Hamburg. Ex-Nationalspieler Pfahl mahnt stabile finanzielle Verhältnisse an. HSV droht Punktabzug. Hens warnt vor nächstem Gegner Melsungen.

Die HSV-Handballer drohen aufgrund ihrer Finanzkrise einen Leistungsträger zu verlieren. Der frühere Nationalspieler Adrian Pfahl denkt angesichts der Probleme des Tabellensechsten der Bundesliga über einen Wechsel zu Saisonende nach. „Fakt ist, dass mein Vertrag ausläuft und ich alle Möglichkeiten durchgehe“, sagte Pfahl dem Abendblatt. Zwar sei ein Verbleib in Hamburg grundsätzlich vorstellbar: „Aber Voraussetzung ist, dass sich der Club endlich stabilisiert und man nicht mehr bangen muss, ob das Gehalt kommt. Das kann nicht ewig so weitergehen.“

Pfahl, 33, hatte nach seinem Wechsel vom VfL Gummersbach 2013 bereits in seiner ersten HSV-Saison auf Geld verzichtet, um den damaligen Champions-League-Sieger vor der Insolvenz zu bewahren. „Das ist kein schönes Gefühl“, sagte der Halbrechte, „irgendwann bringt das jede Moral zum Kippen.“ Eine Entscheidung, wo er seine Karriere in der nächsten Saison fortsetzt, sei allerdings noch nicht gefallen.

Kommentar: Soll der Handball leben oder sterben?

Etwas voreilig hatte der Gummersbacher Geschäftsführer Frank Flatten auf Facebook verbreiten lassen, Pfahl kehre deshalb nicht zum VfL zurück, weil es ihn in seine süddeutsche Heimat ziehe. „Da ist in der internen Kommunikation etwas schiefgegangen, ein dummer Fehler, der mir sehr leidtut“, sagte Flatten dem Abendblatt.

Dass er und seine Frau „früher oder später“ im Süden sesshaft werden wollen, räumt der Schwabe Pfahl ein. Wo und wann, sei allerdings noch offen: „Ich setze mich da nicht unter Druck.“ Als mögliches Ziel wird bereits der Aufstiegskandidat Erlangen gehandelt.

Abzug von vier Punkten droht

Sollte der HSV seine Liquidität nicht rasch wiedererlangen, könnten weitere Abgänge bevorstehen. Allein für ein ausstehendes Monatsgehalt der Spieler müssen etwa 300.000 Euro aufgebracht werden. Mäzen Andreas Rudolph hatte Mitte November Gläubiger der Spielbetriebsgesellschaft ersucht, auf Forderungen zu verzichten. Offenbar sind neben dem Betreiber der Barclaycard Arena auch Berufsgenossenschaft, Finanzamt und Sozialversicherung betroffen. Im Gegenzug soll Multimillionär Rudolph in Aussicht gestellt haben, dem Club die Rückzahlung von Darlehen zu erlassen.

Die Zeit drängt, nicht nur wegen Pfahl. Schafft es der HSV nicht, bis Jahresende sein negatives bilanzielles Eigenkapital im Vergleich zu 2012 um 30 Prozent zu verbessern, würden laut Bundesliga-Lizenzordnung vier Punkte abgezogen. Geschäftsführer Christian Fitzek zeigte sich im Gespräch mit dem Portal Handball-world.com jedoch „aufgrund der angeschobenen Sanierungsmaßnahmen“ zuversichtlich, diese Strafe abwenden zu können.

Umso wertvoller wäre ein Sieg im Bundesligaspiel beim Tabellendritten MT Melsungen an diesem Mittwoch in Kassel (20.15 Uhr). Ein schwieriges Unterfangen, wie Kapitän Pascal Hens weiß: „Melsungen spielt bisher eine sehr gute Saison. Bei uns muss alles passen, um die Punkte mit nach Hamburg zu nehmen.“