Die Fans fragen sich, wie es nun weitergehen soll und kritisieren Mäzen Rudolph scharf. Auch Labbadia trauert um die Handballer.

Champions-League-Sieger 2013, deutscher Meister 2011, Europacup-Gewinner 2007 - der HSV Hamburg war ein Schwergewicht im internationalen Handball. Zumindest für die nächsten Jahre wird es ähnlichen Glanz nicht mehr geben, im schlimmsten Fall nie wieder. Mit dem eingereichten Insolvenzantrag stehen die Hamburger vor einem Scherbenhaufen und einer ungewissen Zukunft.

Im Netz fragen sich viele Fans, wie es jetzt weitergehen soll. Im Facebook-Fanforum HSV Handball News wirft Thorsten Rudolph, Sohn des Mäzens Andreas Rudolph die Frage auf, warum „immer wieder Andreas Rudolph seinen Kopf hinhalten und an allem Schuld sein“ soll. In den Kommentaren hagelt es allerdings reichlich Kritik an den Aussagen Rudolphs. „Genau solche schwammigen Antworten und Erklärungen lassen mir den Hut platzen“, schreibt z.B. Thomas M. und legt mit etwas Sarkasmus nach. „Ja, ne, is klar, SCHULD ist nur der Verein und Ihr Vater hat KEINE Fehler in den letzten 12 Jahren gemacht.“

Labbadia trauert um die Handballer

Jens U. geht ebenfalls hart mit dem Geldgeber ins Gericht. „Vielleicht merkt Herr Rudolph endlich mal, dass mit seinem ‘Spielzeug HSV’ auch Schicksale, Familien aber auch Emotionen verbunden sind. Wenn man mit so einer Verantwortung nicht umgehen kann, sollte man die Finger davon lassen!“ User Felix S. betrachtet hingegen beide Seiten der Medaille: „Das Engagement deines Vaters war immer Fluch und Segen zugleich! Jetzt gibt’s keinen Segen mehr, aber der Fluch ist auch vorbei.“

Auch HSV-Trainer Bruno Labbadia hat das Schicksal der Handballer nicht kalt gelassen. „Ich bedauere es total. Sie haben zuletzt exzellent gespielt trotz finanzieller Probleme. Ich hoffe, dass sie es einigermaßen hinbekommen – ich denke da insbesondere an die Mitarbeiter“, sagte der 49-Jährige. „Der HSV-Handballer gehören einfach zu Hamburg.“

„Das ist eine Katastrophe“

Schadenfreude im Lager der Konkurrenten gibt es kaum. „Das ist eine Katastrophe, eine echte Katastrophe“, seufzte Domagoj Duvnjak vom THW Kiel, der von 2009 bis 2014 beim HSV spielte. HBL-Präsident Uwe Schwenker kann der dramatischen Situation auch eine positive Seite abgewinnen. „Das ist eine Chance für den HSV, die Stadt Hamburg und die Hamburger Wirtschaft“, sagte er in einem Interview des TV-Senders Sport1. Man könne zeigen, „dass man sich unabhängig von allen Mäzenen machen und das Ganze auf breite Beine stellen kann“.

Gemeint ist Andreas Rudolph. Der öffentlichkeitsscheue Millionär hat seit 2004 Geld in den Verein gepumpt, ihn schon zweimal vor dem Untergang gerettet. Schätzungen reichen bis zu 30 Millionen Euro. Jetzt hat er endgültig die Nase voll. So dankbar Verein und Fans dem Ahrensburger für sein Engagement auch sind, seine Alleinherrschaft hat sich wie eine Fußfessel bei der Suche nach anderen Investoren erwiesen.

Hauptgesellschafter der Betriebsgesellschaft mbH und Co. KG ist Rudolphs Bruder Matthias. Potenzielle Geldgeber können sich mit diesem Konstrukt nicht anfreunden. „Was die finanzielle Lage des HSV betrifft, finde ich, dass sie selber schuld haben, dass sie in diese Lage gekommen sind“, betonte Flensburg-Handewitts Trainer Ljubomir Vranjes.