„Mit Rückenwind“, heißt es in der Überschrift der Pressemitteilung, fahren die HSV-Handballer an diesem Mittwoch nach Kassel zum Bundesligaspiel gegen Melsungen. Diese Prognose mag meteorologisch zutreffen, moralisch nur bedingt. Sportlich hat die Mannschaft bislang weit mehr erreicht, als man ihr vor der Saison hätte zutrauen mögen, sie hat am vergangenen Freitag in Wetzlar in einer Weise dominiert, wie man sie in den vergangenen beiden Spielzeiten nicht mehr erlebt hatte. Spieler und Verantwortliche schwärmen von einem neuen Zusammenhalt, von Trainer Michael Biegler, der es verstanden habe, innerhalb kürzester Zeit aus vielen neuen Kräften an starkes Ganzes zu bilden.
Umso bedauerlicher ist, dass diese Leistungen nur am Rande gewürdigt werden können. Stattdessen prägt wieder das Finanzdesaster das Erscheinungsbild des Vereins. Und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sich die unsichere Situation auch auf dem Feld niederschlägt, weil sie den Spielern aufs Gemüt schlägt. Hält sie noch länger an, droht die Mannschaft sogar auseinanderzubrechen.
Das wäre so bedauerlich, weil es so vermeidbar ist. Alles liegt einmal mehr in der Hand von Mäzen Andreas Rudolph, der dem Club durch seine Verpflichtungen neben großen Titeln auch große Lasten hinterlassen hat. Soll der Profihandball in Hamburg in Würde weiterleben oder in Frieden ruhen? Die Antwort kann nur Rudolph geben, weil er sowohl die nötigen Mittel als auch die Kontrolle über den Verein hat. Aber sie müsste bald kommen, bevor weiterer Schaden entsteht.