Hamburg. Am Sonntag wird es ernst: Den Handball Sport Verein Hamburg und den Dessau-Roßlauer HV trennt ein einziger Punkt.

Dominik Plaue kennt den Ablauf seines Wochenendes ganz genau. Auch den Ausgang. Am Sonnabend wird’s erst gesellig, dann ruhig beim Gespräch mit dem Mentaltrainer. Sich einstimmen, fokussieren auf die bevorstehende Aufgabe mitten im Zweitliga-Abstiegskampf. „Der Druck ist immer da“, sagt der Handballtorwart, „aber bei diesen direkten Duellen um den Klassenerhalt kommt es auf die Nervenstärke an.“

Am Sonntag (17 Uhr/Sportdeutschland.tv) steht der ehemalige Hamburger als Nummer eins zwischen den Pfosten, wenn er mit seinem neuen Club, dem Dessau-Roßlauer HV (DRHV), seinen alten, den Handball Sport Verein Hamburg (HSVH), in der Anhalt-Arena empfängt. Die beiden Teams im Tabellenkeller trennt ein einziger Punkt, der Sieger des Duells nimmt neben zwei faktischen Zählern noch zwei gefühlte mit. „Und sehr viel Selbstvertrauen“, ergänzt Plaue, „das haben wir vergangenes Wochenende gemerkt, als wir Großwallstadt geschlagen haben.“

Plaues Vertrag in Dessau läuft im Sommer aus

Mit 33:31 triumphierte der DRHV gegen einen weiteren Rivalen im Abstiegskampf. Wie dem HSVH (34:26 gegen Düsseldorf) gelang der erste Sieg im Kalenderjahr. Für die Hamburger geht’s gegen sieben direkte Konkurrenten in den kommenden acht Spielen. In der Hinrunde gelangen fünf Siege, darunter der 25:17-Erfolg gegen Dessau. Zehn Punkte sollen es auch diesmal werden, damit das Team ab Ende April vor dem Saisonendspurt gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte „in ruhigem Fahrwasser schwimmt“, wie HSVH-Kapitän Lukas Ossenkopp sagt.

Zu Beginn der Endspielwochen steht also der Ex-Keeper im Weg. Plaue verhehlt nicht, dass ihm der Abschied aus Hamburg wehgetan hat. „Ich hatte große Schwierigkeiten, in Sachsen-Anhalt Fuß zu fassen. Die Mentalität der Leute ist eine ganz andere“, sagt der 23-Jährige. Nach Stationen beim THW Kiel, Altenholz und Hamburg hat der gebürtige Hesse „den Norden und die Fans tief ins Herz geschlossen“. Den Fanclub Störtebeker trifft der Publikumsliebling, der von 2016 an bis zum Zweitligaaufstieg den Neustart mitgestaltete, zum Essen. „Die reisen Sonnabend an und haben mich eingeladen.“ Der Kontakt riss nie ab.

Zunächst wenig Spielanteile

Zwischenmenschlich ist „Domi“ über jeden Zweifel erhaben, sportlich war es der Immobilienkaufmann nicht mehr. Statt auf Plaue setzte HSVH-Trainer Torsten Jansen auf Justin Rundt (24) als Stellvertreter von Aron Edvardsson (29), sah im Langzeitverletzten Rundt das größere Potential. Aktuell kämpft dieser nach erneuter Meniskus-OP um die Fortsetzung seiner Leistungssportkarriere. „Für Justin tut es mir unheimlich leid“, sagt Plaue. Kein böses Wort zur Ausbootung im April vergangenen Jahres.

In Dessau bekam Plaue hinter Philip Ambrosius (25) zunächst wenig Spielanteile, kommt auf 24 Prozent gehaltener Bälle. Eine Statistik, vergleichbar mit der von Marcel Kokoszka (20), der in Hamburg den dritten Kaderplatz im Tor bekam. Seit Ambrosius verletzt und erkrankt fehlt, steht der 1,96 Meter große Plaue mehr im Fokus, teilt sich das Tor mit den Oldies Radek Motlik (48) und Ivan Martinovic (40). Gegen Großwallstadt gewann Dessau mit nur vier Torhüterparaden, „die entscheidenden drei Bälle habe ich aber gehalten“, erzählt Plaue. Das sei ohnehin der Reiz der direkten Abstiegsduelle: „Sie sind meist offen bis zum Schluss.“ Sein Vertrag läuft im Sommer aus, seine Zukunft ist erneut offen.

Nur eines weiß er schon: „Am Sonntag um 19 Uhr werde ich die rote Kaffeekanne in der Kabine in den Händen halten.“ So jubelt Plaue beim Mannschaftsselfie – nach gewonnenen Spielen.