Hamburg. Im Zweitliga-Abstiegskampf ist der Weltmeister wichtiger denn je. Lässt Trainer Jansen den Außen überhaupt wieder ins zweite Glied?

Stefan Schröder ärgerte sich am Montagmittag noch tierisch. "Auch ich habe in der entscheidenden Phase einen dummen Fehler gemacht. Das darf nicht passieren", sagt der aus dem Karriereende reaktivierte Rechtsaußen des Handball Sport Vereins Hamburg (HSVH) am Tag nach der 23:28-Heimniederlage gegen Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten, dem neuerlichen Rückschlag im Zweitligaabstiegskampf. 60 Minuten spielte der 37-Jährige durch, Tempohandball in Angriff und Abwehr, immer am Anschlag. "Das merke ich heute natürlich und mache erst mal zwei Tage trainingsfrei“, sagt der Weltmeister von 2007, der nach dem Aufstieg im vergangenen Jahr seine Karriere nach 19 Profijahren eigentlich beendet hatte.

Topfit ist Notnagel Schröder – und zu gut, zu wichtig fürs junge Team im Abstiegskampf. Davon konnten sich die 3570 Zuschauern in der Sporthalle Hamburg gegen Balingen überzeugen. Zwei Tore gelangen dem Kraftpaket, eines Marke Schlitzohr direkt mit der Halbzeitsirene von der Einwurflinie. Noch stärker war sein Defensivvortrag. Balingens Toptorschütze Oddur Gretarsson (122 Treffer) kam auf Außen nicht zum Zug. Im Gegenstoß war Schröder stets zurückgeeilt, in der 6:0-Abwehr packte er fest zu, fing dazu Bälle des Gegners ab.

Schröder verdient sein Geld im Marketing

"Es ist nicht nur ihre Erfahrung, es ist die Art und Weise wie sie auftreten, dem Gegner gegenübertreten", lobt Trainer Torsten Jansen seine Oldies und bezieht Blazenko Lackovic (38) mit ein. "Es war klar, dass ,Lac’ nach seiner Verletzung mit zunehmender Spielpraxis stärker wird", sagt der Coach, der trotz einjähriger Pause wegen Schulterproblemen von seinem spielenden Co-Trainer Lackovic als Abwehrchef überzeugt war.

"Über 38 Spiele könnte ich die Leistung vom Sonntag wohl nicht mehr auf die Platte bringen", sagt Schröder, der Teilzeitprofi bleibt, sein Geld mittlerweile als Angestellter im Marketing verdient: "Ich trainiere zwei- bis dreimal in der Woche mit den Jungs. Mehr nicht." Kehrt der etatmäßige Rechtsaußen Thies Bergemann nach Bänderriss Mitte März zurück, will Schröder wieder ins zweite Glied rutschen – wenn Jansen ihn denn lässt.

Die immer wieder aufkommende Kritik, die Außen würden bei den Hamburgern im Spiel zu sehr verhungern, zu selten angespielt, will der 49-malige Nationalspieler nicht stehenlassen. "Das gehört zu unserer taktischen Grundausrichtung, die vor allem auf Durchschlagskraft aus dem Rückraum und über den Kreis setzt“, erklärt er, "und da stehe ich voll dahinter."

Düsseldorfer Insolvenz wäre gut für den HSV

Am Sonnabend (19.30 Uhr/Sportdeutschland.tv) beim TuS Ferndorf in großer Halle in Gummersbach wird Heimspiel-Schröder erst zum zweiten Mal in dieser Saison auch auswärts mitfahren. Ob es danach auch das Heimspiel mit dem HC Rhein (22. Februar) geben wird, ist dagegen noch offen. Die Düsseldorfer kündigten an, einen Insolvenzantrag zu stellen.

Beim abgeschlagenen Ligaschlusslicht sind nach dem finanziellen Rückzug der Sportstadt Düsseldorf Liquiditätsschwierigkeiten entstanden. Der Spielbetrieb soll ersten Bekundungen aufrechterhalten werden. Sollte es für die Vikings jedoch nicht weitergehen, würden die bisherigen Ergebnisse gestrichen. "Das wäre gut für uns. Wir haben als einziges Team von den Mannschaften unten gegen die Vikings verloren“, sagt Schröder, der 2004/05 selbst eine Saison lang bei der damaligen HSG in Düsseldorf aktiv war.