Hamburg. Die Wilhelmsburger Basketballer gehen mit einer „U-Boot-Mentalität“ in das richtungweisende Duell gegen Braunschweig.

Es wirkte bedeutungsschwanger, als Marvin Willoughby nach dem Abschlusstraining am Freitagnachmittag der vorherigen Ansage von Cheftrainer Benka Barloschky eigene Worte an die im Mittelkreis versammelten Profis der Veolia Towers Hamburg folgen ließ. Als würde der Geschäftsführer Sport dem Team den Ernst der Lage vor dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten Basketball Löwen Braunschweig an diesem Sonnabend (18 Uhr/MagentaSport) in der edel-optics.de Arena verdeutlichen wollen. Bei einer Pleite würde der Vorsprung auf die Abstiegsränge nur noch zwei Siege betragen.

Doch so bedrohlich die Lage in der Theorie erscheinen mag, so unrealistisch ist ein Eintreffen ernsthafter Probleme in der Praxis. Kurz die Fakten dazu: Die Wilhelmsburger sind den Play-off-Rängen, deren Erreichen eines der Saisonziele war, noch immer näher als Platz 17; das Talentlevel im Kader ist um einiges höher als das der schlechter platzierten Konkurrenz; und diese wiederum präsentiert sich auch spielerisch in schwächerer Verfassung.

Dementsprechend verblüfft ist der zweimalige Bundesliga-Trainer des Jahres Stefan Koch, als ihn das Abendblatt mit der Frage konfrontiert, ob die Towers um den Klassenerhalt bangen müssen. „Bis zum Moment Ihrer Frage habe ich nicht ein einziges Mal an diese Möglichkeit gedacht. Das sollte als Indiz für meine Antwort gelten“, sagt der wohl profilierteste Basketball-TV-Experte Deutschlands.

Play-offs für Towers Hamburg noch einfach?

Neben Braunschweig, das am Mittwoch immerhin in Bamberg gewann, sieht Koch Frankfurt, Heidelberg, Weißenfels und Bayreuth schlechter aufgestellt. Der 58-Jährige orientiert sich bei seiner Einschätzung für die Towers eher nach oben: „Hinter Platz vier ist die Bundesliga schwächer als in den Vorjahren. Es war lange nicht so einfach, die Play-offs zu erreichen.“

Allerdings räumt Koch ein, dass eine überraschende Niederlage gegen Braunschweig Dominosteine fallen lassen und eine psychologische Negativspirale in Gang setzen könnte. „Die Mannschaft braucht momentan Selbstvertrauen“, sagt der Pokalgewinner von 2000. Weswegen er einem neuen Trainer wie Barloschky empfehlen würde, sich auf die Elemente zu fokussieren, die gut funktionieren, erst später peu à peu Neues hinzuzufügen.

Dazu passt Barloschkys Ansatz, derzeit nur an Kleinigkeiten zu werkeln. „Wir haben in der Defensive Details deutlich verbessert. Maßgeblich unsere Eins-gegen-eins-Verteidigung, bei der zwar jeder Spieler Verantwortung für seinen Gegenspieler hat, aber gleichzeitig immer Unterstützung von beiden Seiten erhält. Wir sprechen da viel über Dreiecke“, sagt er.

Towers sehen sich nicht im Abstiegskampf

Auch die Towers selbst sehen sich nicht im Abstiegskampf – was allerdings der grundlegenden Herangehensweise Barloschkys geschuldet ist, der sich auch nicht im Titelrennen sehen würde, wären die Hamburger Tabellenerster. Der 35-Jährige schaut nämlich laut eigener Aussage nicht auf die Tabelle und zitiert in diesem Zusammenhang sein Idol Andrea Trinchieri.

Der Coach des FC Bayern München sprach unlängst davon, eine „U-Boot-Mentalität“ zu entwickeln; zu Saisonbeginn abzutauchen, äußere Einflüsse nicht wahrzunehmen und schließlich gegen Saisonende wieder aufzutauchen.

Im Optimalfall dann als hartgesottene Tiefseecrew. Oder, wie es Neuzugang Anthony Polite formuliert: „Ich bin in eine Gruppe sehr talentierter, guter Jungs gekommen. Aber sie könnten manchmal ein bisschen gemeiner sein.“