Die Partie am Sonntag gegen den Hauptstadtclub Alba Berlin ist auch ein Duell der Gegensätze. Das muss aber nicht so bleiben.
Wenn die Hamburg Towers am Sonntag erstmals Alba Berlin in der Wilhelmsburger Arena empfangen, könnten die Vorzeichen nicht unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite der Bundesliga-Debütant, der wie ein etwas tapsiger Welpe mühsam versucht, sich in der Beletage des deutschen Basketballs zurechtzufinden. Auf der anderen Seite ein Verein, der sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu einer der stärksten Marken in Europa entwickelt hat und acht deutsche Meisterschaften und neun DBB-Pokale erringen konnte.
„Alba ist ein großes Vorbild für die Towers. Mein großer Traum ist es, dass sich über die Jahre eine richtig tolle Rivalität zwischen Hamburg und Berlin entwickelt. Das wäre fantastisch für uns und für die Bundesliga“, hofft Towers-Trainer Mike Taylor, wohl wissend, dass es noch ein langer und steiniger Weg dorthin sein wird. Das Einzige, was die Türme derzeit dem Hauptstadtclub voraushaben, sind die Cheerleader. Während Alba seine Tänzerinnen vor der Saison vor die Tür gesetzt hat, erfreut das Hamburg Towers Dance Team weiter die Zuschauer in der edel-optics.de Arena.
Alba Berlins Weg darf den Hamburg Towers Mut machen
Was den Hamburgern Mut machen sollte: Auch die Berliner sind nicht von heute auf morgen zur Topmarke im Basketball geworden. Wie die Towers musste sich Alba, 1991 gegründet, erst einmal in der eigenen Stadt etablieren. Mit den Fußballern von Hertha BSC standen und stehen die „Albatrosse“ ebenso in direkter Konkurrenz wie mit dem Eishockeyclub Eisbären Berlin.
Doch mit Geduld, guten personellen und strukturellen Entscheidungen wie den Umzügen von der maroden und viel zu kleinen Sömmeringhalle in die Deutschlandhalle, Max-Schmeling-Halle und später in die hochmoderne Mercedes-Benz Arena sowie dem stetig gewachsenen finanziellen Engagement des Recycling-und Entsorgungsunternehmens Alba ist es den Verantwortlichen gelungen, eine echte Erfolgsgeschichte zu schreiben.
Mittlerweile verfügt Alba über einen Etat von elf Millionen Euro, zu den Heimspielen kommen knapp 9000 Zuschauer. In Sachen Fanzuspruch sind die Berliner mit Abstand Ligaspitze.
Alba Berlin ist auch beim Nachwuchs top
Das gilt auch für den Nachwuchsbereich. Derzeit spielen mehr als 600 Jungen und Mädchen in 58 Jugendmannschaften. In allen wichtigen Nachwuchsligen wie der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL, bis 16 Jahre) oder Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL, bis 19 Jahre) sind die Berliner erfolgreich vertreten.
Die Durchlässigkeit zwischen Jugend- und Profibereich war in den vergangenen beiden Jahrzehnten so gut wie bei kaum einem anderen Club. So fand auch der gebürtige Hamburger Ismet Akpinar (24), der mittlerweile beim türkischen Topclub Besiktas Istanbul spielt und zum Nationalspieler reifte, 2013 als 18-Jähriger den Weg von Rist Wedel an die Spree, weil er dort eine bessere sportliche Perspektive sah.
Towers werden zu einer guten Adresse für Basketball-Talente
Doch die Hamburger haben offenbar genau hingeschaut und entwickeln sich zu einer guten Adresse für Basketball-Talente. Die Teams der Towers in der NBBL und JBBL sind konkurrenzfähig, und mit René Kindzeka und Justus Hollatz stehen zwei Talente aus dem eigenen Nachwuchs regelmäßig in der Bundesliga auf dem Parkett. In der Vorsaison wurden die Towers für ihren Unterbau von der Zweiten Bundesliga ProA mit der Silbernen Plakette ausgezeichnet.
Damit die Towers mittelfristig in der Lage sind, Talente aus Hamburg und dem Umland zu halten, muss der Club aber wirtschaftlich und strukturell kontinuierlich wachsen. Mit der geplanten Multifunktionsarena Elbdome, einer mindestens 8000 Zuschauer fassenden Spielstätte, und dem neuen Breitensportzentrum in Wilhelmsburg sind wichtige infrastrukturelle Projekte bereits angeschoben worden.
Was die Towers seit der Clubgründung vor sechs Jahren erreicht haben, ist bemerkenswert. Wenn die Verantwortlichen um Geschäftsführer Marvin Willoughby sich ein wenig vom „Berliner Weg“ inspirieren lassen, hat der Club die Chance, Alba Berlin sportlich zu ärgern und mittelfristig dafür zu sorgen, dass aus dem Duell der Gegensätze ein Duell auf Augenhöhe wird.