Hamburg. Hapag-Lloyd wird Hauptsponsor beim HSVH. Was dem Bundesliga-Aufsteiger der Vertrag einbringt – und was Kühne damit zu tun hat.
Der Handball Sport Verein Hamburg (HSVH) geht mit breiter, vor allem mit beschrifteter Brust in seine erste Bundesligasaison. Siebter Neuzugang, nach zuvor sechs erfahrenen Profis, ist das Hamburger Traditionsunternehmen Hapag-Lloyd.
Die fünftgrößte Containerreederei der Welt mit Hauptsitz am Ballindamm, Jahresumsatz 2020: 12,772 Milliarden Euro, wird für die nächsten drei Jahre neuer Hauptsponsor. Hauptanteilseigner bei Hapag-Lloyd mit 30 Prozent ist Klaus-Michael Kühne (84). Er hält damit genauso viele Anteile wie die chilenische Reederei Compañia Sudamericana de Vapores (CSAV). Mit 20,44 Prozent ist Kühne auch zweitgrößter Aktionär der HSV Fußball AG. Er war in die operative Entscheidung des Vorstandes nicht eingebunden. Der Vertrag mit den Handballern gilt ligaunabhängig und wirft dem Club geschätzte 400.000 Euro pro Jahr in die Kassen.
HSVH-Sponsor Hapag-Lloyd freut sich auf Bundesliga
„Wir freuen uns auf das Abenteuer Bundesliga mit dem HSVH. Das Team hat vergangene Saison überzeugende Leistungen geboten, ist verdientermaßen aufgestiegen. Nun wird es uns gemeinsam darum gehen, dieses hohe Niveau zu halten und weiter auszubauen“, sagt der Niederländer Rolf Habben Jansen, Vorstandsvorsitzender der Hapag-Lloyd AG. Das Unternehmen unterstützt auch die Crocodiles Hamburg in der Eishockey-Oberliga Nord.
Neben dem Firmenlogo auf den Trikots, auf dem Spielfeld und den LED-Banden wird Hapag-Lloyd an weiteren Stellen bei Heimspielen in der Barclays Arena und der Sporthalle Hamburg erkennbar sein. Die Einlaufshow wird künftig geprägt von Containerschiffen mit ihren orangefarbenen Boxen. Halbzeitaktionen sind zudem vorgesehen, eine mobile Container-Bar in der Nähe der Heimspielstätten ist in Planung.
HSVH-Geschäftsführer Frecke landet Coup
„Wir versprechen uns von dem Handball-Engagement bundesweit mehr Aufmerksamkeit, werden zu den Spielen regelmäßig Kunden und Mitarbeiter einladen“, sagt Habben Jansen (54), „auch kann ich mir gut vorstellen, dass Trainer, Spieler und Vorstände bei unseren Veranstaltungen auftreten. Leistungssport und Wirtschaft verbindet viel.“ Beim ersten Heimspiel am 8. September gegen Frisch auf Göppingen wird der Vorstandsvorsitzende noch nicht in der Barclays Arena vorbeischauen, „später werde ich sicherlich bei einigen Heimspielen dabei sein“.
Der Deal mit Hapag-Lloyd ist der bisher größte Coup von Sebastian Frecke (35), dem Geschäftsführer der HSM Handball Sport Management und Marketing GmbH. Das Abkommen wurde von ihm und vier seiner Mitarbeitern generalstabsmäßig geplant. „Wir haben recherchiert, wofür steht Hapag-Lloyd, welche Themen könnten uns verbinden, wie können wir den Partner präsentieren“, sagt Frecke. Hapag-Lloyd sei eine weltweite Erfolgsgeschichte mit großem Hamburgbezug, Qualität stehe in der Firmenphilosophie an erster Stelle.
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Hapag-Lloyd-Akquise – auch Torhüter Bitter beteiligt
Das Vorgehen überzeugte. „Der Verein hat uns interessante Angebote gemacht“, sagte Habben Jansen. Wichtig war dem Logistik-Riesen, keine Provision an eine zwischengeschaltete Agentur zahlen zu müssen. Seit der Trennung von Sportfive (2015 bis 2020: Lagardère Sports) im vergangenen September vermarktet sich der HSV Hamburg wieder eigenständig. Der 2016 abgeschlossene Elfjahresvertrag war 2020 im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst worden.
Der ersten Kontakt mit Hapag-Lloyd kam Anfang des Jahres mit Nordeuropa-Manager Michael Pradel zustande. „Als wir bei der Videokonferenz bei ihm die HSV-Raute im Hintergrund sahen, wussten wir, wir haben eine Chance“, sagt Frecke. Die Treffen wurde intensiviert, im April schalteten sich mit dem ehemaligen Meistercoach Martin Schwalb und Nationaltorhüter Johannes Bitter zwei der prominentesten Gesichter des Vereins in die Akquise ein. Beide waren damals noch für andere Clubs tätig, ihre Rückkehr zum HSVH aber bereits beschlossen. Anfang Juli stimmte der sportaffine Hapag-Lloyd-Vorstand dem Sponsoring zu.
HSVH rechnet mit bis zu 70.000 Zuschauern
Mit dem neuen Partner dürfte der Club auf die angestrebten 2,5 Millionen Euro aus Sponsoring und Partnerschaften kommen. Der Bundesliga-Aufstieg half, die Rückschläge der vergangenen anderthalb Jahre aufzuarbeiten. Von den 120 Sponsoren zur Saison 2019/20 hatten den HSVH während Corona 40 verlassen. Zehn neue sind inzwischen wieder dazugekommen, „mit 135 weiteren ernsthaften Interessenten stehen wir derzeit im intensiven Austausch“, sagt Frecke.
Mit Zuschauereinnahmen, der Verein rechnet über die Saison mit 50.000 bis 70.000 Besuchern, TV-Geldern (rund 250.000 Euro) und langfristig erhofften 200.000 Euro aus Merchandising-Erlösen soll der Saisonetat von geplanten vier Millionen Euro gedeckt werden. Die erfolgreiche Nachwuchsarbeit des Vereins wird wohl weiter mit rund 200.000 Euro von der Alexander-Otto-Sportstiftung unterstützt. Diese Entscheidung fällt im November. „Für einen Aufsteiger“, sagt Frecke, „sind wir gut aufgestellt.“ Im Ligavergleich belegt der HSVH mit seinem Budget noch einen der hinteren Plätze unter den 18 Clubs. Freckes nächstes Ziel ist es, dies zu ändern.