Hamburg. Die Zweitliga-Basketballer der Hamburg Towers haben fünfmal nacheinander gewonnen – dank der neuen Tiefe im Kader.

Der Fanclub der Hamburg Towers feuerte am Sonntag zur Feier des Abends noch eine Konfetti-Pistole ab. Sogar Ex-Kapitän Will Barnes saß klatschend in der Inselparkhalle, er ist dank seiner schwangeren Hamburger Freundin noch immer mit der Hansestadt verbandelt. Und in den sozialen Netzwerken dachte man sich nach dem 69:59 gegen die White Wings Hanau, dem fünften Sieg in Serie, rasch den Hashtag „#WeAreRolling“ aus. Yes, die Hamburger Zweitligabasketballer sind richtig ins Rollen gekommen. Die Türme aus „Willytown“, wie Wilhelmsburg auch liebevoll genannt wird, sind das ProA-Team der Stunde. Mit sechs Siegen und drei Niederlagen liegen sie auf einmal klar auf Play-off-Kurs.

Man erlebt die stärksten, stabilsten Towers ihrer Geschichte, die sogar ein „hässliches Spiel“ (Sportchef Marvin Willoughby) wie gegen Hanau gewinnen. Und das, nachdem sie sich einen Saisonfehlstart (ein Sieg, drei Niederlagen) zusammengedribbelt hatten. „Das war mental schwierig für die Jungs“, erinnert sich Coach Hamed Attarbashi. Aber nach dem Tiefpunkt in Leverkusen ging ein Ruck durch die Mannschaft. Die ersten Spieltage deutet Attarbashi rückblickend als verlängerte Vorbereitung um, denn wegen des Towers-typischen Verletzungspechs stießen erst nach und nach wichtige Spieler zum Kader. Etwa US-Topneuzugang Xavier Roberson, genannt „X“, der wegen eines umgeknickten Knöchels die ersten drei Spiele verpasste. Oder der höchste Turm, Center Mike Wenzl, der nach dem Kabinenvirus elf Kilo schlanker seiner Form hinterherlief. Oder A2-Nationalspieler Anthony Canty, der nach einer Leisten-OP erst am Freitag in Nürnberg (79:73) sein Debüt feierte.

Am Sonntag bei seiner Inselpark-Premiere ließ der Aufbauspieler mit Showtalent seine Spielintelligenz aufblitzen, „körperlich bin ich aber erst bei 60 bis 70 Prozent“, meinte der Berliner Jung’, 24. Was das aktuelle Erfolgsgeheimnis sei? „Unsere Qualität ist unsere Quantität.“ Tatsächlich ist das Team viel tiefer besetzt, alle Neuzugänge überzeugen bisher. Allen voran der aus der ProB von Itzehoe geholte US-Forward Jonathon Williams, der seriöser und konstanter als sein Vorgänger-Luftikus „Air Canada“ Terry Thomas spielt. Auch der vor eineinhalb Wochen nachverpflichtete Deutschamerikaner Travis Warech schlug sofort ein. Am Sonntag war er der Topscorer mit 20 Punkten. „Wir haben Travis geholt, weil er uns Tiefe geben kann. Das ist unsere Stärke. Nächste Woche macht ein anderer 20 Punkte“, sagte Attarbashi. „Ich freue mich für Travis. Wir haben ihn gut aufgenommen, und er gibt viel zurück.“ Warech, dessen Großmutter Alice eine in die USA geflohene Hamburger Jüdin ist, haben sie als Ersatz für Janis Stielow (wiederaufgebrochene Rückenverletzung) geholt und mit ihm ein glücklicheres Transferhändchen gehabt als mit der gefloppten Vorjahresnachverpflichtung Max Rockmann. Warech, 24, winkt eine Verlängerung seines Zweitmonatsvertrags.

Wenn jetzt noch Vincent Kittmann wieder zu sich findet und Topscorer Bazoumana Koné (16,6 Punkte im Schnitt) nach seinem Bluterguss unter dem Fuß erstmals ein „cooles Duo“ (Koné) mit Canty bildet, dann rollen diese Towers immer weiter.