Hamburg. Der angehende Lehrer hat 542 Pflichtspiele für Hamburg bestritten. Das Topspiel am Sonntag in Kiel ist für ihn etwas Besonderes.

Als kürzlich Kapitän Pascal Hens für sein 500. Pflichtspiel beim HSV Handball gefeiert wurde, sagte der Geehrte, dass doch „Matti“ Flohr bestimmt noch mehr Spiele für den Verein bestritten habe. Zwar wechselte Matthias Flohr erst 2004 von der Ahlener SG an die Elbe, also ein Jahr später als der dienstälteste HSV-Profi Hens, „aber ich war ja häufiger verletzt“, rechnete Hens, 35, vor.

Es wäre irgendwie typisch, wenn Flohr, 33, tatsächlich mehr Partien absolviert hätte und es nur keiner so richtig mitbekommen hat. „Ich weiß es selbst nicht, ‚Pommes‘ und ich haben schon darüber geflachst. Aber Superlative machen mich eh fertig“, sagt Flohr. Er ist eben eher der bescheidene Arbeiter, ein „Flohr-Walker“ als eine Rampensau. „Pascal ist eine ganz andere Nummer im Handballsport.“

"Gibt kaum was Geileres, als in Kiel zu spielen"

Aber ein Matthias Flohr ist beim HSV genauso wenig wegzudenken. Auch im Bundesliga-Topspiel in Kiel an diesem Sonntag, auf das er richtig Lust hat („Es gibt kaum etwas Geileres, als in Kiel zu spielen“), kommt auf ihn wieder eine wichtige Rolle zu. Ohne den seit zwei Wochen verletzten Kroaten Ilija Brozovic (Außenbandriss im rechten Sprunggelenk) ist Flohr der einzige gestandene Kreisläufer. In der Abwehr bildet der ehemalige Nationalspieler (15 Spiele, 23 Tore) den Mittelblock mit dem zurzeit angeschlagenen Polen Piotr Grabarczyk.

Flohr, der Mann für alle HSV-Positionen außer dem Tor, der lange allein unter Stars war und bei dem Handball immer nach Arbeit aussah, hat alle Umbrüche im Verein überlebt. Alle HSV-Trainer hielten etwas von ihm, auch Michael Biegler schwärmt: „Das Zusammenspiel mit Grabarczyk, die Aggressivität, die ‚Matti‘ vorlebt, und diese Positionsvariabilität: Das kann einen Trainer nur begeistern. Matti startet unseren Deckungsmotor. Es ist fantastisch, mit ihm arbeiten zu dürfen.“

"Die Harmonie im Team passt einfach"

Der Gelobte sieht sich nur als „ein Rädchen im ganzen Getriebe“. Er begründet seine bisher starke zwölfte HSV-Saison vor allem damit, dass „die Harmonie im Team einfach passt“.

Er selbst fühlt sich körperlich „weiterhin topfit“. An ein Karriereende verschwendet der angehende Sport- und Mathematiklehrer noch keine ernsten Gedanken. „Der HSV ist mein Verein“, sagt der Vater der zwei Söhne Ferdinand und Leonard. Flohr hat übrigens bereits 542 Pflichtspiele für den HSV bestritten und ist damit der Rekordspieler des Vereins.