Hamburg. Handballer suchen zum Sommer drei Neue. Ein Spieler muss den Verein verlassen, ein Leistungsträger wird von Spitzenclubs umworben.

Am Freitag beginnt für Sebastian Frecke das einwöchige Durchschnaufen. Den Jahreswechsel verbringt der Geschäftsführer des HSV Hamburg (HSVH) mit Freunden und Familie in Dänemark, wo er den Stress des Handball-Bundesligaalltags für ein paar Tage vergessen kann. Am Dienstagabend verabschiedete sich der HSVH zwar mit einer bitteren 30:31-Niederlage bei Aufsteiger VfL Gummersbach in die WM-Pause, das sportliche Fazit fiel angesichts des achten Tabellenplatzes allerdings durchweg positiv aus.

„Die Niederlage in Gummersbach schmerzt noch ein bisschen. Insgesamt muss man sich aber kneifen, wie gut es in diesem Jahr sportlich lief“, sagt Frecke. Der sportliche Höhepunkt der Hinrunde war der 40:37-Heimsieg gegen Meisterschaftsanwärter Rhein-Neckar Löwen, auch gegen die SG Flensburg-Handewitt (30:31) oder den amtierenden Meister SC Magdeburg (28:30) gab es nur knappe Niederlagen.

HSV Hamburg: Klassenerhalt bleibt das Ziel

„Ich werde oft gefragt, ob man nicht auch gegen Magdeburg oder Flensburg hätte gewinnen können. Bei uns will das zwar keiner hören, trotzdem finde ich es gut, dass wir gegen diese Topteams noch verlieren – auch wenn das komisch klingt“, sagt Frecke. „Sonst würden uns Medien, Sponsoren, Spieler und Spielerberater schon in Europa sehen. Das entspricht einfach nicht der Wahrheit.“

„Bei uns will das zwar keiner hören, trotzdem finde ich es gut, dass wir gegen Topteams noch verlieren – auch wenn das komisch klingt“, sagt HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke.
„Bei uns will das zwar keiner hören, trotzdem finde ich es gut, dass wir gegen Topteams noch verlieren – auch wenn das komisch klingt“, sagt HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke. © WITTERS | LeonieHorky

Offiziell gilt beim HSVH weiterhin das Ziel Klassenerhalt – obwohl bis zur Punktzahl der vergangenen Saison (26) nur noch sieben weitere Zähler fehlen. „Ich glaube, dass sich das Tabellenbild in der Rückrunde auch noch ein bisschen verändern wird. Trotzdem gehe ich davon aus, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden“, sagt der Geschäftsführer.

HSVH ist überzeugt von Axmann und Andersen

Zwei wichtige Unterschriften hat Frecke bereits kurz vor Weihnachten setzen können, bei den Vertragsverlängerungen von Rückraumspieler Dominik Axmann (bis 2025) und Rechtsaußen Frederik Bo Andersen (bis 2026). Beide hatten Angebote anderer Clubs vorliegen, entschieden sich aber für den Verbleib in Hamburg. „An Dominik haben wir auch in seiner langen Verletzungsphase immer geglaubt. Es ist ganz normal, dass er sich vor der Verlängerung auch bei anderen Teams umgeschaut hat“, sagt Frecke.

Andersen, der nach seinem Wechsel im vergangenen Jahr vom dänischen Erstligisten GOG Gudme große Eingewöhnungsprobleme hatte, ist mittlerweile unter Torsten Jansen zum Leistungsträger gereift. „Als wir Bo geholt haben, haben wir in der Anfangszeit gehofft, dass er sich nach etwas Eingewöhnungszeit noch steigern kann“, sagt Frecke. „Über viele Einzelgespräche mit Toto und harte Arbeit im Kraftraum hat er es zu dem Leistungsniveau geschafft, das er jetzt zeigt.“

Verliert der HSVH Rückraumspieler Lassen?

Rückraumspieler Jacob Lassen (27) hatte seit seinem Wechsel im Sommer aus Dänemark hingegen überhaupt keine Eingewöhnungsprobleme, ist mit 90 Treffern der zweitbeste Feldtorschütze der Handball-Bundesliga. Nach Abendblatt-Informationen sind die Hoffnungen des HSVH auf einen Vertragsverlängerung über den Sommer 2024 hinaus äußerst gering, bereits heute haben mehrere Spitzenclubs ihr Interesse angemeldet.

Lassens derzeitiger Positionspartner Nicolai Theilinger, dessen Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, hat einen dementsprechend schwierigen Stand. Nach Abendblatt-Informationen muss Theilinger im Sommer gehen, dem 30-Jährigen wurde bereits mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht verlängert wird.

Bleibt Casper Mortensen? HSVH ist optimistisch

Während der HSVH mit Rückraumspieler Azat Valiullin (32) zurzeit über eine Verlängerung des ebenfalls im kommenden Sommer auslaufenden Arbeitspapiers verhandelt, stehen die Zeichen bei Linksaußen Tobias Schimmelbauer (35) nach dieser Saison auf Abschied. Der Vertrag des Abwehrroutiniers wäre zum Jahreswechsel automatisch verlängert worden, der HSVH erbat sich allerdings weitere Bedenkzeit und zog die Option auf ein Vertragsende im Sommer. Rund um das einwöchige Trainingslager auf Fuerteventura (Spanien) vom 19. Januar an soll eine endgültige Entscheidung fallen.

Sollte Schimmelbauer nicht doch noch einen neuen Vertrag erhalten, benötigt der Verein im Sommer einen neuen Linksaußen neben Casper Mortensen (33), dessen Vertrag bis Sommer 2023 eine automatische Option auf ein weiteres Jahr beinhaltet. „Ich bin sehr guter Dinge, dass Casper über den Sommer hinaus bei uns bleibt“, sagt Frecke. Zudem wünscht sich das Trainerteam neben einem Neuzugang im rechten Rückraum auch eine Verstärkung im linken Rückraum, sodass der Kader um einen Spieler anwachsen würde.

Viel zu tun also für Geschäftsführer Frecke – aber erst nach dem Silvesterurlaub.