Am heutigen Sonnabend muss Kiel in Großwallstadt verlieren, damit der HSV bei einem Sieg in Balingen noch Meister werden kann.

Leipzig/Hamburg. Eigentlich ist alles klar: Der THW Kiel lässt es am Sonnabend gegen 22.00 Uhr auf dem heimischen Rathausplatz bei seiner 16. Meistersause krachen. Und der HSV Hamburg guckt wieder mal in die Röhre. Nur die wenigsten Optimisten wetten im Finale der Handball-Bundesliga (live ab 16.15 Uhr auf Sport1) auf einen Ausrutscher des frisch gekürten Champions-League-Siegers aus Kiel und auf ein Wunder für den Erzrivalen.

1214 Leser der Fachzeitschrift „Handballwoche“ stimmten ab: Mit einem klaren Votum von 79 Prozent pro THW und kontra HSV (21 Prozent). Kiel führt mit einem Punkt Vorsprung vor Hamburg, bereits ein Remis reicht zum erneuten Triumph. Dem sechsten in Serie – wieder ein Rekord. Zum Zünglein an der Waage könnte der TV Großwallstadt werden, der vor ausverkauftem Haus – inklusive der Original-Meisterschale – den Liga-Krösus zu Fall bringen will. Ein schweres, wenngleich nicht unmögliches Unterfangen. Denn die Unterfranken liefern ihre beste Saison seit Jahren ab.

„Wir spielen zwar zu Hause und die Favoritenrolle ist klar verteilt, aber solche Spiele haben ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten“, sagte TVG-Coach Michael Biegler am Freitag der dpa. „Beagle“ formte mit seinem Vorgänger und jetzigen Co-Trainer Peter David den TVG in dieser Saison zu einer homogenen und erfolgshungrigen Einheit. Dem Trainerfuchs ist aber klar: Um die Sensation zu schaffen, muss alles passen. „Da muss uns schon ein sehr optimales Spiel gelingen.“

Doch auch für die Großwallstädter geht es noch um viel. Sie wollen ihren achten Rang gegen die punktgleichen und nur um zwei Tore schlechter platzierten Füchsen aus Berlin, die beim Europapokalsieger VfL Gummersbach spielen, verteidigen und damit in der kommenden Saison international starten. Eine Telefon-Schalte zum Füchse-Spiel oder ähnliche Sperenzien wird es aber nicht geben. „Wir spielen ja nicht gegen irgendeine Bim-Bam-Truppe. Wir werden sicherlich Rückstände verarbeiten müssen. Da ist volle Konzentration nur auf uns gefordert“, erklärte Biegler.

HENS UND VORI BLEIBEN HAMBURGER

Die Kieler kommen mit dem unerschütterlichen Selbstbewusstsein, beim Final Four der Königsklasse mit Ciudad Real und dem FC Barcelona zwei der weltbesten Teams besiegt zu haben. „Noch ein Sieg für uns und die Fans – dann wäre der Traum-Abschied perfekt“, sagte Torhüter Peter Gentzel, der wie Börge Lund, Igor Anic und Daniel Wessig den THW nach Saisonende verlässt. Aber Coach Alfred Gislason wird des Warnens nicht müde: „Wir sind noch nicht durch.“

Die Zahlen sprechen für die „Zebras“: Denn der TVG wartet seit 19 Pflichtspielen und damit über neun Jahre auf einen Sieg gegen den Rekordmeister. Die Hamburger, die bei HBW Balingen-Weilstetten antreten, haben sich zumindest nach außen ihrem Schicksal ergeben. „Es ist nicht an uns, anzugreifen. Wir sind in der Position, in der wir nicht mehr aus eigener Kraft Meister werden können“, sagte Trainer Martin Schwalb. Zudem ist der HSV gewarnt: In der vergangenen Saison verloren die Hanseaten überraschend beim Underdog mit 26:28. Und auch im Jahr davor zitterte sich der HSV nur zu einem knappen 28:27. „Der HSV ist der Favorit. Aber kampflos werden wir die Punkte nicht hergeben“, erklärte HBW-Routinier Frank Ettwein.

Spannung verspricht zudem noch der Kampf um den vierten Platz, der zur Teilnahme am Wildcard-Turnier zur Champions League berechtigt. Die besten Karten haben die Rhein-Neckar Löwen, die in heimischer Halle die HSG Wetzlar empfangen. Aber auch Frisch Auf Göppingen darf sich noch Chancen ausrechnen, muss dazu aber beim EHF-Cupsieger TBV Lemgo gewinnen und auf eine Niederlage der Badener hoffen.