„Hug! Hug!“ rufen die brasilianischen Fans, wenn der Spieler mit der Nummer 17 am Ball ist. Seinen Spitznamen „Hulk“ haben ihm einst die Zuschauer in Japan verpasst.

Belo Horizonte. Givanildo Vieira de Souza ist ein brasilianischer Fußball-Nationalspieler, den so fast niemand kennt. Aber als „Hulk“ ist der Angreifer von Zenit St. Petersburg ein Star im Land des WM-Gastgebers. Den Spitznamen hat er von der Titelfigur aus den gleichnamigen Marvel-Comics und verdankt ihm seinem muskelbepackten Body. Seine Fans huldigen Hulk – mit Masken, aufblasbaren Puppen und Pappfiguren und grün bemalten Oberkörpern.

Eine etwa drei Meter große Hulk-Figur aus Kunststoff und im gelben Nationaltrikot ist das beliebteste Fotomotiv unweit des Eingangs von Brasiliens Trainingscamp „Granja Comary“ in Teresópolis. Nach fast vier Wochen Weltmeisterschaft hat der hünenhafte Kraftprotz allerdings einige Macken, und die Nummer 7 hat jemand geklaut.

Die brasilianischen Fans sprechen Hulk allerdings nicht aus wie im Englischen, sondern rufen: „Hug.“ Manche reden ihn mit „Hugi“ an, was ein ziemlich putzige Bezeichnung ist für einen Spieler, der in seiner Heimat in knappen Shorts als Coverboy für das Männer-Magazin „Mens Health“ wirbt. Titel: „Stark wie Hulk“. Klar, dass es hier um Kraftübungen und Waschbrettbauch geht.

Unglücklicherweise werden die „Hug! Hug! Hug!“-Rufe in den Stadien, wenn der brasilianische Profi auf der linken Außenbahn nach vorne prescht, häufig mit rassistischen Affenrufen verwechselt.

Seine kraftvollen Schüsse haben eine große Streuweite


Im Comic besitzt Hulk, der sich bei jedem Wutanfall in ein grünes Monster verwandelt, übernatürliche Kraft. Der Fußballprofi Hulk spielte von 2007 bis 2008 bei Tokio Verdy und schoss 44 Tore in 55 Spielen – meist im grünen Vereinstrikot. Da hatte er bei den Japanern seinen Spitznamen schnell weg. Längst trägt ihn der Brasilianer auch auf dem Trikot, früher stand da Givalindo.

Hulk spielt ziemlich körperbetont und ist nur schwer außer Tritt zu bringen. Seine kraftvollen Schüsse haben nur eine etwas große Streuweite, sonst hätte er in der internen Torschützenliste längst dem inzwischen verletzten Superstar Neymar Konkurrenz gemacht. Eine Bestmarke hält der Stürmer jedoch. Bei den kohlenhydratreichen Frühstücken während der WM, verriet sein Mitspieler David Luiz mal grinsend, „ist derjenige, der am meisten isst, Hulk.“ Nach dem Ausfall von Neymar muss Hulk nun die Hoffnungen einer ganzen Nation erfüllen. Er wird immer wichtiger für die Selecao.

Hulks Marktwert kann sich sehen lassen. Er wechselte 2012 für mehr als 50 Millionen Euro Ablöse vom FC Porto nach St. Petersburg, wo der Profi aus ärmlichen Verhältnissen einen Fünf-Jahres-Vertrag erhielt, der ihn zu einem sehr reichen Mann machte. 2011 hatten ihn sowohl die Journalisten als auch die Fans zum besten brasilianischen Spieler im Ausland gewählt. 2012 gehörte Hulk zur Seleção, die das Olympia-Finale von London gegen Mexiko verlor. 2013 siegte er mit Brasilien beim Confederations Cup und hat längst einen Stammplatz bei Luiz Felipe Scolari. Und im Kraftraum ist er der Größte.