Hamburg. Die Rückenschmerzen sind weg: Towers-Center ist endlich verletzungsfrei. Seine Punkte sind wichtig für Hamburgs Basketball-Team.
Seit zwei Jahren ist Justin Tafari Raffington der waschechteste Hamburger im Kader der Hamburg Towers. Der Altonaer Jung ist als einziger in der Hansestadt geboren. Das ging aber in der vergangenen Zweitliga-Saison ein bisschen unter (auch im Abendblatt). Vielleicht, weil der Sohn einer Badenerin und eines Jamaikaners als Fünfjähriger mit seiner Familie nach Freiburg zog und am bekannten Urspring-Basketballinternat in Ehingen ausgebildet wurde. Vielleicht aber auch, weil der Center im Vorjahr viel unauffälliger spielte als in den ers-ten vier Partien dieser Saison.
„Letztes Jahr habe ich zwar kein Spiel verpasst, ich war aber immer nur halbfit“, sagt Raffington. Die Extraeinheiten mit Towers-Athletikcoach Melvin Wiredu im Sommer zahlen sich nun aus, er hat keine Rückenschmerzen mehr, vor dem Topspiel am Sonntag in Heidelberg (17 Uhr) zwickt nur die Plantarsehne unter dem rechten Fuß. „Aber ich fühle mich fünf Jahre jünger“, sagt der 26-Jährige. Man sieht es ihm an. Er ist einer der Leistungsträger des ProA-Vierten (drei Siege/eine Niederlage). Raffington kommt auf 11,5 Punkte, 7,5 Rebounds und zwei Blocks pro Spiel.
Athletik ist seine Stärke
Was zeichnet ihn aus? „Mein Athletik ist sicherlich meine Stärke“, sagt der 2,06 Meter große und 107 Kilo schwere Modellathlet, der so gar nicht dem tapsigen Center-Klischee entspricht. „Ich bin auch in der Defensive im Pick and Roll – dem Blocken und Abrollen – besser geworden. Und ich bin relativ solide von der Freiwurflinie – für einen Großen.“ Das ist hanseatisch un-tertrieben. Er hatte in den ersten vier Partien eine 100-Prozent-Quote (10 von 10). Über seine Spielintelligenz sagt er verschmitzt-trocken: „Ich bin nicht ganz blöd auf dem Feld.“
Raffington ist ohnehin kein Sprüche-klopfer. Der Riese, der an der Florida Atlantic University gleich zwei Bachelor-Abschlüsse machte (in International Business und Marketing), ist als reflektierter Ruhepol die perfekte Ergänzung zu seinem Center-Kollegen Enosch Wolf, dem emotionalen Leader der „Türme“. Und wenn man die drei „Big Men“ vergleicht – den noch im Aufbautraining befindlichen Kapitän Stefan Schmidt (2,07), Raffington und Wolf (2,15) – dann ist Schmidt der klassischste Center auf der Fünfer-Position, der schlaksige Wolf am ehesten der große Flügelspieler auf der Vier - und Raffington dazwischen.
Er fing erst spät mit Basketball an
Über die Stärke der diesjährigen Towers sagt er: „Wir agieren geschlossener – weil diesmal viele Spieler ihre Verträge verlängert haben und wir nicht wieder bei null anfangen mussten. Wir sind spielerisch schon aufeinander abgestimmt und wissen um die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen und wie wir einander helfen.“ Sie ärgern sich aber immer noch über die unnötige 68:77-Niederlage bei seinem Ex-Club Ehingen: „Das hat uns wachgerüttelt. Hoffentlich kommt es in der Endabrechnung nicht auf das eine Spiel an, dann würden wir uns in den Po beißen.“ Bei den punktgleichen Academics Heidelberg erwartet er ein schweres Spiel: „Sie sind mit uns zusammen das defensiv stärkste Team der Liga.“
Raffington fing erst spät mit Basketball an – als Dreizehnjähriger. Er eiferte seinem Bruder Jermain (32) nach, der auch Basketballprofi war und heute als sozialpolitisch engagierter Moderator und Fotograf in Berlin lebt.
Vor zwei Jahren ist Justin Raffington endlich zum ersten Mal nach Jamaika gereist. Ob er etwas Jamaikanisches an sich hat? „Ich bin auf jeden Fall ein fröhlicher Typ“, sagt der Hobbykoch (freihändig ohne Rezepte). Ansonsten ist er sehr hanseatisch. Und ein Towers-Star auf den zweiten Blick.