Wedel. Wedeler Verein bildet künftig Talente für einen Erstligisten aus. Das dürfte die Suche nach begabten Spielern erleichtern.
„Hamburg war bereits, auch allein aufgrund der Strahlkraft dieser Stadt, ein guter Standort für Basketball-Talente. Mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga werden die Towers erst recht eine interessante Adresse für die Nachwuchsspieler sein“, sagt Christoph Roquette, Sportdirektor des SC Rist Wedel. Seit 2014 besteht zwischen beiden Vereinen eine Kooperation, in der dem Nachbarn aus der Rolandstadt die Rolle des Ausbildungsclubs zuteil wird.
Fünf Jahre später machten die Hamburger durch einen 78:72-Erfolg beim Favoriten Chemnitz 99ers im fünften direkten Vergleich den Aufstieg perfekt und entschieden die Halbfinal-Serie in der 2. Bundesliga Pro A mit 3:2 Siegen für sich. Beide Finalisten – die Hamburg Towers und Nürnberg Falcons – sind damit in der Saison 2019/20 sicher in der 1. Liga dabei. „Ich habe die entscheidende Halbfinal-Partie online im Video-Stream gesehen und mich natürlich sehr über den Ausgang gefreut. Damit haben die Towers ihr ausgerufenes Ziel erreicht“, sagt Roquette.
Beide Vereine profitieren von der engen Zusammenarbeit: Die Hamburger können ihren Nachwuchsspielern in der Pro B – der dritthöchsten Spielklasse Deutschlands – Spielpraxis ermöglichen, damit diese sich auf einem hohen Niveau weiterentwickeln können. Der SC Rist Wedel, der seit jeher bundesweit für seine gute Nachwuchsarbeit bekannt und in den vergangenen Jahren regelmäßig auch dafür ausgezeichnet worden ist, kann seinen eingeschlagenen Weg der Talentförderung weitergehen. Die Verzahnung beider Mannschaften, auch im Jugendbereich, ist im Laufe der Jahre immer intensiver geworden. Und der Zweitligist kann darauf hoffen, dass sich nun noch größere Talente für das Programm entscheiden, um sich bei den Hamburgern und Wedelern für eine Basketball-Karriere zu empfehlen. „Die Chance, dass es wie bei Ismet Akpinar, Lous Olinde oder Lennard Larysz läuft, ist geringer geworden“, sagt der 36 Jahre alte Roquette, der seine aktive Karriere nach dem verlorenen Pro B-Finale des SC Rist 2015 beendet hat. Jene Top-Talente, die auch das Wedeler Trikot getragen hatten, entschieden sich gegen eine Weiterbeschäftigung bei den Towers, um bei jeweils anderen Clubs ihre Karriere in der 1. Bundesliga zu starten oder über Umwege dorthin zu gelangen.
Doppellizenzspieler dürfen künftig ein Jahr älter sein
Der Towers-Aufstieg hat einen weiteren positiven Effekt für den SC Rist: Kooperiert ein Erstligist mit einem Pro B-Club, dürfen die Doppellizenzspieler nun bis zu 22 Jahre – bislang waren es 21 Jahre – alt sein, wenn sie für beide Mannschaften auflaufen. Wedeler Spieler wie Justus Hollatz (18), Osaro Jügen Rich Igbineweka (20) oder Marius Behr (22) kamen in dieser Saison mit einer Doppellizenz für den SC Rist in der Pro B und die Towers eine Liga höher in der Pro A zum Einsatz. Dabei profitierten die Nachwuchskräfte nicht nur von den Verletzungsproblemen der Hamburger: Hollatz zählt zu den bundesweit größten Talenten auf der Spielmacherposition und untermauerte diesen extern herangetragenen Anspruch auch mit einer starken Leistung im vierten Duell gegen Chemnitz, als er unter anderem 16 Punkte erzielte. „Mit beispielsweise Semjon Weilguny, Linus Hoffmann oder Emil Marshall, der sich nach einer regelrechten Verletzungsseuche erst wieder herankämpfen musste, gibt es da schon eine nächste Generation. Dazu stehen auch in den beiden Jugendbundesliga-Teams unserer Kooperation vielversprechende Talente wie zum Beispiel Leif Möller“, blickt Roquette voraus. Mit dem neuen Trainer, der den SC Rist in der im Herbst beginnenden Saison trainieren wird, ist der Sportchef soweit klar. Die Details der Zusammenarbeit sind geklärt, die Unterschrift soll in der kommenden Woche erfolgen. Wedels Kapitän Mario Blessing, der in der vergangenen Saison aufgrund einer Sprunggelenksverletzung in lediglich neun von möglichen 25 Spielen auflaufen konnte, hat das Angebot des SC Rist nicht angenommen und wird die Wedeler verlassen. Bislang hat nur Center Aurimas Adomaitis seine Zusage für die kommende Spielzeit gegeben. Spielerverpflichtungen von anderen Teams stehen noch aus. „Es ist ja erst Anfang Mai, nun werden die Gespräche intensiviert“, so der Rist-Sportchef.