Hamburg. Die Wilhelmsburger Basketballer melden sich gegen Ankara eindrucksvoll zurück. Nur einer ist ins Abseits geraten.
Vielleicht hätte Benka Barloschky lieber getauscht. Den guten Auftritt schon am Sonnabend beim 75:96-Desaster gegen den Syntainics MBC Weißenfels in der Bundesliga, den indiskutablen stattdessen am Dienstagabend im EuroCup. Doch selbst als Basketballtrainer kann man sich nicht alles wünschen, und schließlich muss man die Feste auch feiern, wie sie fallen.
Und da in der Inselpark Arena vor allem die Dreier – 18 bei 44 Versuchen – fielen, durften die nicht türkisch-stämmigen Fans unter den 1838 Zuschauer gemeinsam mit den Veolia Towers Hamburg den ersten Saisonsieg im internationalen Wettbewerb feiern. Das 89:77 (27:18, 16:21, 22:12, 21:24) gegen Turk Telekom Ankara war der erste Heimerfolg im EuroCup seit dem 89:87 gegen Trento am 21. März 2023. Schlusslicht der Gruppe B bleiben die Wilhelmsburger trotzdem.
Veolia Towers Hamburg gewinnen gegen Turk Telekom Ankara
Diese historische Note dürfte Trainer Barloschky herzlich egal sein. Für den 36-Jährigen dürfte es wichtiger sein zu sehen, dass in seiner Mannschaft nach zuvor wettbewerbsübergreifend fünf Niederlagen in Serie noch Leben steckt. Ziemlich viel sogar.
Am Sonntag hatte es im Anschluss an eine sehr ausführliche und teils unangenehme Videoanalyse ein Mannschaftsessen (Hühnchen, Nudeln, Brokkoli) gegeben, an dem nur die Spieler teilnahmen. „Das war wichtig für uns, einfach mal nicht an Basketball zu denken, die Köpfe frei zu kriegen“, sagte Osaro Jürgen Rich, gegen Ankara Topscorer mit 16 Punkten. „Das war heute nur Mentalität“, ergänzte er und bellte – das Zeichen dafür, dass die Hamburger in der Verteidigung Kettenhunde sind.
Gegen die favorisierten Türken um den gebürtigen Hamburger Ismet Akpinar, der mit null Punkten allerdings blass blieb, dominierten die abermals ohne Niklas Wimberg, Zsombor Maronka und Benedikt Turudić antretenden Türme (ja, richtig gelesen: dominierten) defensiv. Allen voran Center Kur Kuath überzeugte, absolvierte seine bislang beste internationale Partie.
Zukunft von Keondre Kennedy ungewiss
Mehr noch: Die Gastgeber pflückten 19 Offensivrebounds (Ankara: drei) und warfen den Ball nur elfmal weg (Ankara: 20). So mancher Zuschauer mag sich im Positiven gesagt haben: „Das sind nicht mehr meine Towers!“ Barloschky dürfte genau das immer gewusst haben. „Wir sind immer sehr konstant, in dem, was wir tun. Uns war klar, dass wir nicht 20 Punkte schlechter sind als der MBC“, sagte er.
Ob allerdings Keondre Kennedy (24) noch lange einer seiner Towers ist, ist nach dem Dienstagabend mehr als fraglich. Der US-Amerikaner, der aus der zweiten italienischen Liga nach Hamburg gekommen ist, besaß zuletzt immer größere Schwierigkeiten, sich dem geforderten Niveau anzupassen. Gegen Ankara spielte er keine Sekunde. „Er ist nicht verletzt, das war eine taktische Entscheidung“, sagte Barloschky. Intern, so ist zu vernehmen, steht der Guard wohl auf dem Prüfstand.
Osaro Jürgen Rich Topscorer der Towers
Ihre Charakterprüfung nach dem MBC-Fiasko wiederum bestanden die Towers mit Bravour. Barloschky klatschte am Ende so gelöst und zufrieden, dass er gewiss die Tage nicht hätte tauschen wollen. Sein „heute haben wir unser wahres Gesicht gezeigt“, schloss jegliches vielleicht aus.
- St. Paulis Aufstiegscoach Hinnerk Smolka geht zum Europapokalsieger
- Hamburg Towers hadern mit Termingestaltung der BBL: „Echt ein Problem“
- Hamburg Towers: Mit Swag zum nächsten Sieg in der Basketball-Bundesliga
Veolia Towers Hamburg: Rich (16 Punkte), Ivey (15), Kuath (15), Lottie (13), Ogbe (13), Barnett (9), Möller (3), Reece (2), Heckmann (2), Grey.