Die HSV-Handballer haben etwas überraschend ihren Trainer Christian Gaudin entlassen. Der Tabellen-Neunte gewann nur eines der vergangenen fünf Bundesliga-Spiele.
Hamburg. Krachender Schlussakkord am Ende eines Krisenjahres: Der strauchelnde Handball-Bundesligist HSV Hamburg hat auf die sportliche Talfahrt reagiert und überraschend seinen Trainer Christian Gaudin gefeuert.
Der Franzose muss als Nachfolger von Erfolgscoach Martin Schwalb nach nur 159 Tagen im Amt schon wieder gehen. Wer den deutschen Meister von 2011 wieder zurück in die Spur führen soll, wurde am Dienstag nicht bekannt. Bis Jahresende übernimmt der bisherige Co-Trainer Jens Häusler das Team.
„In Anbetracht der sportlichen Entwicklung der vergangenen Wochen haben wir den Eindruck gewonnen, dass uns eine positive Wendung mit Christian Gaudin nicht mehr gelingen wird - unabhängig davon, dass uns derzeit wichtige Spieler verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen”, sagte Geschäftsführer Christian Fitzek, der die Geduld mit Gaudin verlor und an der Elbe damit endgültig zum starken Mann aufsteigt.
Schon am Dienstagnachmittag übernahm Häusler das Training beim Tabellenneunten. Zudem wird Fitzek bereits in vier Tagen beim Auswärtsspiel bei TSV Hannover-Burgdorf auf der Bank sitzen, „um der Mannschaft unterstützend zur Seite zu stehen”, wie es in einer Klubmitteilung hieß. Immerhin: Die Kosten für den Rauswurf dürften überschaubar bleiben. Gaudin besaß an der Elbe nur einen Vertrag bis Sommer 2015.
Gaudin wurde letztendlich die herbe Heimschlappe am vergangenen Sonntag gegen das bisherige Bundesliga-Schlusslicht TBV Lemgo (28: 32) zum Verhängnis. „Einige Spieler scheinen nicht bundesligareif”, polterte Matthias Rudolph, Hauptgesellschafter des Klubs und Bruder des immer noch einflussreichen Mäzens Andreas Rudolph. Dieser soll während der Halbzeit des Debakels sogar in der Kabine aufgetaucht sein und eine Wutrede gehalten haben.
Mit der Entlassung von Gaudin geht beim HSV Hamburg ein völlig verkorkstes Jahr zu Ende. Sportlicher Misserfolg, Führungs-Krise, Finanz-Chaos: Nach Jahren des Aufstiegs und dem Gewinn der Champions League 2013 standen die Hamburger im Sommer schon vor dem Aus. Dem Rücktritt des langjährigen Vereinspräsidenten und Mäzens Andreas Rudolph Anfang Mai folgte ein beispielloser Kampf um die Existenz, an dessen Ende der HSV erst in dritter und letzter Instanz noch die Spielgenehmigung für die kommende Saison erhielt.
Nach neun Jahren mit Schwalb auf der Bank sollte Gaudin eigentlich den Neuanfang in Hamburg vorantreiben. Doch der frühere Bundesliga-Torhüter fand nie den richtigen Draht zu seiner Mannschaft, die trotz aller Probleme immer noch mit einigen Stars wie Johannes Bitter und Pascal Hens besetzt ist. Am Ende konnte der Franzose die hohen Erwartungen nicht erfüllen.
„Die Bundesliga kenne ich noch sehr gut aus meiner Zeit in Magdeburg. Gegen den HSV zu spielen, war nie leicht. Ich möchte dafür sorgen, dass das auch in Zukunft so bleibt”, hatte Gaudin bei seiner Verpflichtung gesagt. Doch am Ende war der große HSV unter Gaudin in Wahrheit oft nur noch ein Punktelieferant.