Hamburg. Carlos Frade ist Individualtrainer des deutschen Basketballmeisters. Der nach Hamburg verliehene Slowene sei ein besonderer Spieler.
Was unterscheidet gute Spieler von herausragenden? Um diese Frage beantworten zu können, blickt Basketballexperte Carlos Frade auf mehr als 25 Jahre Trainererfahrung zurück. Er sagt: „Gute Spieler erfüllen ihre Aufgaben, herausragende treffen auf dem Feld Entscheidungen.“ Was der 48-Jährige dann anfügt, mag durchaus überraschen: „Herausragende Spieler sind langsam.“
So unkonventionell seine Aussagen klingen mögen – wenn Frade über Basketball spricht, sollte man besser zuhören. Seit 2017 ist der Spanier Individualtrainer beim amtierenden deutschen Meister Alba Berlin, deren hochveranlagter Spielmacher Ziga Samar in dieser Saison an die Veolia Towers Hamburg ausgeliehen ist. Neben Stationen in Spanien arbeite Frade in Kanada, Großbritannien, Hongkong, Ungarn und Lettland.
Seine Augen leuchten, wenn er vom „Blind Catch Concept“ und dem „Single Hand Touch“ spricht. So auch, als er im Konferenzraum des Tennisstadions am Rothenbaum angehenden Sportdirektoren von seinem Beruf, vielmehr seiner Berufung erzählt. Frade wurde vom High Performance Sports Institute nach Hamburg eingeladen, um im Modul „Strategische Talententwicklung und Kaderplanung“ sein Wissen weiterzugeben.
Warum Alba Berlin Samar von den Hamburg Towers zurückholen will
Der nachhaltige Erfolg der Berliner Basketballer gibt ihm recht. Seitdem Frade bei den Albatrossen ist, wurde der Club dreimal in Folge deutscher Meister, zweimal Pokalsieger. Mit 18 Siegen aus 19 Spielen führt Berlin, das mit 15 Millionen Euro einen weitaus geringeren Etat als Branchenkrösus Bayern München (3./25 Millionen Euro) hat, die Tabelle der Bundesliga an. Viel Wert legt Frade auf solche Zwischenstände nicht: „Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Entscheidend ist, dauerhaft erfolgreich zu sein.“
Das Fundament dafür wird bei Alba in der Nachwuchsarbeit gelegt – und manifestiert sich in klaren Prinzipien. „Bei Alba sind wir alle eine Einheit. Egal ob Mitarbeiter im Büro, Nachwuchsteams oder Damenmannschaft: Alle haben Einfluss auf den Erfolg der Profimannschaft.“ Frades Antrieb: seine Spieler besser zu machen. Dazu zählen auch jene, die an andere Vereine verliehen sind. So wie der 22 Jahre alte Samar. Der Slowene spielt bei den Towers durchschnittlich 21 Minuten, kommt pro Partie auf 8,7 Punkte, fünf Assists und drei Rebounds. „Ich war vor einer Weile in Hamburg und habe ein paar Tage mit ihm verbracht. Es ist hart für ihn, die Towers haben eine schwierige Saison Die Situation belastet ihn. Als junger Spieler kann er daran aber nur wachsen. “
- Towers-Coach: „In diesem Team gibt es keine faulen Äpfel“
- Veolia Towers trennen sich von ihrem Spielmacher
- Len Schoormann hofft weiter auf Nationalmannschaftsdebüt
An sein Individualtraining hat Frade hohe Ansprüche. „Es gibt nichts, das man nicht trainieren kann. Das Wort Talent wird im Sport sehr häufig falsch benutzt. Wenn ein Spieler als talentiert bezeichnet wird, verstehe ich das als Beleidigung, weil Talent nur die Grundvoraussetzung ist.“
„Es ist nicht einfach, einen Platz im Team zu finden"
Den Spielern möchte er die Voraussetzungen für gepflegten Team-Basketball mit auf den Weg geben. Das „Blind Catch Concept“, den Ball fangen ohne hinzuschauen, und der „Single Hand Touch“, den Ball mit einer Berührung weiterleiten, sind dabei von elementarer Bedeutung. Als Personifikation dieses Konzepts gilt Alba-Kapitän Luke Sikma (33). „Für mich der beste Passgeber Europas“ sagt Frade und fügt bewusst an: „Er ist langsam!“
Dieses Attribut ist für den gebürtigen Madrilenen, der in Berlin vier Jahre lang an der Seite der spanischen Trainerlegende Aito Garcia Reneses (76) arbeitete, kein Qualitätsdefizit. „Herausragende Spieler sind langsam, weil sie feste Abläufe haben. Sie wissen ganz genau, was sie wann tun, und werden nicht hektisch.“
Eine solche Veranlagung sieht Frade auch bei Samar: „Auf dem Feld wirkt es manchmal, als würde er gehen. Nur um dann zu treffen oder einen Assist zu geben. Das ist das, was besondere Spieler ausmacht.“ Um sich bei Alba Berlin, Samar steht dort bis Juni 2026 unter Vertrag, zu etablieren, brauche er vor allem Zeit. „Es ist nicht einfach, einen Platz im Team zu finden. Die EuroLeague ist eine Stufe höher als die Bundesliga. Er muss selbstbewusst bleiben.“ Dann könnte aus Samar nicht nur ein guter, sondern auch ein herausragender Spieler werden.
James Woodard (29/USA) wird den Veolia Towers Hamburg wegen einer im Training erlittenen Knieverletzung für mehrere Wochen fehlen. Die Wilhelmsburger wollen auf dem Transfermarkt auf den Ausfall des Guards reagieren, haben bereits mehrere Kandidaten ausgemacht. Spätestens nächste Woche soll die dann dritte Nachverpflichtung vollzogen sein