Mit 28:22 schlugen die HSV Handballer den TuS N-Lübbecke zum Saisonauftakt daheim. Der Erfolg war allerdings ein hartes Stück Arbeit.

Hamburg. Der deutsche Handballmeister HSV ist mit einem 28:22-(12:14-)Erfolg über den TuS N-Lübbecke in die neue Bundesligasaison gestartet. Die sechs Tore Vorsprung drücken jedoch nicht die Mühen und Qualen, zum Teil auch Ängste aus, mit denen sich die Hamburger zu ihrem ersten Saisonsieg zitterten. Hans Lindberg war mit zehn Treffern, darunter vier Siebenmeter, der beste HSV-Schütze, die Rückkehr von Linkshänder Marcin Lijewski die erfreulichste Nachricht. Der am rechten Sprunggelenk verletzte Pole konnte nach einem Härtetest vor Spielbeginn entgegen den Erwartungen doch auflaufen. Er erzielte fünf Tore.

„In der ersten Halbzeit waren wir viel zu ungenau und haben im Angriff zu viele Bälle leichtfertig weggeworfen“, meinte Torhüter Johannes Bitter, „in der zweiten Hälfte hatte ich aber nie das Gefühl, dass wir dieses Spiel verlieren werden. Da stimmte die Körpersprache wieder. Alles in allem war es ganz hartes Stück Arbeit.“

Nach 20 Minuten allerdings war eine gewisse Ratlosigkeit in den Gesichtern der Hamburger Spieler abzulesen. Rechtsaußen Lindberg blickte betreten zu Boden, Blazenko Lackovic schüttelte den Kopf. Tomasz Tluczynki hatte zum 9:7 für Lübbecke getroffen, und der Meister schien weder im Angriff noch in der Abwehr in der Lage, eigene Akzente zu setzen. Zwar erhöhten die Hamburger zwischenzeitlich die Konzentration, und dem trotz Schmerzen im Fuß starken Lijewski gelang in der 24. Minute zum 10:9 die erneute Führung, ein wirklicher Ruck ging indes in diesem Moment nicht durch die Mannschaft. Zur Halbzeit führte Lübbecke wieder mit zwei Toren (14:12), und wer die betretenen Mienen sah, mit denen die Hamburger in ihre Kabine trotteten, mag zu diesem Zeitpunkt nicht mehr an eine Wende im Spiel geglaubt haben. Sie sollte dennoch folgen.

Zu viel lag in der ersten Hälfte im Argen, angefangen bei sechs technischen Fehlern, die zu Ballverlusten führten. Im Angriff klappte kein Anspiel an den Kreis, eine Variante, die den HSV in der vergangenen Meistersaison immer wieder ausgezeichnet hatte. Und hätte der angeschlagene Lijewski sich nicht vier Mal im rechten Rückraum mit Urgewalt durchgesetzt, die Führung für Lübbecke wäre vermutlich weit höher ausgefallen. In der Abwehr wiederum fehlte der eine halbe Schritt zum Gegner, der im Handball den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmacht. Torhüter Bitter konnte hinter dieser Deckung nicht glänzen. Ge-rade drei von 16 Würfen konnte der ehemalige Nationaltorwart parieren. Dass in der zweiten Hälfte aber Neuzugang Dan Beutler seinen Arbeitsplatz einnahm, war bereits vor dem Spiel abgesprochen.

Erklärlich waren die vielen Missverständnisse nicht, schließlich stand die Meistermannschaft auf dem Feld, die in der vergangenen Saison in der heimischen O2 World in 17 Begegnungen gerade einen Punkt abgegeben hatte. Aber in der zweiten Halbzeit wurde zumindest einiges besser, wenn auch nicht alles. Das Allerbeste: Vori traf. In der 40. Minute drehte sich der kroatische Kreisläufer um zwei Gegenspieler und warf den HSV mit 18:17 in Führung, die erste im zweiten Spielabschnitt. Die begeisterten Zuschauer dankten es mit stürmischem Applaus. Und Vori ihnen sofort mit zwei weiteren Treffern zum zwischenzeitlichen 21:19 in der 45. Minute. Weil auch die Deckung aggressiver auf ihre Gegenspieler zuging, konnte Beutler in dieser spielentscheidenden Phase zwi-schen der 38. und 48. Minute das tun, was zuvor seinem Kollegen Bitter noch verwehrt war: Bälle halten. Mit einer Fangquote von 40 Prozent (6 von 15) war einer der Matchwinner.

Jedoch verlieh selbst der herausgekämpfte (und nicht herausgespielte) Vorsprung dem HSV im Folgenden nicht die notwendige Sicherheit. Wenigstens saßen die Siebenmeter. Lindberg, der bei der 23:24-Niederlage im Supercup am vergangenen Dienstag in München ge-gen den THW Kiel noch zwei Siebenmeter verworfen hatte, vollstreckte diesmal mit der von ihm früher bekannten Präzision. Vier Mal trat der Däne an die Linie, vier Mal zappelte der Ball danach im Netz. Und so durfte am Ende doch noch gejubelt werden, über einen mühsamen 28:22-Sieg. „Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie haben wir uns heute sehr schwer getan“, meinte Lindberg hinterher, „doch die letzten Minuten haben wieder richtig Spaß gemacht.“ Kein Wunder: Die Lübbecker warfen in der 53. Minute zum 22:23 ihren letzten Treffer in diesem Spiel.