Der insolvente HSV Hamburg gewinnt das letzte Spiel vor der EM-Pause. Trainer Biegler schaffte es erneut überraschend auf die Bank.

Hamburg. Die Handballer des finanziell angeschlagenen HSV Hamburg haben auch ihr letztes Bundesliga-Match vor der EM-Pause gewonnen. Im Heimspiel gegen Frisch Auf Göppingen feierten die Norddeutschen, die am 16. Dezember einen Insolvenzantrag gestellt haben, ungeachtet aller Probleme am Sonntag beim 36:24 (18:10) ihren siebten Sieg in Serie und untermauerten den vierten Tabellenrang. Vor 10.206 Zuschauern waren Hans Lindberg (8/4) und Ilija Brozovic beste HSV-Torewerfer, für die Gäste traf Marcel Schiller (5/1) am meisten.

Wie schon im letzten Spiel gegen Lübbecke reiste Trainer Michael Biegler überraschend kurzfristig aus Polen an, wo er das Team des Gastgebers auf die EM im Januar vorbereitet. Geschäftsführer Christian Fitzek musste deshalb erneut nicht als Interimstrainer fungieren. Während der EM wird Biegler durch den Verbandstrainer und früheren HSV-Profi Adrian Wagner in Hamburg vertreten.

„Heute hatten wir eine fantastische Kulisse, die uns über die eine oder andere Schwierigkeit geholfen hat. Wir haben ein tolles Spiel geboten", lobte Biegler seine Mannschaft. Der 54-Jährige flog noch am Sonntagabend über Warschau nach Breslau, wo er um 23.40 Uhr landen sollte. An diesem Montag steht schon ein Testspiel gegen die Ukraine an.

Biegler kündigt sein HSV-Ende an

Trotz der Finanzprobleme soll für die Norddeutschen der Spielbetrieb auch im kommenden Jahr gesichert sein: Nach der Winterpause steht für den HSV am 10. Februar 2016 das Gastspiel beim Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt auf dem Programm. Und das erste HSV-Heimspiel steigt gut eine Woche später am 20. Februar gegen den TVB Stuttgart.

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Dann wird Nationalspieler Adrian Pfahl, der nach seinem letzten HSV-Einsatz gegen Göppingen ausgerechnet zu Frisch Auf wechseln wird, nicht mehr dabei sein. Zudem kündigte Biegler an, seine Option zu ziehen und den HSV spätestens im Sommer zu verlassen. Die Fans reagierten auf der Tribüne und auf Facebook traurig, aber mit viel Verständnis. Genauso die Profis. „Er ist der beste Trainer, den ich je hatte“, sagte Linksaußen Casper Mortensen.

Zum tragisch-absurden Chaos beim HSV passte, dass Mehrheitsgesellschafter Matthias Rudolph offenbar von Bieglers Abschied nichts wusste. „Mir hat er nichts gesagt. Ich arbeite ja nicht bei der ‚Welt‘.“ Zugleich lobte Rudolph den Trainer grinsend: „Hatten wir je einen besseren?“ Geschäftsführer Christian Fitzek kündigte an: „Ich werde um Beagle kämpfen.“ Der für seine Geradlinigkeit bekannte Biegler versicherte aber: „Wenn Sie mich kennen, wissen Sie, dass das jetzt so ist, und das ist auch gut so. Alles fertig.“