HSV-Linksaußen Toto Jansen knockte Nincevic wenige Sekunden vor Ende der Partie aus. Die Füchse bestätigten inzwischen schwere Prellungen an Jochbein und Hinterkopf sowie eine schwere Gehirnerschütterung bei Nincevic.

Hamburg. Ein Brutalo-Foul schockt die Handball-Bundesliga: 37 Sekunden vor Ende der Partie zwischen dem HSV Hamburg und den Füchsen Berlin streckte Torsten Jansen mit einem Kopfstoß seinen Gegenspieler Ivan Nincevic nieder. Der Berliner fiel bewusstlos zu Boden, erlitt eine tiefe Risswunde unter dem Auge und zog sich zwei schwere Hämatome am Kopf zu. „Das Jochbein ist nicht gebrochen“, sagte der Kroate am Mittwoch und gab zumindest leichte Entwarnung. „Mir ist nur schlecht und schwindelig.“ Ob der 31-Jährige rechtliche Schritte gegen Jansen wegen Körperverletzung einleiten wird, bleibt abzuwarten.

Jansen entschuldigte sich inzwischen bei Nincevic: „Es tut mir leid, was passiert ist. Das habe ich nicht gewollt. Ich habe mich selbst erschrocken und wünsche natürlich Ivan Nincevic schnelle Genesung.“ Der „Fuchs“ nahm die persönliche Entschuldigung von Torsten Jansen an.

Jansen bekennt sich nach roter Karte für den Mitspieler zu seiner Aktion

Am Dienstagabend hatte zunächst Marcin Lijewski die rote Karte gesehen. Daraufhin hatte sich Torsten Jansen allerdings zu der Aktion, nach der Ivan Nincevic zu Boden ging, bekannt und wurde hinausgestellt. „Das ist mir in 13 Profi-Jahren nicht passiert, und mir ist klar, dass das überhaupt nicht passieren darf. Dass es dennoch geschehen ist, tut mir sehr leid: Eine Situation, wie sie mir noch nie unterlaufen ist und nie wieder unterlaufen darf. Ich habe mich dafür in aller Form entschuldigt und möchte das an dieser Stelle auch noch einmal wiederholen“, zeigt sich Torsten Jansen reuig.

Sein Trainer Martin Schwalb betont: „Wir kennen Toto nicht nur als Familienmenschen, sondern auch und vor allem als durch und durch fairen Sportsmann, der viel für den HSV Handball und auch den Deutschen Handball geleistet hat. Dass es zu dieser Situation gekommen ist, hat uns alle überrascht – auch Toto, das kann ich deutlich sagen. Er weiß, dass es ein Fehler war, und ich bin mir sicher, dass sich etwas Ähnliches bei Torsten Jansen nicht wiederholen wird.“

„So weit denke ich jetzt noch nicht. Hauptsache gesund werden“, meinte der Berliner Linksaußen, der für seine provokante Spielweise bekannt ist. Berlins Manager Bob Hanning war am Morgen nach der brutalen Attacke immer noch geschockt: „Provokation ist das eine. Aber das war Körperverletzung. Das hat im Handball nichts zu suchen. Nach dem Videostudium gibt es keine zweite Meinung.“

„Ich bin schockiert, dass so etwas passieren kann“

Dass der HSV mit 28:25 im Duell um den vierten Tabellenplatz in der Bundesliga gewonnen hatte, interessierte keinen mehr. Nachdem Nincevic auf einer Trage aus der Halle gefahren wurde, warfen sich die Spieler beider Teams den Ball gegenseitig zu und ließen die Uhr herunterlaufen. „Das zeigt, dass die Spieler und auch die allermeisten Zuschauer Fingerspitzengefühl haben“, meinte Hanning.

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Diesen fairen Sportsgeist erlebte Nincevic nicht – er war da schon auf dem Weg in ein Hamburger Krankenhaus. „Die fünf Zentimeter lange Wunde unter dem Auge wurde von innen und außen genäht. Diese Narbe habe ich jetzt mein ganz Leben lang“, meinte er. Noch in der Nacht wurde er auf eigenen Wunsch aus dem Krankenhaus entlassen. Er wollte nur noch eins: zu seiner Familie. Diese hatte das Spiel vor dem Fernseher verfolgt. „Meine Mutter ist zusammengebrochen. Mein Frau hat fürchterlich geweint. Der Schock für die Familie ist das Schlimmste für mich“, betonte der 31-Jährige.

In den kommenden Tagen wird sich der Olympia-Dritte von London in neurologische Behandlung begeben. Wie die Füchse weiter mitteilten, soll es zudem weitere Untersuchungen geben, wenn die Blutergüsse am Kopf abgeklungen sind. „Ich war noch nie bewusstlos. Ich bin einfach schockiert, dass so etwas passieren kann“, sagte Nincevic. Für ihn ist die Saison beendet.

Für den 36 Jahre alten Jansen, dessen Vertrag in Hamburg am Saisonende ausläuft, könnte die Attacke sogar das Karriere-Ende bedeuten. Für den Kopfstoß sah er die Rote Karte. Zudem schilderten die Schiedsrichter in ihrem Bericht die Szene ganz genau. „Im Bericht steht Kopfnuss im laufenden Spiel“, sagte Hanning. „Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass Torsten 36 Jahre lang ein einwandfreier Sportler war und viel für den deutschen Handball getan hat.“