Hamburg. Für die Planung des Kaders hat die Europa-Reise positive Auswirkungen. Dennoch könnten Leistungsträger gehen. Und Trainer Calles?
„Was ich jetzt sagen werde, mag in diesem Moment schwer verständlich klingen“, setzte Pedro Calles an. In der Tat musste es für Außenstehende seltsam wirken, was der Trainer der Hamburg Towers bei der Pressekonferenz in den folgenden Sekunden ins Mikrofon sprach. Schließlich war seine Mannschaft soeben mit 80:98 bei Valencia Basket aus dem Achtelfinale des EuroCups ausgeschieden.
Doch der anfangs etwas geknickt wirkende Spanier richtete sich vor lauter Medienvertretern seines Heimatlandes auf und sagte: „Ich bin extrem stolz auf meine Spieler und den Verein. Wir dürfen nicht vergessen, wo wir angefangen haben. Vor acht Jahren hat dieser Club gerade mal sein erstes Pflichtspiel absolviert. Dass wir uns nun so stark in Europa präsentiert haben, ist nichts anderes als großartig.“
Hamburg Towers profitieren von Europa
Man muss Calles´ Worten Raum geben, um sie zu verstehen. Sportlich waren die Wilhelmsburger dem Titelkandidaten in der K.-o.-Partie nicht ebenbürtig. Das war auch nicht zu erwarten. Bereits in der Gruppenphase verloren die Towers zehn ihrer 17 Begegnungen. Dass sie dennoch als Achter einer Zehner-Gruppe weiterkamen, lag am höchst diskutablen Modus des EuroCups. Aber den haben die Hamburger nicht erfunden. Sie machten das Beste daraus.
Für den Verein hat es sich als die absolut richtige Entscheidung erwiesen, für den zweithöchsten europäischen Wettbewerb zu melden. Ging durch die Doppelbelastung das ein oder andere Spiel in der Bundesliga verloren? Sicherlich. Auf lange Sicht profitieren die Hamburger aber auf mehreren Ebenen davon. Sie bekamen die Chance, auf professionellem internationalen Niveau zu lernen und zu sehen, wie weit ihre Strukturen noch gedeihen müssen, um auf diesem Level konkurrenzfähig zu sein. Sponsoren wurde glaubhaft aufgezeigt, dass es sich lohnt, in den Club zu investieren, der auf dem richtigen Weg ist.
Wie sehr verändert sich der Towers-Kader?
Bereits in der kommenden Saison dürfte sich das auch positiv auf die sportliche Entwicklung auswirken. Der privatwirtschaftlich organisierte EuroCup legt nur bedingt sportliche Kriterien als Maßstab zur Teilnahme an. Vor allem Teams aus Metropolen werden mit offenen Armen empfangen. So solide, wie sich die Towers in dieser Spielzeit präsentiert haben, dürfte eine erneute EuroCup-Einladung folgen.
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Dies wiederum ist ein nützliches Werkzeug bei der Spielerverpflichtung. Zwar werden Stars wie Maik Kotsar, Justus Hollatz und Caleb Homesley, die ihre Bühne genutzt haben, aller Voraussicht nach abwandern. Doch andere namhafte und talentierte Akteure, die sich auf hohem Niveau ins Schaufenster stellen wollen, werden folgen.
Halten die Towers Trainer Calles?
Und zu guter Letzt steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit einer Vertragsverlängerung des ehrgeizigen Calles, dessen Arbeitspapiere bis zum 30. Juni datiert sind. Wie das Abendblatt aus Agenten-Kreisen erfuhr, möchte der 38-Jährige zunächst den spanischen Trainermarkt sondieren.
Schaffen es die Towers aber, ihm eine ernsthafte sportliche Perspektive aufzuzeigen, dürften sie als Favorit für seine Zusage gelten. Dies wiederum ist leicht verständlich.