Der HSV-Profi war nach seinem Kopfstoß für zehn Spiele, aber nur zwei Monate gesperrt worden. Faktisch fehlt er den Hamburgern so nur zwei Mal.

Hamburg/Berlin. Dem HSV-Handball-Profi Torsten Jansen droht nach seinem Kopfstoß gegen Ivan Nincevic von den Füchsen Berlin ein juristisches Nachspiel. Der 31 Jahre alte Kroate vom Berliner Bundesligisten will den Hamburger in der kommenden Woche wegen Körperverletzung auf Schmerzensgeld verklagen, ein entprechender Antrag wird vorbereitet. „Ich werde das mit meiner Familie besprechen. Aber in Deutschland scheint das der Trend zu sein“, sagte Nincevic der „B.Z.“. Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning wollte eine mögliche Klage weder bestätigen noch dementieren.

Jansen war nach seiner Tätlichkeit im Bundesliga-Spiel des HSV gegen Berlin (28:25) für zehn Meisterschaftsspiele, längstens aber für zwei Monate gesperrt worden. Zudem muss der Linksaußen eine Geldstrafe in Höhe von 15.000 Euro zahlen. Es ist die höchste Strafe, die jemals im deutschen Handball verhängt wurde. Der HSV teilte am Freitag mit, dass Verein und Spieler die Strafe akzeptieren würden.

Nincevic, der durch das Foul schwere Prellungen an Jochbein und Hinterkopf sowie eine schwere Gehirnerschütterung erlitt, bezeichnete das Urteil als „lächerlich. Diese Regeln muss man mal ändern. Du schickst jemanden ins Krankenhaus und musst nur zwei Spiele draußen sitzen“, sagte Nincevic.

Faktisch bedeutet das Urteil der HBL-Disziplinarkommission nämlich, dass der Weltmeister von 2007 seinem Verein lediglich in den beiden noch ausstehenden Spielen der aktuellen Saison fehlen wird und er auch beim Final Four in der Champions League (1./2. Juni) spielberechtigt ist. Einen Antrag auf weitere Bestrafung durch das Bundessportgericht stellte die Kommission um HBL-Justiziar Andreas Thiel nicht, weil sie keine Grundlage für ein höheres Strafmaß sah.

Die Spitze der Handball-Bundesliga (HBL) denkt nach dem brutalen Kopfstoß über eine Änderung seiner Statuten nach. „Zurzeit gehe ich davon aus, dass wir einen entsprechenden Antrag beim DHB stellen werden. Wir werden das in den kommenden Tagen ernsthaft prüfen“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohman. Die bisherige Regelung, nach der ein Spieler seine Sperre im Gegensatz zum Fußball in der Saisonpause absitzen kann, sei „bizarr“ und mache „keinen Sinn“.

Geschäftsführer Bob Hanning von den Füchsen Berlin begrüßte die Überlegungen des Ligaverbandes, kritisierte aber dessen Vorgehensweise. „Herr Bohmann braucht sich keine Gedanken zu machen. Die Formulierung des Antrags hat die HBL von uns in der kommenden Woche auf dem Tisch“, sagte Hanning: „Doch jetzt nach neuen Regeln zu schreien, überrascht mich schon sehr. Die HBL hätte den Weg zum Sportgericht ohne Probleme gehen können – die Chance wurde vertan.“ Die HBL könne nicht Anwalt und Richter zugleich sein, monierte Hanning.