Hamburg. Das Team ist jetzt in der Basketballbundesliga. Sonnabend Rückspiel gegen Nürnberg. Personalplanungen ab Montag.

Auf der Geschäftsstelle der Hamburg Towers am Wilhelmsburger Kurt-Emmerich-Platz klingeln und piepen Telefone und Smartphones derzeit unaufhörlich. Es sind unzählige Glückwünsche, die den Verein nach dem Aufstieg in die Basketballbundesliga erreichen, aber auch der eine oder andere Spieleragent meldet sich dieser Tage, weil er genau den Typ Profi in seinem aktuellen Portfolio hat, der den Towers eine Zukunft in der höchsten Klasse garantieren könnte.

Zunächst aber darf gefeiert werden. Am heutigen Sonnabend (19.30 Uhr; airtango.live) gastiert Mitaufsteiger Nürnberg Falcons in der zum 18. Mal in dieser Saison mit 3400 Zuschauern ausverkauften edel-optics.de-Arena zum Finalrückspiel um die Meisterschaft in der 2. Basketballbundesliga ProA. Nach der 87:90 (40:52)-Niederlage am Donnerstagabend in Nürnberg müssen die Towers mit vier Punkten Unterschied gewinnen, um den ersten Titel in ihrer fünfjährigen Vereinsgeschichte zu holen. Bei einem Erfolg mit drei Punkten Differenz würde das Spiel um fünf Minuten verlängert. Bei allen anderen Ergebnissen steht der Meister mittels Addition der beiden Resultate nach 40 Minuten Nettospielzeit fest. Danach startet die vermutlich feucht-fröhliche Party in der Halle.

Bürgermeister hat die Towers zum Empfang gebeten

Etwas weniger Alkohol dürfte dann Dienstagnachmittag im Phönixsaal des Rathauses ausgeschenkt werden. Bürgermeister Peter Tschentscher und Sportsenator Andy Grote (SPD) haben Mannschaft, Trainer und Gesellschafter der Towers zum Empfang gebeten. „Ihr habt für unsere Stadt Großes geleistet“, schrieb Grote in die Einladung. Die Towers sind nach dem SV St. Georg (1970/71), dem Hamburger TB (1971– 1975) und dem BC Johanneum Tigers (1999–2001) der vierte Hamburger Verein, der den Wurf in die Basketballbundesliga (BBL) geschafft hat. Und sie hoffen sich – im Gegensatz zu ihren drei Vorgängern – auf Dauer in der höchsten Klasse etablieren zu können.

„Wir wollen in den nächsten Wochen ein Team auf die Beine stellen, dass um die Play-offs kämpft, um die Plätze eins bis acht. Wir wollen nicht mit der Einstellung reingehen, nur den Abstieg verhindern zu wollen. Von Anfang an wollen wir klarmachen, dass wir zwar wissen, wo wir herkommen und Bundesliga-Aufsteiger sind, aber auch, dass wir uns zutrauen, eine ganz andere Rolle zu spielen“, sagt Towers-Sportchef und -Gesellschafter Marvin Willoughby (41).

Spätestens von Montag an wird er sich mit Trainer Mike Taylor (46) zusammensetzen, um die Eckpfeiler des künftigen Kaders zu besprechen. Taylor wertet momentan mit seinem Co-Trainer Benka Barloschky (31) die Saison aus, auch anhand zahlreicher Spezialstatistiken.

Beim Etat werden vier bis fünf Millionen Euro angestrebt

„Es sind noch viele Fragen wie der Höhe des Etats und die Erteilung der Lizenz offen“, sagt Willoughby. „Wir haben eine Menge an Aufgaben vor uns, die wir wuppen werden. Erst wenn alles andere geklärt ist, können wir Entscheidungen über Spieler treffen.“ Die Erstligalizenz sollte dabei das geringste Problem sein. Bereits vor einem Jahr hatte die BBL-Zentrale in Köln den Towers signalisiert, die technischen und wirtschaftlichen Anforderungen der Liga zu erfüllen. Damals fehlte allein die sportliche Qualifikation. Die reichten die Towers jetzt nach. Beim Etat wiederum werden vier bis fünf Millionen Euro angestrebt.

