Hamburg. Fabian Villmeter soll bei den Veolia Towers Hamburg die Entwicklung von Basketball-Talenten koordinieren. Erste Ideen hat er bereits.

Fabian Villmeter sitzt in einer nahezu blanken Wohnung in Buchholz in der Nordheide. Die Familie – Frau, Tochter, Sohn und Hund – zieht erst in dieser Woche aus Bamberg hinterher. Auf Um- und Aufbaumaßnahmen ist der 42-Jährige eingestellt, seit er zu Beginn des Monats unter dem sperrigen Titel des Director Basketball Operations and Development bei den Veolia Towers Hamburg arbeitet.

Unter der Jobbezeichnung kann man sich so etwas wie einen Nachwuchskoordinator und Spielerentwickler vorstellen, das Bindeglied zwischen Jugend und Profis. Erfahrungen sammelte Villmeter genug. Zunächst im Farmteam des damaligen Spitzenclubs Bamberg, anschließend als Nationaltrainer im Juniorenbereich und Co-Trainer der A-Mannschaft. Villmeter selbst schreibt sich jedoch eine andere Rolle zu: die eines Identitätsstifters.

Jungs sollen schon mit zehn die Towers-DNA in sich trage

„Unser langfristiges Ziel muss es sein, dass die Jungs schon mit zehn, zwölf Jahren unsere Kultur aufsaugen und die Towers-DNA in sich tragen, sobald sie im Profibereich ankommen“, sagt der in Hofheim im Taunus geborene Coach. Und es geht auch eine Spur konkreter: „Teil eins ist die geografische Identität. Wir wollen mehr Talente an der Basis in Hamburg finden, die stolz auf ihre Stadt sind. Denn es gibt kaum eine sympathischere Idee eines Basketballvereins in Deutschland als die der Towers.“ Teil zwei? Eine Kultur der Entwicklung schaffen. Auf allen Ebenen.

„Alle unsere Teams, inklusive der Profis, die ich in den kommenden Wochen intensiv beobachten werde, müssen ein Umfeld vorfinden, in dem sie sich täglich entwickeln können“, sagt Villmeter Jürgen-Klinsmann-like. Die Serie der Towers, seit 2009 in den Nachwuchsbundesligisten nie den Einzug in die Play-offs verpasst zu haben, sei nett, aber letztlich nur Produkt der Entwicklungsarbeit. „Sportliche Erfolge im Jugendbereich sind schön und gut, können aber auch zustande kommen, weil ein Jahrgang der Konkurrenz Grütze war. Daran dürfen wir uns nicht messen, sondern müssen uns stets hinterfragen, ob wir das Maximum herausholen.“

Deutschem Basketball fehlen Spielmacher auf hohem Niveau

Für die Umsetzung hat der Experte erste Ideen, die er in den nächsten Monaten einbringen will. So möchte er Trainerfortbildungen für alle Vereine in Hamburg organisieren, um mehr Qualität entstehen zu lassen. Nicht alle Talente können bei den Towers spielen. Denn: „Es bringt uns nichts, 10.000 Kinder zu haben, aber keine Hallen für sie.“ Die Schul-AGs sollen ausgebaut werden, ein Programm, um besonders groß gewachsene Jugendliche zu finden, ist ebenfalls in der Planung.

Villmeter ist bewusst, dass die Umsetzung im Training entscheidend dafür ist, nach Ismet Akpinar, Louis Olinde und Justus Hollatz den nächsten Hamburger Nationalspieler hervorzubringen. In seinen Jahren beim Nationalteam hat er festgestellt, dass Deutschland zwar gute Spieler auf den großen Positionen entwickelt, aber kaum spielstarke Guards ausbildet. Bei Spielfähigkeit, Förderung der Kreativität und Entscheidungsverhalten liege man weit hinter Ländern wie Spanien zurück, das Deutschland gerade erst bei der U-18-EM 89:44 einäscherte. „Hollatz ist ein Ausnahmephänomen. Zum Glück hat man ihm eine Fehlerkultur gestattet, die es ihm erlaubt hat, seine Grenzen auszutesten und zu erweitern.“

HSVH: Villmeter muss einen neuen Hollatz finden

Den nächsten Hollatz, der diesen Sommer nach Spanien wechselte, zu finden wird eine der Aufgaben Villmeters sein, wenngleich er betont, dass es unseriös sei, solch einen Spitzenakteur alle zwei Jahre zu produzieren. „Aber wir wollen die Wahrscheinlichkeit erhöhen.“ Leif Möller ist einer der Kandidaten, denen ein Leistungssprung zuzutrauen ist, zuletzt stagnierte seine Entwicklung. Len Schoormann, bis 2024 aus Frankfurt ausgeliehen, ist ein weiterer. Bei ihnen gelte es, einen gesunden Egoismus auf dem Spielfeld zu propagieren, „seinen Mut zu fördern“.

„Ich wäre extrem stolz, wenn uns diese Anstrengungen gelingen, ohne dabei das angenehme Arbeitsklima zu verlieren“, sagt Villmeter.