mit seinem Rehaprozess zufrieden. „Ich habe in den zehn Wochen das erreicht, was ich erreichen wollte. Nächste Woche will ich den Einstieg in die Halle finden, mich wieder an den Boden gewöhnen. Training mit der Mannschaft ist dann aber noch nicht möglich“, sagt er. Die zunehmende Belastung des Knies habe bisher nicht zu Reizungen geführt.

Dennoch, sagt Bitter, sei er „brutal“ ungeduldig. „Sobald es mal einen Tag nicht bergauf geht oder einen kleinen Rückschritt gibt, bin ich der schlechtgelaunteste Mensch der Welt“, sagt der Keeper. „Es ist die anstrengendste Reha, die ich bisher gemacht habe, weil alles ein bisschen länger dauert als noch mit Mitte 20.“

Bis zum Saisonstart wieder fit zu sein, sei sein „Wunsch“. Es könne aber auch sein, dass der Auftakt bei der SG Flensburg-Handewitt am 24. August noch zu früh kommt. „Da will ich mich nicht festlegen“, sagt Bitter. Jansen hingegen gab sich bereits etwas optimistischer: „Ich hoffe, dass Jogi schon bei einem oder zwei Testspielen wieder dabei ist. Er ist auf einem guten Weg“.

HSVH bestreitet mehrere Testspiele

Insgesamt bestreitet der HSVH in der Vorbereitung Testspiele gegen die Zweitligisten VfL Potsdam (4. August) und TuS Vinnhorst (16. August), sowie zwei Vorbereitungsturniere beim Schneverdinger Heide-Cup (11. bis 13. August) und beim THW Kiel (20. August). Zudem gibt es am 6. August in der Sporthalle Hamburg ein Benefizspiel gegen den TuS Finkenwerder. Dem Hamburgligisten war Mitte Februar die Halle abgebrannt.

Für Bitter werden die Monate danach entscheidend für seine Zukunft. HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke hat dem nominellen Stammtorhüter und seinem Ersatzmann Jens Vortmann (36) mitgeteilt, dass sie sich in einem offenen Konkurrenzkampf um eine freie Torhüterposition in der Saison 2024/25 befinden. Neben dem bereits feststehenden Neuzugang Robin Haug (24/Norwegen) gibt es ab Sommer 2024 nur noch einen Platz.

Geht es nach Bitter, erfolgt der bereits feststehende Wechsel auf die Sportdirektorposition noch nicht im kommenden Sommer. „Für mich ist jetzt die Priorität, wieder fit zu werden. Dann hoffe ich, dass ich meinen Vertrag bis Sommer 2026 erfüllen kann“, sagt Bitter, der dank einer in seinem aktuellen Vertrag verankerten Option flexibel ist. „Ich habe immer gesagt, dass es wirklich offen ist und wir von Jahr zu Jahr entscheiden werden.“ Im Sinne von Vortmann, dessen Vertrag im Sommer 2024 ausläuft, soll eine Entscheidung aber spätestens im Winter getroffen werden.

An diesem Donnerstagmorgen fliegt der HSVH ins siebentägige Trainingslager nach Fuerteventura. Auch für Jansen hieß es vorher also: Siebensachen packen. Die Zahl wird ihn wohl weiter begleiten.