Hamburg. Wilhelmsburger Basketballer unterliegen dem Titel-Mitfavoriten 75:100, Coach Mike Taylor sieht dennoch Fortschritte.
Die Fans der Hamburg Towers gingen am Sonntagabend zumindest nicht ganz mit leeren Händen nach Hause. Nach dem 75:100 (47:52) gegen Alba Berlin verteilten die Profis des Wilhelmsburger Bundesliga-Aufsteigers bei der Ehrenrunde Schokoweihnachtsmänner an die Anhänger, die auch im fünften Bundesliga-Heimspiel der Saison vor allem eines sein mussten: leidensfähig.
Es wirkt wie eine Ewigkeit her, dass nach einem Spiel der Hamburg Towers der Siegersong „All I do is win“ des US-Rappers DJ Khaled durch die Boxen der edel-optics.de Arena schallte. Der letzte Heimsieg der „Türme“ datiert vom 4. Mai. Damals machte die Mannschaft von Trainer Mike Taylor in eigener Halle die Zweitligameisterschaft gegen die Nürnberg Falcons perfekt. In der Bundesliga warten die Hamburger noch auf den ersten Heimsieg der Clubgeschichte.
Hamburg Towers: "Wir sind keine Träumer"
„Ich warte auch darauf, dass wir endlich den Schalter Zuhause umlegen können. Wir sind aber keine Träumer, und wussten, dass es gegen eine Topmannschaft wie Berlin schon viel braucht, um sie zu schlagen“, analysierte der Towers-Trainer, der vor der Partie noch angekündigt hatte, dass sein Team den einen oder anderen „Großen“ in der Tabelle ärgern wird.
Dieses Vorhaben gelang den Towers gegen den Topclub aus Berlin lediglich in den ersten zwanzig Minuten. Zur ganzen Wahrheit gehörte aber auch, dass der Hauptstadtclub einen wahren Spielemarathon hinter sich hat. Die Partie am Sonntag war für Alba die vierte in den vergangenen sieben Tagen. Noch am Freitagabend stand der Towers-Gegner in der EuroLeague beim französischen Club ASVEL Lyon-Villeurbanne (81:93) auf dem Parkett, ehe wieder der Liga-Alltag im Hamburg anstand.
Alba Berlin schonte die Stars keineswegs
Gästetrainer Aito Garcia Reneses setzte alle zwölf Profis ein, die auf dem Spielbericht standen, schonte seine Stars dabei aber keineswegs. Und das merkte man zunächst. Alba startete vor 3400 Zuschauern gegen indisponierte Hamburger mit einem 11:0-Lauf, von dem sich die Towers aber erholen konnten. Dank eines starken zweiten Viertels, dass die Gastgeber mit 25:22 für sich entscheiden konnten, ging es nur mit einem 47:52-Rückstand in die Halbzeitpause. Kurios: Im ersten Durchgang war die Dreipunktequote, bisher der große Schwachpunkt der Towers, mit 60 Prozent (neun Treffer bei 15 Versuchen) höher als die aus dem Feld (sechs von 14, 43 Prozent).
Der Fünf-Punkte-Rückstand nährte die Hoffnung, gegen die Berliner den Kräftevorteil ausspielen zu können, doch weit gefehlt. „Natürlich hatten wir gehofft, dass Alba mit dem heftigen Spielplan Probleme bekommen könnte, aber seien wir ehrlich: Sie haben uns mit spielerischen Mitteln besiegt. Gerade in der zweiten Halbzeit konnten wir sie zu selten stoppen“, sagte Taylor.
In der Tat verloren die Gastgeber unerklärlicherweise den Faden. Schlecht gewählte Würfe, fahriges Defensivver-halten und Flüchtigkeitsfehler, die in 18 Ballverlusten resultieren, sorgten dafür, dass die Berliner nie Gefahr liefen, müde gespielt zu werden. Der Titelkandidat aus der Hauptstadt spielte die Partie letztlich im Stil einer Spitzenmannschaft herunter.
Der Klassenerhalt führt nicht über Top-Gegner wie Alba
Was den Towers, bei denen der gebürtiger Berliner Heiko Schaffartzik mit 15 Punkten Topscorer war, letztlich blieb, war die Erkenntnis, dass die Towers zwar kleine Entwicklungsschritte in ihrem Spiel machen, der Klassenerhalt aber nicht über Gegner des Kalibers Alba Berlin führen wird. „Ich sehe definitiv, dass wir eine bessere Ballbewegung haben, unsere Schützen besser finden und wir in vielen Bereichen Fortschritte machen“, sagte Taylor: „Unsere Jungs können aus Duellen mit so abgezockten Spielern viel mitnehmen, aber ich weiß, dass Basketball ein Ergebnissport ist und wir natürlich Siege brauchen.“
Einen neuen Anlauf können die Towers bereits am zweiten Weihnachtstag (15 Uhr, magentasport.de) nehmen, wenn die Wilhelmsburger, die ihre einzigen beiden Siege auswärts in Gießen und Braunschweig einfahren konnten, bei den bisher überraschend schwachen Telekom Baskets Bonn antreten. Der Traditionsclub hat ebenfalls erst zwei Siege in dieser Saison. So bleibt die Hoffnung der Fans, dass es am Donnerstag nicht nur Schokoweihnachtsmänner, sondern drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt geben wird.