Feststehen dürfte, dass die Mannschaft, die den Aufstieg schaffte, in dieser Zusammensetzung nicht genau diejenige sein wird, die von Ende September an eine Etage höher auf Korbjagd gehen soll. „Es wird schöne Gespräche mit den Spielern geben, auch weniger schöne. Doch die gehören nun mal ebenfalls zu meinem Job“, sagt Willough­by. „Ich traue uns zu, dass wir eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen werden.“

Die meisten Verträge wurden für die Dauer der Saison geschlossen

Die wird sicherlich weit teurer werden als die jetzige. Belaufen sich die wenigen Spitzengehälter in der ProA auf rund 5000 Euro netto im Monat plus Wohnung und Auto, ist das in der BBL eine der unteren Einkommensstufen. In der vergangenen Saison betrug der Durchschnittsverdienst eines Towers-Profis rund 2300 Euro netto, plus Fahrzeug und Unterkunft. Die meisten Verträge wurden für die Dauer der Saison geschlossen, also für neun Monate.

Willoughby würde gern den Kern der Mannschaft behalten – und natürlich die Talente: Justus Hollatz (18), René Kindzeka (23), Marius Behr (22), Osaro Jürgen Rich Igbineweka (20), Emil Marshall (19). Als die Towers vor sechs Jahren gegründet wurden, sagte Willough­by: „Unser Ziel muss es sein, dass wir unseren begabten Nachwuchs in Hamburg halten können.“ Als Louis Olinde (21) vor drei Jahren die Towers Richtung Bamberg verließ, schob er nach: „Wir hatten keine Chance. Louis wollte unbedingt in die Bundesliga.“ Eigentlich aber in die NBA. Olinde ist im Juni einer von sechs deutschen Talenten, die sich um einen Platz in einem der 30 Teams der nordamerikanischen Profiliga bewerben.

Einer, der Hamburg vor sechs Jahren verließ, könnte dagegen zurückkehren: Spielmacher Ismet Akpinar (23), der vom SC Rist Wedel zu Alba Berlin in den Bundesligakader wechselte, 2017 dann zum Ligakonkurrenten Ulm. Der Vertrag des Nationalspielers läuft dort aus.

Auch im Trainerstab wird es Veränderungen geben

Keine Zukunft bei den Towers hat Hrovje Kovacevic (33), der bei Trainer Taylor in der Rückrunde meistens auf der Bank saß. Strittig sind die Personalien Achmadschah Zazai (32), als Kapitän ein Vorbild, Drew Barham (29), Topscorer, aber null Punkte im entscheidenden Spiel in Chemnitz, oder Max Montana (23), der im Januar vom Bundesligaclub Gießen geholt wurde. Gehalten werden sollen wohl der nachverpflichtete US-Spielmacher Carlton Guyton (28), Center Jannik Freese (32) und Distanzschütze Beau Beech (25). Willoughby äußert sich jedoch nicht zu Namen, „weil es bisher keine Entscheidungen gibt“.

Auch im Trainerstab wird es Veränderungen geben. Als zusätzlicher Co-Trainer ist Andrew Hipsher (38), zuletzt Assistenzcoach der Hanau White Wings (Absteiger ProA), im Gespräch. Er wurde in der edel-optics.de-Arena beim ersten Play-off-Spiel gegen Chemnitz gesehen, als er sich lange angeregt mit Taylor unterhielt. Barloschkys Aufgabenfeld soll dagegen erweitert werden. Er wird wohl zusätzlich Cheftrainer bei Kooperationspartner Rist Wedel (2. Bundesliga Nord ProB), dort Nachfolger des Spaniers Felix Banobre, dessen Dreijahresvertrag im Juni auslief. Bei den Towers muss Barloschky ab August die Vorbereitung auf die erste Bundesligasaison leiten, weil Cheftrainer Taylor mit der polnischen Nationalmannschaft im September die WM in China spielt.

Es gibt schöne Gespräche, aber auch weniger schöne. Doch die gehören ebenfalls zu meinem Job
Marvin Willoughby (41), Sportchef Hamburg Towers