Hamburg. Die Hamburger haben sich mit ihrem dritten Saisonerfolg in der Spitzengruppe der Zweiten Basketball-Bundesliga ProA festgesetzt.
Am Sonntagnachmittag konnte Hamed Attarbashi beim Spaziergang im Wilhelmsburger Inselpark endlich den angenehm warmen Herbsttag mit seiner Familie genießen. Bis in die Mittagsstunden hatte der Trainer der Hamburg Towers das Spiel seiner Mannschaft vom Vorabend analysiert. Das intensive Videostudium bestätigte seine ersten positiven Eindrücke und ließ ihn entspannt die Wohnung verlassen: „Wir waren diesmal von der ersten Sekunde an bereit, das hat sich ausgezahlt. Das war unser bisher bestes und intensivstes Saisonspiel – trotz der schwächeren Schlussphase. Kein Team kann 40 Minuten lang sein Topniveau abrufen.“
Mit 80:72 (23:17, 21:20, 26:16, 10:19) hatten die Towers vor 2935 Zuschauern in der Wilhelmsburger edel-optics.de-Arena die Niners Chemnitz am Ende immer noch halbwegs souverän besiegt, sich mit ihrem dritten Saisonerfolg in der Spitzengruppe der Zweiten Basketball-Bundesliga ProA festgesetzt. Aus dem schwachen, verschlafenen Auftritt im ersten Viertel vor einer Woche bei der 68:77-Pleite in Ehingen hatten Trainer und Team offenbar die richtigen Schlüsse gezogen. „Wir haben viel miteinander geredet und verstärkt in Kleingruppen gearbeitet“, sagte Attarbashi, lobte dazu Bereitschaft und Einsatzwillen. „In der Defensive war das eine ganz starke Vorstellung.“ Zumindest 31 Minuten lang. Bis dahin hatten die Chemnitzer, in der vergangenen Saison Tabellendritter, gerade 53 Punkten erzielt, lagen beim Stand von 72:53 mit 19 Zählern zurück.
Es wurde eine Zitterpartie
Zwischenstände dieser Art haben im Basketball selten lange Bestand. So dauerte es auch diesmal nur zweieinhalb Minuten, bis der vermeintlich sichere Sieg plötzlich infrage stand. Mit 13:0 Punkten in Folge warfen sich die Chemnitzer auf 66:72 heran, kurz danach auf 68:73, weil den Towers in dieser Phase nicht mal relativ einfache Korbleger gelangen. „Der Rhythmus war weg, die Kräfte auch, dann kannst du schon mal kurzzeitig die Kontrolle über das Spiel verlieren“, erklärte Center Justin Raffington den finalen Leistungseinbruch im vierten Viertel.
Hinzu kamen körperliche Probleme: Raffington litt unter einer Entzündung im Fuß, bei Spielmacher Hrovje Kovacevic schwoll nach einem Schlag auf die linke Hand der Ringfinger an, Flügelspieler Gregory Logins war mit dem rechten Fuß umgeknickt, konnte nur noch humpeln. Bereits beim Abschlusstraining hatte sich Spielmacher René Kindzeka zwei Minuten vor Ende der Übungseinheit am Fuß verletzt, fehlte damit als Alternative. Er fällt wohl eine Woche aus, die anderen drei dürften am nächsten Sonntag in Heidelberg wieder unterm Korb stehen.
„Vielleicht hätte ich auf den Kräfteverlust eher reagieren, früher wechseln müssen, das mag uns fünf Punkte gekosten haben. Unsere personellen Möglichkeiten waren indes beschränkt“, sagte Attarbashi. So wurde es schließlich noch eine Zitterpartie, in der die Hamburger trotz lautstarker Unterstützung von den Rängen in den letzten neun Minuten keinen Punkt mehr aus dem Feld erzielten. Auf ihre Freiwürfe konnten sich die Towers aber auch in dieser kritischen Phase verlassen. Acht von zehn Versuchen von der Linie saßen, mit einer Quote von 80 Prozent sind die Türme ligaweit Spitze.
Gegnerischer Trainer adelt die Towers
Aufgeholt haben die Hamburger gegen Chemnitz in der Kategorie Drei-Punkte-Würfe. Nach schwacher Ausbeute in den ersten drei Spielen landeten diesmal neun von 21 Distanzschüssen (43 Prozent) im Korb. Spielmacher Kovacevic, eine exzellente Neuverpflichtung, zeichnete sich mit drei Treffern bei vier Versuchen aus, Logins (zwei aus drei) kam ihm am nächsten. Selbst Anthony Canty, diesmal nicht in Bestform, traf im letzten Moment von Weitem – als die Angriffszeit von 24 Sekunden gerade abgelaufen war, der Ball aber noch rechtzeitig seine Hand verlassen hatte.
Den Towers-Sieg adelte nach der Begegnung selbst der gegnerische Trainer. „Das war das beste Spiel, war ich in dieser Saison in der ProA gesehen habe. Die Towers haben gut getroffen, glänzend verteidigt. Für mich gehören sie zu den Besten der Liga“, sagte der Argentinier Rodrigo Pastore. Attarbashi vernahm die Worte mit einem milden Lächeln. Trainer lassen sich von derartigen Schmeicheleien nicht den Blick vernebeln. „Wir können noch besser, auch unsere Wurfquote bleibt ausbaufähig“, sagte der Coach der Towers, bevor er seinen Laptop endgültig ausschaltete.
Towers-Punkte: Williams 18, Raffington 14, Kovacevic 13, Canty 10, Wolf 10, Logins 6, Gertz 6, Darley 2, Kamp 1. Wurfquote aus dem Feld: 25 von 53 (47 Prozent).