Hamburg. Lukas Meisner hat seine Lehren aus der enttäuschenden Saison der Hamburger gezogen. Was künftig besser funktionieren soll.

Es ist eine Definitionsfrage, die Lukas Meisner etwas länger beschäftigt. Nein, sensibel – laut Duden auf Menschen „von besonderer Feinfühligkeit, Empfindsamkeit“ zutreffend – sei er nicht.

„Das ist zu negativ konnotiert. Für mich ist das Ganze einfach wichtiger als für jemanden, der nach einem Jahr wieder weg ist. Ich würde mich als emotional dem Standort gegenüber bezeichnen“, sagt Meisner, zuvor vom Abendblatt der Sensibilität bezichtigt. Wie dem auch sei, sich loslösen von der jeweiligen Situation bei den Veolia Towers Hamburg, die der 27-Jährige als Co-Kapitän anführt, kann er nicht.

Meisner findet seinen Frieden

Wie die Bundesliga-Basketballer abschneiden, lässt sich fast immer an Meisners Reaktionen ablesen. In dieser Saison, die die Wilhelmsburger nur auf dem 15. Platz abschlossen, war der gebürtige Braunschweiger besonders angefasst, musste mahnen, kritisieren, beschützen, loben – alles, ohne sich selbst zu verlieren.

Das scheint gelungen zu sein. Während in der Bundesliga die Finalserie zwischen Bonn und Ulm bevorsteht, ist für Meisner schon seit einem Monat der Urlaub angebrochen, das Erlebte hat er verarbeitet. „Eine Lehre ist, dass ich meinen Frieden finden kann, auch wenn die Resultate nicht stimmen“, sagt Meisner, während er in der „Rain Cafeatery“ nahe seiner Wohnung in Ottensen einen Espresso genießt.

Nebenjob im Personalwesen

„Basketball macht mir unheimlich viel Spaß, und so lange das so bleibt, werde ich spielen. Aber ich bin in der privilegierten Position, nicht auf das Geld aus dem Sport angewiesen zu sein, weil ich jederzeit in den Beruf einsteigen könnte.“

Was nicht ganz korrekt ist, denn der 2,03-Meter-Mann hat – für Profibasketballer in Deutschland ungewöhnlich – bereits einen festen Zweitjob. Bei Towers-Namenssponsor Veolia arbeitet der zweifache Bachelorabsolvent der Columbia University in den USA und Wings-Hochschule Wismar (Personalmanagement) in Teilzeit an Projekten im Personalwesen. Auf Auswärtsfahrten wird der Mannschaftsbus zum Homeoffice.

Meisner: "Mehr als ein Söldner"

Doch sein Hauptbüro bleibt bis auf Weiteres das 28 mal 15 Meter große Parkett. Seinen Vertrag in Hamburg verlängerte Meisner, der angesichts seiner gut elf Punkte pro Partie auch bessere Angebote hätte annehmen können, frühzeitig bis 2025 mit Ausstiegsoption im kommenden Sommer.

„Weil ein Großteil meiner Familie hier lebt und ich für die Organisation mehr sein möchte als nur ein Söldner“, sagt Meisner, der besondere Profi, dessen Motivation darin besteht, anderen zu helfen, sie positiv zu beeinflussen.

Großes Lob für Trainer Barloschky

„Kommende Saison werde ich gezielter auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen im Team achten, einfühlsamer das Individuum sehen, ohne den Leistungsanspruch zu vergessen“, sagt Meisner, der in dieser Hinsicht eine symbiotische Beziehung zu Cheftrainer Benka Barloschky pflegt.

„Benka ist ein erstklassiger Mensch, dessen soziale Komponente ihm einen riesigen Vorsprung verschafft. Für andere Trainertypen, die den Spieler nicht ganzheitlich betrachten, möchte ich nicht mehr spielen“, sagt der Flügelspieler, der klare Vorstellungen vom nächsten Towers-Team besitzt: „Wir sind zwar keine Hungerlohnmannschaft, aber müssen schon riskantere Verpflichtungen tätigen. Dabei sollten wir hungrige Spieler mit Charakter finden, die uns eine Identität verleihen.“

Reise zum Nordpol geplant

Die WM in Japan, Indonesien und auf den Philippinen (25. August bis 10. September) sei für den vierfachen Nationalspieler kein Thema. „Es gab vom Bundestrainer die Ansage, dass ich dafür nicht berücksichtigt werde“, sagt Meisner. Für Qualifikationsspiele während der Saison stehe er dennoch immer zur Verfügung. „Das ist Ehrensache für mich“, sagt er.

Anstelle von Fernost geht es nach Fernnord, um seinem Bruder Tobias einen Lebenstraum zu erfüllen. Mitte Juni brechen die Geschwister aus dem norwegischen Spitzbergen zu einem dreiwöchigen Segeltrip im Zweimaster zum Nordpol auf. „Wir wollen das ewige Eis sehen“, sagt Meisner.

Beste Voraussetzungen, um eiskalt in die kommende Saison zu starten – nicht leistungsmäßig, sondern mit kühlem Gemüt. Alles eine Definitionsfrage.