Hamburg. Am 30. April 2019 stiegen die Basketballer in Chemnitz in die Bundesliga auf. Am Sonnabend treten sie wieder bei den Niners an.

Sie tanzten auf dem Spielfeld, umarmten sich, schüttelten ihre Köpfe, konnten es nicht fassen. Während rings um sie herum Verzweiflung und Enttäuschung herrschten, 2700 der 3000 Zuschauer in der ausverkauften Richard-Hartmann-Halle hatten ihre anfangs so lauten Stimmen vorübergehend verloren, feierten die Hamburger Basketballer mit einem 78:72-Erfolg bei den Niners Chemnitz ihren Aufstieg in die Bundesliga.

Hamburg Towers feierten vor vier Jahren ihren Bundesliga-Aufstieg

„Ich habe bis zum Schluss gezittert, war schweißnass am ganzen Körper, bin auf den Knien hin- und hergerutscht, habe die Schlusssirene herbeigesehnt und am Ende ein paar Tränen der Freude verdrückt“, erinnert sich Towers-Sportchef Marvin Willoughby an das fünfte und letzte Spiel der packenden Halbfinalserie in der 2. Bundesliga Pro A am 30. April 2019, das ein neues Kapitel in der Geschichte des 2013 gegründeten Vereins aufschlug.

Einer der ersten Gratulanten war Willough­bys Freund Dirk Nowitzki, der das Spiel in den USA live verfolgt hatte. Hamburgs Sportsenator Andy Grote sah dagegen mit Familie und Sicherheitskräften vor Ort Towers-Historie.

Towers treten an diesem Sonnabend wieder in Chemnitz an

An diesem Sonnabend (20.30 Uhr/MagentaSport) treffen nun beide Teams erneut aufeinander. Die Niners folgten den Towers, die seit 2022 Veolia Towers Hamburg heißen, ein Jahr später in die Bundesliga, doch diesmal steht für die Hamburger nur ein Charaktertest an, die Chemnitzer wiederum rechnen sich nach zuletzt drei Siegen in Folge Chancen auf Platz acht aus, den letzten, der zur Teilnahme an den Play-offs berechtigt.

Die Überschrift in der Pressemitteilung der Towers, „Noch ist nicht Schluss“, ist dann auch wie eine Mahnung an die Mannschaft von Cheftrainer Benka Barloschky zu verstehen, nach dem geschafften Klassenerhalt die finalen zwei Pflichtaufgaben ebenfalls mit dem nötigen Anstand zu erledigen.

Die Fans liebten Cheftrainer Mike Taylor aus den USA

Das Team von damals hatte in seiner fünften Zweitligasaison die Erwartungen übertroffen, aber die Hoffnungen erfüllt. „I can’t guarantee an Aufsteig“, hatte US-Cheftrainer Mike Taylor bei seiner Vertragsunterschrift im August 2018 gesagt. Die Fans liebten und feierten ihn.

Als sich Taylor in Chemnitz in den Hamburger Zuschauerblock begab, musste er den Diver machen. Der gelang halbwegs. Besser glückte ihm die dreifache Rolle, als er sich auf Geheiß von Kapitän Achmadschah Zazai auf dem Spielfeld wie eine Kugel in die Spieler drehte, die dann alle wie Kegel umfielen, den Coach unter sich begruben.

Taylor musste den Club ein Jahr später nach Erfüllung seines Zweijahresvertrages wieder verlassen. Die Towers standen in der wegen Corona abgebrochenen Spielzeit 2019/20 auf einem Abstiegsplatz, der Saisonabbruch rettete sie. Auf Taylor folgte der Spanier Pedro Calles.

Hollatz warf die Towers 2019 gegen Nürnberg zur Zweitligameisterschaft

Das Duell gegen die favorisierten Niners hatten die Towers damals vermeiden wollen. Niederlagen am Ende der Punktrunde ließen sie jedoch auf Platz vier abrutschen, sodass die Hamburger nach dem 3:1-Erfolg im Viertelfinale gegen die Rostock Seawolves im Halbfinale auf den Sieger der Hauptrunde trafen. „Wir waren am Ende schon ein bisschen über den Saisonverlauf enttäuscht“, sagt Willoughby, „was dann passierte, war umso schöner.“

Den krönenden Abschluss setzten die Towers eine Woche später, als sie im sportlich unbedeutenden Finale um die Zweitligameisterschaft die Nürnberg Falcons daheim mit 99:94 besiegten. Den entscheiden Korb, einen Dreier, warf der damals gerade 18 Jahre alt gewordene Justus Hollatz. „Das war Hollywood pur“, sagt Willoughby. (rg)