Hamburg. Mit Benka Barloschky sollen die Zweitliga-Basketballer wieder siegen lernen. Als Co-Trainer war er für Analyse der Gegner zuständig.
Benka Barloschky hat nicht lange überlegen müssen, als ihn Marvin Willoughby, der Sportchef der Hamburg Towers, am Sonntagabend fragte, ob er es sich zutraue, Cheftrainer des Basketball-Zweitligaclubs zu werden. „Es war und ist mein Ziel, Karriere als Basketballtrainer zu machen, auch wenn ich mir natürlich eine andere Art des Einstiegs gewünscht hätte“, sagte der 30-Jährige bei seiner offiziellen Vorstellung in der Wilhelmsburger edel-optics.de-Arena.
Nach der 73:78-Niederlage gegen Ehingen, der neunten in den vergangenen zehn Spielen der Zweiten Bundesliga ProA, hatte Willoughby (40) nach der Schlusssirene die Reißleine gezogen und Hamed Attarbashi (41) beurlaubt, den ersten und bis dahin einzigen Cheftrainer der Towers. Attarbashis Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni, danach wäre für ihn eine andere Funktion im ständig wachsenden Club durchaus vorstellbar, sagt Towers-Gesellschafter und -Geschäftsführer Jan Fischer (37), „wenn Hamed nicht ganz andere Pläne hat“.
Barloschsky soll es richten
Jetzt soll es erst mal Barloschky richten. Erfahrungen als erster Mann sammelte der gebürtige Bremer nach seiner kurzen Spielerkarriere, die er wegen eines Beckenschiefstandes aufgab, beim VfL Stade 2013/2014 in der 2. Bundesliga Nord ProB und nach dem Abstieg 2014/15 in der Regionalliga. Danach holte ihn Attarbashi, mit dem er sich weiter freundschaftlich verbunden fühlt, zu den Towers. Als Co-Trainer war in den vergangenen zweieinhalb Jahren die Analyse der Gegner eine seiner Hauptaufgaben. Damit sollte er wissen, was in den verbleibenden acht Spielen der Punktrunde an schweren Aufgaben auf ihn und die verunsicherte Mannschaft zukommt.
Am Sonnabend startet Barloschkys Mission beim Tabellensechsten Gladiators Trier (11:11 Siege), jener Mannschaft, die den Wilhelmsburgern am 17. Dezember in letzter Sekunde mit 72:70 die erste Heimniederlage in dieser Saison beibrachte – und damit dem Antilauf des Teams Dynamik verlieh, der die Towers nach anfänglich 9:3 Siegen vom dritten auf den zehnten Tabellenplatz abstürzen ließ.
Er strahlt Optimismus aus
„Die Jungs sind alle tolle Basketballer. Es geht nun darum, ihnen über Motivation und Enthusiasmus das Selbstvertrauen zurückzugeben“, sagt der neue Cheftrainer, dem in den nächsten Tagen aus dem Verein ein Assistent zur Seite gestellt werden soll. „Wenn du viele Spiele in Folge verlierst, ist das letztlich eine mentale Geschichte. Du machst dir plötzlich über Dinge und Abläufe Gedanken, die zuvor selbstverständlich waren.“ Diese Zweifel aus den Köpfen zu bekommen, Lockerheit und Spaß am Basketball zurückzugewinnen seien die Stellschrauben, an denen er im Training und in den Gesprächen mit den Spielern in diesen Tagen verstärkt arbeitete. Dass er die Wende schaffen kann, traue er sich zu, sagt er voller Überzeugung. Den Optimismus, der seinen Spielern derzeit offenbar fehlt, strahlt er aus.
Mit der Ursachenforschung der Niederlagenserie will sich Barloschky vorerst nicht beschäftigen: „Ich blicke nicht zurück. Das Aufarbeiten der Vergangenheit hilft uns im Augenblick nicht weiter, das können wir immer noch am Saisonende machen.“ Und er stellt eines klar: „Die Mannschaft ist intakt. Da setze ich zwei Ausrufezeichen. Es gibt keine Intrigen oder Machtkämpfe, und es gibt auch nicht den einen Grund, warum wir derzeit den Korb nicht oft genug treffen.“
Aufstieg in die Bundesliga bleibt Ziel
Der Trainerwechsel, sagt Sportchef Willoughby, ändere nichts an der strategischen Ausrichtung des Clubs: „Wir wollen, auch wenn es schwer wird, in dieser Saison immer noch die Play-offs erreichen. Und: Der Aufstieg in die Bundesliga bleibt unser grundsätzliches Ziel.“ Mit 10:12 Siegen liegen die Towers aktuell zwei Ränge hinter dem achten Platz, der noch zur Teilnahme an den K.-o.-Runden im April berechtigt.
Dass die Towers trotz der momentanen Misserfolge schon eine stabile Marke sind, zeigen die Zuschauerzahlen. Auf mehr als 3203 Besucher im Schnitt, eine Hallenauslastung von 94 Prozent, kommen im deutschen Basketball nur zehn der 18 Erstligaclubs. In der 2. Bundesliga sind es in dieser Saison durchschnittlich 1532. Vielleicht für das Image wichtiger noch: Im Großraum Hamburg, das ergab jüngst eine repräsentative Umfrage eines der Towers-Sponsoren, kennen (ungestützt) rund 33 Prozent der Menschen den Verein; ein starker Wert für einen Club, der erst 2014 seinen Spielbetrieb aufnahm.
Benka Barloschky kann sich auch deshalb in der Basketballszene einen Namen machen, weil die Towers ein deutschlandweit beachtetes Projekt sind. Dass er nach der Saison möglicherweise wieder ins zweite Glied rücken muss, ist ihm bewusst. An seinen Karriereplänen ändere das jedoch nichts: „Ich bin ja erst 30.“