Der Handball-Bundesligist HSV hat seine Königspersonalie geklärt. Ex-Nationalkeeper Johannes Bitter bleibt bis 2016. Ob er diesen Sonntag spielen kann, ist allerdings ungewiss.
Hamburg. Die Verantwortlichen des HSV Handball hatten geheimnisvoll zu einer Pressekonferenz in den noblen Aspria-Fitnesstempel auf der Uhlenhorst geladen. Es handele sich „endlich mal wieder um gute Nachrichten“ und einen „echten Kracher“, nur so viel war vorab in Erfahrung zu bringen. Und „tatatata“: Plötzlich betrat das Geheimnis die Lounge im englischen Landhausstil, 2,05 Meter lang, nicht zu übersehen. Erst dann wurde das ansonsten ja zu verräterische Extra-Namensschildchen für die Pressekonferenz aufgestellt: „Johannes Bitter“.
Geschäftsführer Christian Fitzek lächelte wie ein Honigkuchenpferd, schließlich ist die Königspersonalie für die HSV-Zukunft nun geklärt. Der Weltmeister und Ex-Nationaltorhüter Bitter, 32, seit 2007 im Verein, neben Pascal Hens das bekannteste HSV-Handball-Gesicht und neben Hans Lindberg der letzte verbliebene Weltklassemann, hat seinen zu Saisonende auflaufenden Vertrag um zwei Jahre verlängert. Bitter gab eine regelrechte Liebeserklärung ab an den Club: „Ich gehöre zum HSV und der HSV zu mir. Hamburg ist inzwischen meine Heimat geworden, und das Gesamtpaket hat gepasst“, sagte der als ausgesprochener Familienmensch bekannte dreifache Vater. „Ich bin auch keiner, der einfach abspringt.“
Dabei erwähnte er auch, dass die „Verhandlungen in den letzten eineinhalb Monaten sehr intensiv, aber immer nett waren“. Er soll, wie man hört, zunächst Angebote des HSV abgelehnt haben. Offenbar entsprach die Dotierung nicht dem, was sich Bitter unter seinem „letzten großen Vertrag“ vorgestellt hatte. Zudem sollen die Rhein-Neckar Löwen an ihm dran gewesen sein als Ersatz für den zum THW Kiel wechselnden dänischen Superstar Niklas Landin.
Am Ende einer turbulenten Woche – mit der 28:32-Heimpleite gegen den Tabellenletzten TBV Lemgo, dem wütenden Andreas Rudolph in der Kabine, der Entlassung des am Ende ratlosen Trainers Christian Gaudin und dem anschließenden Proteststurm von Fans auf Facebook – waren dann aber alle heilfroh, Bitters Verbleib verkünden zu können. Der Termin habe schon länger festgestanden, versicherte Fitzek, das sei nicht etwa eine Hauruckaktion zur Besänftigung der Fans und Medien.
Und Bitter deutete an, dass er sehr wohl Einbußen im Vergleich zu seinem vorigen Spitzengehalt akzeptiert habe. „Wir haben uns auf andere Konditionen geeinigt, das ist ganz klar. Ich weiß auch, dass ich nicht mehr im Frühling meiner Karriere bin.“ Entscheidend für seine Unterschrift war offenbar auch, dass ihm der Tabellenneunte zugesichert hat, in Zukunft wieder „eine schlagkräftige Mannschaft zu stellen, mit der wir vielleicht nicht ganz oben angreifen, aber weiter oben als im Moment“. Bitter hat sich auch eine Ausstiegsklausel (nach einem Jahr) in den Kontrakt einarbeiten lassen, mit Verweis auf eventuelle Berufspläne nach dem Profisport. Es sei aber „noch nichts spruchreif“.
Fitzek berichtete, dass er bereits „weitere Verträge unter Dach und Fach“ habe. Diese will er erst im Januar bekannt geben. Dabei könnte es etwa um Hens gehen, dessen Vertrag auch ausläuft. Fitzek schwebt wieder sein „10+4-Konzept“ aus dem Jahre 2009 vor: „10 Weltklassespieler und vier aus dem Bereich Talentförderung.“ Von der als Priorität geklärten Bitter-Personalie hänge auch „die Reputation des Vereins“ ab, so Fitzek, der obendrein eine positive Sponsoringnews bekannt gab: Ausrüster Asics, der zu den zweitgrößten Geldgebern beim HSV gehört nach Andreas Rudolphs Medizintechnikunternehmen GHD, verlängerte die Partnerschaft vorzeitig bis Sommer 2018.
Dann gab es aber noch eine Hiobsbotschaft: Bitter stand wegen seiner Knieblessur in dieser Woche noch nicht im Tor und weiß nicht, ob er in Hannover an diesem Sonnabend (19 Uhr) spielen kann. „Ich weiß es überhaupt nicht, es kann sogar sein, dass ich die letzten drei Spiele des Jahres ausfalle.“