Hamburg. Eine Woche nach dem WM-Finale trifft der THW Kiel im DHB-Pokal-Viertelfinale in Hamburg auf den SC Magdeburg.

Restalkohol, sagt Domagoj Duvnjak, habe er nicht bemerkt, als die dänischen Handball-Weltmeister Niklas und Magnus Landin nur drei Tage nach dem gewonnen Finale am Mittwochnachmittag in den Mannschaftsbus des THW Kiel stiegen. „Die Landin-Brüder sahen am Mittwoch schon wieder ganz fit aus“, sagt Rückraumspieler Duvnjak und lacht.

Noch am Sonntag krönten sich die Dänen in der riesigen Tele2-Fußballarena von Stockholm mit einem 34:29 über Frankreich zum dritten Mal in Folge zum Weltmeister, am Mittwochabend standen sie bereits wieder vor 300 Fans in der Sieverstädter Sporthalle im Testspiel gegen den ortsansässigen Oberligisten auf der Platte.

Ex-HSV-Star Duvjnak spielt mit dem THW Kiel in Hamburg

„Im Fußball wäre es unvorstellbar, dass Lionel Messi drei Tage nach dem WM-Finale ein Freundschaftsspiel gegen einen Viertligisten macht. Aber diese Spiele sind für uns wichtig, weil uns da vor allen Dingen die jungen Fans ganz nah kommen können. Insgesamt ist der Rhythmus im Handball brutal. Wir Spieler können aber nichts dagegen tun“, sagt Duvnjak, als ihn das Abendblatt am Freitagvormittag erreicht. „Es ist trotzdem ein komisches Gefühl, wenn man erst vor 20.000 Zuschauern in Stockholm spielt und drei Tage später vor 300 Leuten in Sieverstedt.“

Schon an diesem Sonntag (15 Uhr/Sky) geht die Terminhatz weiter, Gegner im DHB-Pokal-Viertelfinale ist dann nicht der TSV Sieverstedt – der THW gewann die Partie übrigens mit 45:25 –, sondern der amtierende deutsche Meister SC Magdeburg. Wegen einer langfristig geplanten Motocross-Veranstaltung in Kiel findet die Partie nicht an der Ostsee, sondern in der Hamburger Barclays Arena statt.

Gleich 19 WM-Stars aus acht Nationen sind auf beiden Seiten dabei. Vier von ihnen holten mit Dänemark die Goldmedaille, drei liefen bis zum vergangenen Sonntag noch mit dem Adler auf der Brust für Deutschland auf. Für viele Beobachter ist das Spiel bereits das vorgezogene Finale, das in diesem Jahr beim Final Four erstmals in der Kölner Lanxess Arena (15./16. April) ausgetragen wird. Im April 2022, bei der vorerst letzten Pokalendrunde in Hamburg, gewann der THW das Finale gegen den späteren Meister aus Sachsen-Anhalt überraschend deutlich mit 28:21.

Duvnjak freut sich auf Rückkehr ins "alte Wohnzimmer"

Duvnjak, dessen WM mit Kroatien bereits nach der Hauptrunde beendet war, hatte im Vergleicht zu vielen Mitspielern wenigstens ein paar Tage Zeit zur Regeneration. „Die Spieler, die noch beim Finalwochenende dabei waren, sind erst am Mittwoch in Kiel angekommen. Das ist für die logischerweise hart, im Handball aber ganz normal“, sagt der 34-Jährige.

Auch Niklas Landin, der einzige Handballtorhüter der Geschichte, der gleich zweimal zum Welthandballer gewählt worden ist (2019 und 2021), weiß mittlerweile, dass die Profis keinen Einfluss auf die Spielpläne haben: „Ich hätte mir schon gewünscht, dass wir ein bisschen mehr Pause zwischen zwei so großen Spielen gehabt hätten. Aber so ist das jedes Jahr nach einem großen Turnier im Januar.“

11.800 der 13.200 Tickets waren für die Partie in der Barclays Arena am Freitagabend verkauft. Für den THW wird das Spiel zu einem Heimspielrekord, der bisherige lag bei 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Kieler Wunderino-Arena. „Es ist eine neue Situation für uns, in Hamburg ein Heimspiel zu haben. Ich freue mich darauf, diese wunderschöne Halle wird bestimmt voll sein“, sagt Duvnjak, der Heimspiele in der Barclays Arena kennt. Von 2009 bis 2014 lief der 237-malige kroatische Nationalspieler in Hamburg für den HSV Handball auf.

1000 Magdeburger Fans werden gegen THW Kiel in Hamburg erwartet

„Ich habe nicht nur aus meiner Zeit beim HSV Handball sehr gute Erinnerungen an die Halle. Grundsätzlich sind wir aber auch eine sehr erfahrene Mannschaft. Dort zu spielen, wird überhaupt kein Problem – obwohl wir uns in unserer eigenen Halle in Kiel natürlich wohler fühlen“, sagt Duvnjak. „Ich glaube, dass es eine geile Stimmung geben wird. Wie ich gehört habe, kommen auch viele Magdeburger Fans.“ Rund 1000 Magdeburger Anhänger werden erwartet – doppelt so viele, wie in den vom Rekordmeister zur Verfügung gestellten Fanblock passen.

„Es wird keine Überraschungen geben. Beide Mannschaften wissen genau, wie der Gegner spielt. Taktisch kann man nur noch Kleinigkeiten ändern“, sagt Duvnjak. Der größte Kieler Vorteil dürfte am Sonntag die personelle Situation sein. Der norwegische Rückraum-Superstar Sander Sagosen ist nach einer langwierigen Sprunggelenkverletzung ebenso wieder auf Topniveau wie Abwehrchef Hendrik Pekeler (nach Achillessehnenriss). „Spätestens nachdem Sagi und Peke wieder fit sind, haben wir einen wirklich überragenden Kader. Ob wir dadurch aber stärker sind als in der vergangenen Saison, ist schwer zu sagen“, sagt Duvnjak.

Magdeburg hingegen muss bis Saisonende auf Rückraumstar Omar Ingi Magnusson verzichten. Der Isländer fällt nach einer Fersenoperation monatelang aus. Als Ersatz verpflichtete der SCM am Freitag den wurfstarken Vladan Lipovina von der HSG Wetzlar bis zum Saisonende. Er soll bereits am Sonntag mitwirken.

DHB-Pokalviertelfinale, Sonnabend: SG Flensburg-Handewitt – HSG Wetzlar (18 Uhr), TSV Hannover-Burgdorf – Rhein-Neckar Löwen (18.30 Uhr), VfL Gummersbach – TBV Lemgo Lippe (19 Uhr/alle sportdeutschland.tv).