Trotz starker kämpferischer Leistung verliert der HSV Handball das Nord-Derby beim THW Kiel mit 30:27. Zu viele kleine Fehler waren am Ende entscheidend.

Kiel. Der HSV Hamburg hat das Spitzenspiel der Handball-Bundesliga nach aufopferungsvollem Kampf mit 30:27 beim THW Kiel verloren. Beim Tabellenführer war Filip Jicha mit acht Toren bester Werfer, für den HSV stemmte sich Domagoj Duvnjak mit neun Treffern gegen die Niederlage.

„Die Mannschaft hat sensationell gearbeitet“, zeigte sich HSV-Trainer Martin Schwalb nach der Partie zufrieden, doch die vielen individuellen technischen Fehler und die mangelnde Chancenverwertung machten am Ende den Unterschied.

Beide Mannschaften führen das Prestige-Duell von Beginn an leidenschaftlich. Und auch die Zuschauer in der ausverkauften Kieler Halle helfen eifrig mit, die Stimmung auf dem Spielfeld weiter anzuheizen. Durch den kampfbetonten Beginn geht anfangs aus dem Spiel nicht viel, nach fünf Minuten haben die Schiedsrichter bereits drei Siebenmeter gepfiffen.

Auch Martin Schwalb lässt von der hitzigen Atmosphäre anstecken. Erst bekommt der HSV-Trainer die Gelbe Karte wegen Meckerns, kann sich aber nicht beruhigen, so dass die Unparteiischen eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe gegen die Hamburger Bank aussprechen, um früh ein Zeichen zu setzen.

Abkühlen tut sich aber weder die Halle noch die Spieler auf dem Feld. Nachdem Filip Jicha das 5:3 für Kiel erzielt, hat Schwalb genug und nimmt die erste HSV-Auszeit. Die Hamburger kommen entschlossener aus der Auszeit und können das 3:6 in Überzahl zum 6:6 ausgleichen.

Doch die Kieler Abwehr stabilisiert sich anschließend. Der HSV kann sich keine wirklich klaren Würfe mehr erarbeiten, und das was aufs Kieler Tor kommt, pariert Thierry Omeyer. Der Franzose hat einen Sahne-Tag erwischt und hält allein in der ersten Halbzeit zehn Würfe.

Nach drei individuellen Fehlern in Folge von Marcin Lijewski kann der THW mit 12:8 davonziehen. Doch auch HSV-Torwart Jogi Bitter, in den vergangenen Partien überragend, kommt nach zögerlichem Beginn besser in die Partie und mehr Hände an den Ball. Bitter hält den HSV im Spiel, der mit einem 13:11-Rückstand in die Pause geht.

Der HSV komm t gut aus der Halbzeit, allerdings ohne Marcin Lijewski, der mit Problemen am Knie in der Kabine bleiben musste. Auch der gerade erst wiedergenese Tosten Jansen muss später mit einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden. Trotzdem kämpfen sich die Hamburger immer wieder zurück in die Partie. Zwischenzeitlich kann der HSV sogar ausgleichen und ist voll im Spiel. „Beim 18:18 dachte ich, dass wir das Spiel kippen können“, sagt Schwalb. Doch im Angriff leisten sich die Hamburger zu viele Fehler und werfen den Kielern die Bälle teilweise unbedrängt in die Arme. „Das kann man sich in Kiel nicht erlauben“, weiß Schwalb.

Durch den Ausfall von Lijewski muss der HSV auf der halbrechten Rückraumposition mit Rechtshändern agieren, wodurch das Angriffsspiel hakt. Michael Kraus und Domagoj Duvnjak haben auf der ungewohnten Position Probleme. Der THW kann in weiteren Spielverlauf immer wieder davon ziehen, doch der HSV, allen voran der starke Duvnjak - wenn er aus dem Zentrum agieren kann - kämpft sich immer wieder heran.

HSV-Torwart Jogi Bitter hält sein Team mit seinen Paraden zwar lange im Spiel, am Ende machen die vielen Fehler den Unterschied. „Da haben wir ein paar Bälle zu viel weggeworfen“, sagt Schwalb.

Für die Entscheidung sorgt Filip Jicha mit dem 29:26, dem laut Schwalb allerdings ein „klares Stürmerfoul“ vorausging. Die Schiedsrichter pfeifen es nicht und der HSV, auf den nun die Vier-Spiele-Serie gegen Flensburg wartet, verliert ein spannendes Topspiel, auf dem Nuancen entscheidend sind.

Der THW bleibt durch den Sieg Tabellenführer und auf dem besten Wege zur deutschen Meisterschaft. Der HSV verlor nach zehn ungeschlagenen Spielen in der Liga erstmals wieder und steht weiter auf dem 5. Rang, so muss der Verein wohl bis zum Saisonende um die Champions-League-Qualifikation kämpfen.