Hamburg. Benka Barloschky hat nur Details bei den Hamburger Basketballern modifiziert. Die zeigen jedoch bereits Auswirkungen.

Die Fraport Skyliners aus Frankfurt haben ein Problem: Sie drohen in der Zweitklassigkeit des deutschen Basketballs zu versinken. Nachdem die Hessen im Vorjahr nur der Kauf einer 700.000 Euro teuren Wildcard rettete, stehen sie nun erneut im Tabellenkeller, auch die Rettung am Grünen Tisch ist kein weiteres Mal möglich.

Die Parallele zum Gastgeber der Veolia Towers Hamburg an diesem Sonntag (15 Uhr/MagentaSport) und den Basketball-Statistiken: Wer sich zu tief in deren Untiefen hineinwagt, die unter anderem mit einleuchtenden Bezeichnungen wie „Vorp“, „Bpm“ oder „Fic40“ versehen sind, wird bodenlos darin versinken. Wer vorsichtig agiert, dem bietet das Zahlen-Übermaß einen Mehrwert. Zum Beispiel darüber, wie sich die Leistungen der Wilhelmsburger seit dem Coachingwechsel von Raoul Korner auf Benka Barloschky verändert haben. Aus den ersten fünf Partien unter dem neuen Chefrainer lassen sich Tendenzen ablesen.

Veolia Towers spielen unter Barloschky langsameren Basketball

Die augenscheinlichste von allen: Barloschky lässt langsamer spielen. Gut vier Angriffe weniger laufen die Towers pro Spiel (84,8:88,9). Zwar ist ihr Kader darauf ausgelegt, die Qualitäten im Gegenstoß, dem Fastbreak, auszunutzen, doch dies führte in der Vergangenheit häufig zu hohen Fehlerquote. Unter neuer Führung schließen die Hamburger nun nicht mehr 55,4 Prozent, sondern nur noch die Hälfte ihrer Fastbreakmöglichkeiten direkt ab.

Auf die Offensive, in der die Probleme deutlich größer sind als in der Defensive, hat dieser Ansatz heilsame Auswirkungen. Die Towers-Profis nehmen mehr Würfe unmittelbar nach Passerhalt, treffen ihre Dreier um knapp vier Prozent besser. Vor allem aber verlieren sie seltener den Ball, zuletzt nur vier Mal beim besonders fürs geschundene Selbstbewusstsein so wichtigen 100:64-Sieg im EuroCup bei Slask Wroclaw.

Len Schoormann trifft mit den Towers in Frankfurt auf seinen Ex-Club

Da Barloschky ein demütiger Mensch ist, verzichtet er darauf, seinen Anteil zu groß zu bemessen: „Es ist nicht direkt unser Plan, gemächlicher zu spielen. Wir haben lediglich darüber gesprochen, die Fehlerquote herunterzuschrauben. Dazu gehört es dann, hin und wieder mal auf die Bremse zu treten. Das gelingt den Jungs sehr gut.“

Einer dieser Jungs, Len Schoormann, benennt eine maßgebliche Änderung seit der Trainingsübernahme von Barloschky vor knapp drei Wochen. „Wir sind dazu angehalten, den Ball besser zu bewegen und wieder mehr als Team zu spielen“, sagt der 20-Jährige vor dem Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Club, für den der gebürtige Darmstädter von 2016 bis zum vergangenen Sommer an auflief.

Barloschky führt bei den Towers alte Pedro-Calles-Regel ein

Dabei macht Barloschky keineswegs alles neu. Im Gegenteil: Er führte sogar eine alte Regel wieder ein. „Mit freundlichem Gruß an Pedro Calles“, sagte der 35-Jährige in Richtung des ehemaligen Towers-Chefcoachs, der mittlerweile in Oldenburg arbeitet, „predige ich der Mannschaft, dass wir 24 Stunden Zeit haben, uns über einen Sieg zu freuen oder über eine Niederlage zu arbeiten. Danach müssen wir wieder losgelöst vom Resultat arbeiten.“

Dürfen sich die Towers bis Montagnachmittag freuen, droht ihnen zumindest nicht, im Abstiegssumpf zu versinken.